Kleve Vollendung vor dem Tod

Kleve · Der Nütterdener Willibrord Saminé malte einen Kreuzweg mit acht Stationen in Postkartengröße. Jahrelang hatte er dieses Vorhaben mit sich herumgetragen. Anstoß für ihn war schließlich die Krankheit eines Freundes. Einen Tag vor dessen Tod hatte er sein Werk vollendet.

 Diese Bild zierte den Totenzettel seines verstorbenen Freundes.

Diese Bild zierte den Totenzettel seines verstorbenen Freundes.

Foto: Evers, Gottfried

"Die Idee, einen Kreuzweg zu malen, habe ich jahrelang in mir herumgetragen", sagte Willibrord Saminé aus Nütterden, "aber ich habe mich lange nicht getraut, an dieses schwere Werk heranzugehen." Und dann wurde sein guter Freund in Wien schwer krank.

 Willibrord Saminé zeigt zwei Stationen seines gemalten Kreuzweges.

Willibrord Saminé zeigt zwei Stationen seines gemalten Kreuzweges.

Foto: Gottfried Evers

Er war Kunstexperte bei den Salzburger Nachrichten und berichtete über Ausstellungen in Österreich und der ganzen Welt. "Jetzt musst du deinen Kreuzweg malen", dachte sich Saminé, "er soll ihn sehen und begutachten." Am 21. März 2009 entstand das letzte von acht Bildern, die Auferstehung, und einen Tag später, am 22. März, verstarb sein Freund. "Das war ein schwerer Schlag", blickt der Nütterdener zurück. "Seiner Frau Monika habe ich das Kernbild 'Es ist vollbracht' geschickt, und sie hat es für den Totenzettel verwandt."

Die acht Stationen des Kreuzweges sind in Postkartengröße in drei Farbstufen, schwarz, weiß und grau mit Deckfarbe gemalt, grau, um die Personen plastisch gestalten zu können.

Und so entstanden die Motive: Jesus vor Pilatus, Jesus fällt unter dem Kreuz, Simon von Cyrene hilft Jesus beim Kreuztragen, die Kreuzigungsgruppe, das Kernbild "Es ist vollbracht", die Pietá, wobei Maria ihren toten Sohn in ihre Arme nimmt, die Grablegung und schließlich, als Erfüllung des Kreuzweges, die Auferstehung. In der Fastenzeit ist der Kreuzweg im Wohnzimmer der Familie Saminé zu sehen. Motive wurden auch zum Tod der Schwester und des Bruders des ehemaligen Lehrers gebraucht.

Schon als Kind hat Saminé gemalt und viele Bilder verschenkt. Sein Vater hat das Talent gefördert. Nach dem Krieg bekam der Zehnjährige für Altpapier Zeichenblätter. In der Schule in Kellen hatte Lehrer Heinrich Lamers seine künstlerischen Fähigkeiten schnell erkannt. Mit bunter Kreide malte Willibrord Saminé für die Heimatkunde Unterrichtsstoff an die Tafel. Er zeichnete seinen Mitschülern den St. Martin vor. Im Internat im Sauerland hatte er sogar ein kleines eigenes Atelier.

Er gestaltete geistliche Sprüche in Kunstschrift für große gerahmte Bilder, malte Osterhasen auf Pappkartons oder zeichnete und legte Blumensymbole für einen Fronleichnamsteppich. Dieser war 200 Meter lang mit fünf Darstellungen aus Blüten, Lerchennadeln und gefärbtem Sägemehl. Im Gymnasium in Emmerich konnte Saminé nur sporadisch malen, darunter Pferdemotive. Beim Studium in Essen war sein Schwerpunktfach Kunst bei Professor Rosche.

Dort erlernte er viele Techniken wie Radierungen, Holzschnitt oder Linolschnitt. "38 Jahre habe ich im Schuldienst ständig in den Klassen den Kunstunterricht erteilt. Dabei habe ich in der Grundschule eigene Techniken ausprobiert", blickt der pensionierte Pädagoge zurück.

(stw)
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