Erdkabel in Kevelaer, Geldern und Issum Die Superstromtrasse im Blick

KEVELAER/GELDERLAND · Ein Erdkabel soll am Niederrhein die Autobahn für den Strom aus dem Norden sein. Am Mittwoch hatten die Bürger Gelegenheit, sich anzusehen, wo genau die Trasse zwischen Kevelaer, Geldern und Issum verlaufen soll.

Oliver und Sabine Beginn mit Sohn Fritz lassen sich  von Carsten Stiens von Amprion das Verfahren erläutern.

Oliver und Sabine Beginn mit Sohn Fritz lassen sich  von Carsten Stiens von Amprion das Verfahren erläutern.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wer wissen will, warum der Netzbetreiber Amprion die neue Superstromtrasse von Rees aus über Niedermörmter und Uedem nach Achterhoek führen will, braucht nur einen Blick auf die große Karte zu werfen, die im Bürgerforum hängt. Dort sind die Bereiche feuerrot markiert, auf denen es Probleme beim Bau der Trasse geben könnte. Und rund um Achterhoek, Geldern und Issum gibt es kaum rote Fläche, also viel Platz für das Superstromkabel.

Über dieses Kabel soll der Strom, der im Nord produziert wird, weiter transportiert werden. Die Superstromtrasse ist Folge der Energiewende, über die Verbindung mit der Bezeichnung A-Nord soll die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportiert werden. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht dem doppelten Bedarf einer Großstadt wie Köln.

Um den Bürgern Gelegenheit zu Fragen zu geben, zieht Amprion mit Infoveranstaltungen durch die Region. In Sonsbeck und Hamminkeln hatten die Mitarbeiter alle Hände voll zu tun, den Besuchern die Pläne zu erläutern, in Geldern war der Andrang eher überschaubar. Zu den Besuchern, die sich genau informieren wollten, wie nahe denn die Superstromleitung an ihrem Haus vorbeiläuft, gehörte Familie Beginn aus Sonsbeck-Hamb. Sie hat dort eine Gärtnerei und liegt in dem Bereich, in dem eine kleine Umplanung vorgesehen ist. Dort gibt es in der Nähe von St. Bernadin einen Engpass, wie Amprion-Sprecher Jonas Knoop erläutert. Eine Umgehung von Hamb wird daher geprüft.

Eben solche Änderungen an den Plänen werden bei den Infoveranstaltungen vorgestellt. Auf dem Tablet hatte Carsten Stiens von Amprion Gelegenheit, Familie Beginn zu zeigen, wo in etwa die Trasse verlaufen wird. 24 Meter werden für das Kabel benötigt, bei Bau sind es 35. Noch ist aber ziemlich offen, wo das Kabel genau liegen wird. Denn geplant wird mit einem 1000 Meter breiten Korridor. Klar ist aber, dass auf Wohnbebauung natürlich Rücksicht genommen werde, heißt es.

Als Entschädigung erhalten Grundstücksbesitzer, über deren Land das Erdkabel führt, 20 bis 30 Prozent des Flächenwertes. Ackerbau soll über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich sein, nur Bäume dürften auf der Trassenbreite nicht gepflanzt werden.

Das Erdkabel wird verlegt, weil das von Bürgerinitiativen und Kommunen gefordert wurde. Sie wollten die Riesenmasten auf ihrem Gebiet verhindern. Wie genau sich Erdkabel auswirken, wird noch untersucht. In Raesfeld läuft ein Erdkabel seit zwei Jahren im Probebetreib. Die Daten werden laufend ausgewertet. Befürchtet wurde vor allem eine Erwärmung des Bodens. Die sei bislang geringer ausgefallen, als erwartet, so Knoop. An der Oberfläche habe sich die Temperatur nur um ein Grad erhöht. „Wir müssen hier aber erst einmal Werte über mehrere Jahre sammeln“, sagt er.

Auch in Hartefeld gibt es eine leichte Verschiebung des Trassenvorschlags. Hier soll das Kabel jetzt etwas weiter östlich geführt werden, um mehr Platz zum Wasserschutzgebiet zu haben. In Uedem wird darauf geachtet, möglichst den Hochwald zu meiden, um dort nicht in die Umwelt eingreifen zu müssen.

In Kerken ist ebenfalls eine kleine Änderung möglich, die würde greifen, wenn die Bundesnetzagentur tatsächlich die Trasse über Achterhoek, Issum und Geldern genehmigen würde. Bei Amprion geht man immer noch davon aus. Für diese Variante spreche eben, dass der Raum im Vergleich zu den drei anderen Varianten wenig besiedelt ist. Auf der Karte ist das deutlich zu sehen. Etwas dichter ist die Besiedlung bereits bei der Variante, die unterhalb von Wesel den Rhein kreuzen würde. Sie ist aus Sicht von Amprion die zweitbeste Variante.

Die favorisierte Variante  führt durchs Gelderland.

Die favorisierte Variante  führt durchs Gelderland.

Foto: grafik

Zwei weitere Alternativen hält das Unternehmen für ungeeignet, hat allerdings den Auftrag, auch hier weiter zu prüfen. Eine würde bei Xanten unter dem Rhein durchgeführt, die südlichste Variante liegt bei Dinslaken.

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