Kreis Kleve Verwahrloste Pferde in Kalkar gerettet

Kreis Kleve · Tierfreunde und Polizei alarmierten die Veterinärabteilung des Kreises Kleve über den Zustand der Tiere auf einer Wiese in Kalkar. Zwei Ponys konnten gerettet werden, für mindestens ein Pferd kam jedoch jede Hilfe zu spät.

 Eines der beiden geretteten Shetland-Ponys, die sich jetzt weiter in Behandlung von Tierärzten befinden.

Eines der beiden geretteten Shetland-Ponys, die sich jetzt weiter in Behandlung von Tierärzten befinden.

Foto: NN

Sie habe ihren Augen nicht trauen können, als sie die vier Tiere am vergangenen Freitag zum ersten Mal gesehen hat, sagt Elisabeth Müller* vom Verein "Gemeinsam anders — in Vielfalt begegnen". Der Verein hatte auf eine Internet-Anzeige reagiert, in der ein reitbares Pferd für 150 Euro im Angebot war. Das zugehörige Bild habe ein schönes, gut genährtes Pferd auf einer sonnigen Wiese gezeigt. "Das Foto war aber Jahre alt. Jetzt war das Tier beinahe nicht mehr wiederzuerkennen."

 Für dieses Pferd kam jede Hilfe zu spät: Aufgrund einer Kolik musste es Anfang der Woche vom Veterinäramt eingeschläfert werden.

Für dieses Pferd kam jede Hilfe zu spät: Aufgrund einer Kolik musste es Anfang der Woche vom Veterinäramt eingeschläfert werden.

Foto: Privat

Aktuelle Bilder zeigen das volle Ausmaß des Leids der Tiere: Sie sind abgemagert, haben Bisswunden, bei einem ist das Bein auf die doppelte Größe angeschwollen. "Uns war klar, dass diese Pferde gerettet werden müssen", sagt Müller.

Dann geht alles schnell. Der Fall wird im Verein publik, Bekannte fahren zu der Wiese, sind ebenfalls schockiert — und rufen die Polizei. "Die meinten zuerst, wir sollen die Veterinärabteilung anrufen. Aber es war Samstag, und ich habe denen deutlich gemacht, dass die Tiere bald tot sind, wenn nicht unverzüglich jemand herkommt", erzählt Julia Helm*, die die Beamten per Telefon verständigt hat.

Die Polizei schickt Beamte, die ebenfalls sichtlich schockiert über den Anblick gewesen seien, berichtet die Anruferin. "Die Polizisten haben sofort gesagt, dass es richtig war, 110 zu wählen", sagt Helm. Aber: Es befinden sich nur noch drei Tiere auf dem Gelände. "Ein Pferd — das mit dem angeschwollenen Bein — ist einfach verschwunden. Es hieß, dass es gestorben sei. Gesehen hat es aber niemand", sagt eine der Tierretterinen. Die Beamten verständigen den Kreisveterinär. "Der Eigentümer hat dann die Pferde freiwillig abgetreten", sagt Kreis-Sprecherin Ruth Keuken. Den Besitzern wurde mit sofortiger Wirkung ein Pferdehaltungsverbot ausgesprochen. "Weitere Maßnahmen werden geprüft", sagt Keuken.

Die Tierfreunde erheben schwere Vorwürfe. "Man hat sich als Gnadenhof ausgegeben, obwohl man die Pferde einfach auf eine Wiese gestellt und sich dann nicht mehr darum gekümmert hat", sagen sie. Auch der Kontakt zu Vorbesitzern gelingt, die zeigen sich schockiert über den Zustand ihrer ehemaligen Tiere. Das am meisten abgemagerte Pferd kann der Tierarzt Anfang dieser Woche nur von seinem Leid erlösen. "Die Tiere hatten kein Futter, die Wiese bestand fast nur aus Sand. Den hat es vor lauter Hunger gefressen und eine schwere Kolik bekommen", sagt Elisabeth Müller.

Zwei Shetland-Ponys können verwahrlost gerettet werden. Als sich zunächst kein geeigneter Platz für die Tiere findet, übernimmt sie der Verein selbst. "Das ist ja nicht wie bei Hunden, die man einfach so ins Tierheim geben kann", meint Müller. Die beiden Pferde werden jetzt weiter tierärztlich betreut. "Ihr Zustand ist eine Katastrophe. Bei einem Pony wurde Hufkrebs im Anfangsstadium festgestellt, sie sind voller Würmer und Pilze", sagt Elisabeth Müller. "Da kommen doch Menschen vorbei, ganz in der Nähe gibt es Bauernhöfe. Ich verstehe nicht, warum da nicht schon vorher jemand eingeschritten ist. Die Tiere sind doch verhungert", meint die Helferin.

Schon mehrfach kam es im Kreis Kleve zu ähnlich gelagerten Beispielen. Im Jahr 2013 ist es in vier Fällen zu vorübergehenden Fortnahmen gekommen, dazu kamen vier sogenannte freiwillige Abtretungen, wie auch im aktuellen Fall aus Kalkar. Dauerhafte Wegnahmen gegen den Willen der Besitzer habe es im vergangenen Jahr aber keine gegeben, sagt Kreis-Sprecherin Ruth Keuken.

Auch wenn für mindestens ein, wahrscheinlich sogar zwei Pferde jede Hilfe zu spät kam, sind die Tierfreunde doch froh, zumindest die beiden Shetland-Ponys gerettet zu haben.

* Namen von der Redaktion geändert.

(lukra)
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