Bedburg-Hau Vielleicht schreibe ich ein Buch

Bedburg-Hau · Das Vorzimmer Sie wissen über alles Bescheid, die Sekretärinnen der Bürgermeister. In einer kleinen Serie stellt die RP diese Frauen vor. Den Anfang macht Marlies Hoffmann aus Bedburg-Hau, seit 40 Jahren im Vorzimmer.

Sie arbeiten im Hintergrund, sie sind verschwiegen und halten ihren Chefs die Rücken frei. Ja, wer im Vorzimmer des amtierenden Bürgermeisters sitzt, bekommt viel mit, muss aber auch Einiges wieder ausbügeln. Doch wer erledigt bei uns in aller Stille die Arbeiten für die Bürgermeister? Und was können uns diese engen Mitarbeiter über ihre Dienstherren erzählen?

Die Rheinische Post stellt in einer kleinen Serie jeweils zehn Fragen an die Sekretärinnen. Den Anfang macht Marlies Hoffmann (57) aus Bedburg-Hau, die seit mehr als 40 Jahren dieses Amt bekleidet. Die Vorteile dieses Jobs liegen, so Hoffmann, ganz klar auf der Hand. "Man weiß über alles Bescheid." Die Nachteile ebenfalls: "Andere wissen auch, dass ich über alles Bescheid weiß", so Hofmann, die im Juli nächsten Jahres ihre Altersteilzeit antritt und dann mehr Zeit für ihren Blumen- und Gemüsegarten hat. Hier ihre Antworten:

Trinkt der Bürgermeister seinen Kaffee eigentlich schwarz oder mit Milch und Zucker?

Marlies Hoffmann Herr Driessen trinkt seinen Kaffee "schwarz". Da habe ich mich nie umstellen müssen, denn alle meine Chefs — vier an der Zahl — tranken oder trinken den Kaffee schwarz.

Wenn der Bürgermeister morgens ins Büro kommt, woran erkennen Sie, dass er schlechte Laune hat?

Hoffmann Das erkenne ich an seinem Tonfall, wie er mir "Guten Morgen" sagt. Wir kennen uns seit 36 Jahren, früher als Kollege, heute als Chef, da kennt man den "Tonfall".

Und die gute Laune?

Hoffmann Dann höre ich ihn schon auf dem Flur pfeifen, bevor er ins Zimmer kommt.

Kommunalwahl steht vor der Tür. Ist der Bürgermeister schon nervös?

Hoffmann Vielleicht ein bisschen, aber nicht der Rede wert.

Welche Aufgaben müssen Sie — speziell in der Zeit — für den Bürgermeister erledigen?

Hoffmann Keine, es ist alles wie immer.

Sein originellstes Werbegeschenk?

Hoffmann Ein Regenschirm mit Gemeindeemblem, weil Herr Driessen "niemanden im Regen stehen lassen" möchte.

In den Vorzimmern der Landräte und Bürgermeister sitzen meistens Frauen, die Bürgermeister- und Landratssessel sind hingegen meist mit Männern besetzt. So auch in Kleve und Umgebung. Was meinen Sie, haben Frauen kein Interesse an diesem Amt?

Hoffmann Ich bin davon überzeugt, dass sich dieser Zustand in naher Zukunft ändern wird — es muss sich einfach ändern!

An Ihnen kommt niemand vorbei. Verraten Sie uns Ihre beste Ausrede, warum es gerade nicht möglich ist, den Bürgermeister zu sprechen?

Hoffmann (lacht) Das werde ich mit Sicherheit nicht verraten! Vielleicht traut sich einfach niemand, mir zu widersprechen.

Sie erleben hier jeden Tag eine Menge. Was werden Sie Ihren Enkeln noch erzählen?

Hoffmann Ja, da gibt es wirklich viel zu erzählen. Einige Anekdoten werde ich später sicherlich dem Vincent erzählen. Vielleicht schreibe ich ja auch mal ein Buch darüber — Titel: "40 Jahre Vorzimmer — vier Chefs".

Mal ehrlich, denkt der Bürgermeister an Ihren Geburtstag?

Hoffmann Ja, immer.

Die Fragen stellte RP-Redaktionsmitglied Julia Lörcks.

(RP)
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