Kleve Verzweifelte Ipsen-Kämpfer

Kleve · Interessengemeinschaft Ipsen legte Plan zur Rettung der 121 Stellen vor. Keine Chancen für die Vorschläge aus Sicht der Geschäftsführung. Gehaltsverzicht zum Job-Erhalt wurde nicht akzeptiert. Firmen-Schließung stand im Raum.

Das Ende war gestern Abend. Bis dahin mussten sich 121 Mitarbeiter, die den Klever Industrieofenbauer Ipsen verlassen, entscheiden, ob sie in eine Transfergesellschaft zur weiteren beruflichen Qualifizierung wechseln oder die Kündigung annehmen.

38 hatten sich bis gestern Morgen für die Weiterbildung entschieden. Trotzdem gab es gestern noch ein Aufbäumen von knapp 50 verzweifelten Beschäftigten, die von der Entlassung betroffen sind, bei einem Treffen der Interessengemeinschaft (IG) Ipsen in der Reithalle Cluse in Materborn.

Kündigungen billiger

Vertreter dieser IG, die aus Beschäftigten besteht, legten den Mitarbeitern ein Konzept vor, mit dem die Geschäftsführung die 121 Stellen retten könne. Es sah Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, auf zehn Prozent Gehalt sowie auf den Krankenkassenzuschlag des Arbeitgebers und Nutzung des Instrumentes der Kurzarbeit zur weiteren Kostensenkung vor.

Die Ausgaben von 4,1 Millionen Euro für den Stellenabbau seien dann nicht nötig. Die Geschäftsführung sollte eine zweitägige Fristverlängerung einräumen, um die Ideen zur prüfen, so Georg Cluse von der IG Ipsen.

Die Geschäftsführung habe jedoch ein "sehr deutliches Signal" gegeben, dass entweder der Wechsel in die Transfergesellschaft oder die betriebsbedingte Kündigung akzeptiert werde, berichtete Kleves Wirtschaftsförderer Rudolf Röhrl von Gesprächen mit dem Ofenbau-Hersteller. Auch der Betriebsrat habe versucht, mit Gehaltsverzicht die Arbeitsplätze zu retten, erklärte Betriebsrats-Vorsitzender Werner Schulte.

Die Kurzarbeit sei zu teuer und zu schwer zu organisieren, so die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Karla Evers aus den Verhandlungen mit der Firmenleitung. Wirtschaftsprüfer, die im Auftrag der Arbeitnehmer-Seite Berechnungen durchgeführt hätten, hätten festgestellt, dass die Kündigungen für das Unternehmen im Endeffekt preisgünstiger seien.

Die Arbeitnehmer-Vertretung habe ihren Job gemacht, verteidigte IG Metall-Gewerkschaftssekretär Ralf Claessen das Verhandlungsergebnis über Sozialplan und Interessenausgleich. Der Betriebsrat habe das Ziel gehabt, möglichst viele Leute an Bord zu halten.

Das Konzept der Interessengemeinschaft Ipsen wäre ein gangbarer Weg gewesen, so der Gewerkschafter. "Dafür hätte ich mir aber mehr Rückenwind gewünscht. Dann hätte man vielleicht noch etwas gedreht", betonte Claessen. Die Belegschaft hätte streiken können. Dann hätten aber auch die Mitarbeiter mitmachen müssen, die noch ihre Stelle hätten.

Der Druck auf den Betriebsrat sei "riesengroß" gewesen, erklärte Kleves Bürgermeister Theo Brauer. Die Arbeitnehmer-Vertretung habe das "Bestmöglichste" herausgeholt. Die Alternative sei gewesen, dass Ipsen geschlossen worden wäre.

(RP)
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