Urteil in Kleve 73-Jähriger muss wegen Drogenhandels mehr als fünf Jahre in Haft

Kleve · Das Klever Landgericht hat am Montag einen 73-jährigen Niederländer wegen der Einfuhr von Betäubungsmitteln und Beihilfe zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt.

 Im Darknet sollen die Drogen verkauft worden sein, die ein 73-jähriger Niederländer in Postfilialen in Kleve, Kranenburg und Emmerich zum Versand aufgab.

Im Darknet sollen die Drogen verkauft worden sein, die ein 73-jähriger Niederländer in Postfilialen in Kleve, Kranenburg und Emmerich zum Versand aufgab.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Angeklagte hat als Kurierfahrer für unbekannte niederländische Hinterleute gearbeitet. Seine Aufgabe war es, Brief- und Paketsendungen voller Rauchgift aus den Niederlanden nach Deutschland zu bringen. Dort angelangt, gab er die Sendungen bei grenznahen Postfilialen auf.

Die Rauschmittel waren anonym im Darknet verkauft worden und sollten an Empfänger in Deutschland und im Ausland gehen. Der Angeklagte hatte Sendungen unter anderem in Kleve, Emmerich und in Kranenburg aufgegeben. Sechs Fahrten mit jeweils zahlreichen Sendungen konnten dem Angeklagten nachgewiesen werden – unter anderem, weil aufmerksame Postmitarbeiter verdächtige Sendungen gemeldet hatten. Laut Staatsanwaltschaft ist der 73-Jährige für den Versand von mehr als 27 Kilogramm Rauschgift verantwortlich gewesen – hauptsächlich Amphetamin, aber auch Heroin und Kokain.

Der 73-jährige Angeklagte erklärte am Montag, dass er nichts vom illegalen Inhalt der Briefe und Pakete gewusst hätte. Der Rentner sagte, er habe sich als Kurierfahrer ein paar Euro dazuverdienen wollen. Visitenkarten mit der Aufschrift „De Transporteur“ hatte er gedruckt und verteilt. „Die Auftraggeber haben mich dann angerufen, ob ich noch Arbeit suche. Da habe ich ‚Ja‘ gesagt. Ich sollte Pakete zur Post bringen.“ Seine Auftraggeber hätten ihm dann ein Handy gegeben und ihm darauf mitgeteilt, wo er die nächste Lieferung abholen soll. Meistens sei dann ein unbekannter Mann gekommen und habe die Sendungen in seinen Kofferraum gepackt, so der Angeklagte.

Dass der Auftraggeber anonym blieb, sei ihm nicht merkwürdig vorgekommen, so der 73-Jährige – auch nicht, dass er ein extra Handy zur Kommunikation nutzen und die Sendungen immer von den Niederlanden aus zu deutschen Postfilialen bringen sollte, oder dass auf den Sendungen deutsche Privatadressen und Firmennamen als Absender standen. „Sie haben nie gesagt, was in den Paketen ist. Und ich habe auch nicht gefragt“, so der 73-Jährige.

Sieben Jahre Freiheitsstrafe hatte die Staatsanwaltschaft beantragt. Der Angeklagte habe zumindest billigend in Kauf genommen, Rauschmittel zu transportieren. Der Verteidiger des 73-Jährigen beantragte hingegen Freispruch. „Es ist nicht davon auszugehen, dass mein Mandant Kenntnis vom Inhalt der transportierten Sendungen hatte“, so der Rechtsanwalt. Dafür spräche auch die Entlohnung: „250 Euro für fünf Stunden Fahrt, damit würde man vermutlich nicht mal bei einer Taxifahrt hinkommen.“

Zu fünfeinhalb Jahren verurteilte die zweite große Strafkammer des Klever Landgerichts den 73-Jährigen am Montag. Zudem muss er 1500 Euro zahlen. Dem Angeklagten sei schlicht egal gewesen, ob er Rauschgift transportiert. „Ihm kam es nur auf den Kurierlohn an“, sagte der Vorsitzende. Dass niederländische Drogensendungen in Deutschland aufgegeben werden, sei nicht unüblich, so der Richter bei der Urteilsbegründung. Deutschland werde angesteuert, „damit das Ganze nicht so auffällt, weil die Niederlande ja europaweit als Hauptumschlagplatz für Rauschgift bekannt sind.“

Dass die Ermittler dem Kurier auf die Schliche kamen, obwohl das Darknet als weitgehend anonym gilt, ist einer Kette von Umständen zu verdanken, wie am Montag zwei Klever Zollfahnder im Zeugenstand schilderten. Ursprung sei ein Hinweis des Polizeipräsidiums Dortmund gewesen, dass illegale Sendungen aus dem Klever Raum in Dortmund entdeckt wurden. „Wir haben dann die Postfilialen in unserem Umfeld darüber informiert und sie sensibilisiert“, erklärte einer der Klever Zollfahnder. Im Mai 2021 gab es dann mehrere Hinweise von Postmitarbeitern aus Kleve und Umgebung, die zu weiteren Sicherstellungen führten. Ein Postmitarbeiter notierte sich das Kennzeichen des späteren Angeklagten. Am 8. Juni lief der Niederländer den Fahndern dann an der Hoffmannallee praktisch in die Arme. Die Zollbeamten hatten die Poststelle observiert, weil dort häufiger illegale Sendungen aufgegeben worden waren. Sie nahmen ihn fest.

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