RP-Telefonaktion Viele Antworten zur Pflegefinanzierung

Kleve · Drei Expertinnen beantworteten gestern Fragen von RP-Lesern zum Thema Pflege. Vor allem Unterbringungsmöglichkeiten und Kosten beschäftigten die Anrufer. Die Fachfrauen bekräftigen, dass Hemmschwellen grundlos seien.

 Durchwahl zu den Fachfrauen in der RP-Redaktion Geldern: Regina Schüren vom Caritasverband Geldern-Kevelaer, Brigitte Linden vom Theresien-Stift Weeze und Dagmar Hennig von Haus Golten in Geldern-Pont (v.l.) beantworteten die Fragen der Anrufer.

Durchwahl zu den Fachfrauen in der RP-Redaktion Geldern: Regina Schüren vom Caritasverband Geldern-Kevelaer, Brigitte Linden vom Theresien-Stift Weeze und Dagmar Hennig von Haus Golten in Geldern-Pont (v.l.) beantworteten die Fragen der Anrufer.

Foto: Markus van Offern

Unsere Gesellschaft altert zunehmend. Immer mehr Menschen erreichen ein Alter von 80 Jahren und mehr. Irgendwann kommt dann aber auch der Punkt, an dem man auf Hilfe angewiesen ist. Viele wollen das nicht wahrhaben oder sich erst gar nicht mit dem Thema beschäftigen.

Der gestrige Internationale Tag der Pflege sollte aber genau dazu dienen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die RP hatte deshalb eine Anrufaktion gestartet, bei der sich drei Expertinnen die Sorgen der Anrufer angehört und sie mit wertvollen Ratschlägen versorgt haben. Vor allem ein Thema dominierte: die Finanzierung der Pflegeangebote. So wollte eine Anruferin von Regina Schüren vom Caritasverband Geldern und Expertin für ambulante Pflege, wissen, was passiere, wenn das eigene Vermögen zur Finanzierung der Pflege ihres Angehörigen aufgebraucht sei.

"Zunächst wird festgestellt, ob Angehörige die Pflege finanziell stemmen können. Dazu müssen allerdings erst bestimmte Einkommensgrenzen überschritten werden. Ist das nicht der Fall, trägt die Gesellschaft, sprich die Sozialhilfe, die Kosten", sagte Schüren, die einer weiteren Anruferin auch erklärte, wie es mit Umbaumaßnahmen innerhalb der eigenen vier Wände aussehe. Schüren riet zusätzlich: "Wer sich zu diesem Thema näher erkundigen möchte, kann die kostenlose Wohnraumberatung des Kreises Kleve in Anspruch nehmen." Bei Dagmar Hennig von Haus Golten (Geldern-Pont), Expertin für Tagespflege, erkundigte sich eine Anruferin, welche Möglichkeiten es im Rahmen der Tagespflege gibt und wer diese finanziert. Falls der Patient pflegeeingestuft sei, habe er auch Anspruch auf Tagespflege, sagte Hennig. Da die Anruferin einige Tage verreisen wolle, äußerte sie zusätzlich ihre Sorgen, dass ihr an Demenz erkrankter Mann im Falle einer kurzzeitigen Unterbringung weglaufen könne. "In Haus Golten bekommen Menschen mit sogenannter Weglauftendenz beispielsweise eine Armbanduhr, die einen Alarm auslöst, sobald der Bewohner einen bestimmten Grenzbereich verlässt", erklärte Hennig und verdeutlichte, dass die Anruferin kein schlechtes Gewissen haben brauche: "Sie müssen auch mal an sich denken."

Deutlich in den Gesprächen wurde auch, dass nach wie vor ein Hemmnis für Angehörige bestehe, weil sie ein wahres Antrags-Chaos befürchten. Während es sich bei Tagespflege oder stationärer Altenhilfe noch in Grenzen hält, müsse bei der ambulanten Pflege jede einzelne Leistung beantragt werden, wie Schüren erklärte. "Aber natürlich werden die Menschen damit nicht allein gelassen. Es gibt viele Beratungsangebote. Die Pflegedienste erstellen auch Kostenvoranschläge", so Schüren weiter

. Brigitte Linden vom Theresien-Stift in Weeze und Expertin zum Thema stationäre Altenhilfe-Einrichtungen fiel auf, dass bei vielen Menschen noch Unkenntnis über das Beratungsangebot herrsche. Linden verdeutlichte: "Beratungsangebote und Pflegemöglichkeiten gibt es viele. Und diese sind sehr vielfältig. In vielen Einrichtungen kann man sich auch unverbindlich informieren und die Räumlichkeiten anschauen."

Sie ergänzte, dass viele Hemmschwellen auf Vorurteilen aus vergangenen Zeiten beruhen. Mittlerweile habe sich aber eine Menge getan: "Ganz wichtig ist, dass die Bewohner weiterhin selbstbestimmend leben können." Sorgen in dieser Richtung müsse man heutzutage also nicht mehr haben. Alle drei Expertinnen wiesen auch darauf hin, dass eine gemeinsame und den Menschen gerechte Kommunikation essentiell sei. Auch die Angehörigen gehören dazu. Denn deren Belastung sei schon allein wegen des vielfältigen Angebots enorm.

Wer weitere Fragen hat oder sich erkundigen möchte, kann dies unter diesen Telefonnummern: Theresien-Stift Weeze: 02837 961624, Haus Golten: 02831 1360, Caritasverband Geldern-Kevelaer: 02831 132290.

(cad)
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