Kleve Ursache für (Un)glück - der Baum war krank

Kleve · Bei der Buche, die am Donnerstag auf das Museum Kurhaus fiel, war der Stammfuß faul. In 90 Prozent der Fälle könne man diese Schädigung vor einem Sturz erkennen, so ein Sachverständiger.

 Mitarbeiter der Umweltbetriebe der Stadt und der Freiwilligen Feuerwehr räumen die Tiergartenstraße frei.

Mitarbeiter der Umweltbetriebe der Stadt und der Freiwilligen Feuerwehr räumen die Tiergartenstraße frei.

Foto: Gottfried Evers

Der renommierte Krefelder Sachverständige Dr. Jürgen Kutscheidt sagt: "Kein Baum fällt ohne Grund um." Also auch nicht der aus dem Klever Tiergarten, der am Donnerstagnachmittag auf das Museum Kurhaus kippte. Nur durch eine Mischung aus Glück und günstigen Umständen wurden keine Personen schwerer verletzt.

Gestern hatte sich Kleves Gartenmeister Hans Heinz Hübers die Buche näher angesehen, die ohne vorherige Anzeichen aus dem Forstgarten über die Tiergartenstraße in Richtung Museum gefallen war. Hübers wollte klären, warum der Baum umstürzte. Die Antwort gab Jochem Vervoorst, Leiter der Verwaltung bei den Umweltbetrieben der Stadt Kleve (USK). "Grund war eine Fäule im Stammfuß. Die Wurzeln waren angegriffen", sagt der USK-Mitarbeiter. Es habe keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass eine Schädigung vorlag. Der Baum sei unauffällig gewesen, auch sei er nicht durch besonders viel Totholz aufgefallen, so Vervoorst.

 Am Stamm der Buche, die vor dem Kurhaus am Donnerstag umgekippt war, konnte man auf Anhieb keine Erkrankung des Baumes erkennen.

Am Stamm der Buche, die vor dem Kurhaus am Donnerstag umgekippt war, konnte man auf Anhieb keine Erkrankung des Baumes erkennen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

"Fäule im Stammfuß ist keine Seltenheit", sagt Dr. Jürgen Kurscheidt. Man könne jedoch in 90 Prozent der Fälle im Vorfeld erkennen, dass diese Schädigung vorliege. "Es gibt Warnsignale. Besonders häufig treten die Pilzfäulen im unteren Stamm auf, die nach einer weiteren Ausbreitung Fruchtkörper ausbilden. Teilweise sind diese Pilze im Anfangsstadium nicht größer als eine Ein-Cent-Münze", sagt der Experte. Auch ein völlig symptomfreier, gesunder Stamm lasse keinesfalls die Schlussfolgerung zu, dass der Baum gesund sei. Verdeutlichen kann man diesen Zustand mit dem eines Schiffes, das trotz eines maroden Rumpfes unter vollen Segeln steht. Die Versorgungsbahnen bleiben unberührt. Auch die Buche aus dem Tiergarten war nach ersten Einschätzung in dem Bereich, den man sehen konnte, völlig unauffällig. Nicht ausschließen wollte Kutscheidt, dass es in seltenen Fällen keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass der Baum an der Stammfußfäule erkrankt sei.

Der Krefelder Fachmann ist häufig in Kleve unterwegs und untersucht die Holzgewächse. Auch im Forstgarten war er schon mehrmals. "Eine Buche ist eigentlich ein Baum, der nicht schnell umfällt", sagt er. Kutscheidt empfiehlt, jetzt auch die Bäume in der Nähe der umgestürzten Buche noch einmal intensiv zu kontrollieren. Der Standort, unmittelbar daneben befindet sich einer der Wassergräben, könne auch ein Grund für den Sturz sein. Eine Unterspülung könne dazu führen, dass der Wurzelraum eingeschränkt und dadurch geschädigt werde, so der Experte.

Die USK betont, dass vorschriftsmäßig und im vorgegebenen Rhythmus alle Bäume im Stadtgebiet kontrolliert würden. Und somit ebenso die zwischen 80 und 100 Jahre alte Buche. "Mehr geht nicht. Wir mussten davon ausgehen, dass der Baum in Ordnung ist", sagt Vervoorst.

Die Sachschäden, die der Baum verursacht hat, halten sich in Grenzen. Getroffen wurde hauptsächlich der Balkon des Museums Kurhaus. Das Geländer wurde umgeknickt und musste teilweise durchgeflext werden. Gestern Nachmittag war ein Sachverständiger am Museum, der die Statik des Balkons untersuchte. Ergebnisse konnte die Stadtverwaltung noch nicht mitteilen. Glück hatte Museumsdirektor Harald Kunde, dass es der Baum nicht bis ins Innere des Kurhauses geschafft hatte: Mehrere teilweise bis zu einer Million Euro wertvolle Bilder befinden sich in dem Saal, vor dessen Fenster die Buche liegenblieb.

(jan)
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