Niederrhein Unterwegs mit Naturexperten

Niederrhein · Amphibienerfassung der NABU-Station Niederrhein als Beispiel für die Arbeit des Landschaftsökologen.

 Milena Battistuzzi, die ein freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, und Christian Langner mit Frosch.

Milena Battistuzzi, die ein freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, und Christian Langner mit Frosch.

Foto: Markus van Offern

Ein Landschaftsökologe ist Naturschützer von Beruf wegen. Seine Tätigkeiten erfordern oft viel Geduld, Achtsamkeit und Ausdauer, vor allem aber Respekt vor dem Leben, auch wenn es nur ein kleiner Teichfrosch oder eine Libellenlarve ist. Die Rheinische Post hat einen Vormittag lang den Landschaftsökologen und Naturschutzreferenten der NABU-Station Niederrhein Christian Langner und Milena Battistuzzi, Absolventin eines freiwilligen ökologischen Jahres (FöJ), begleitet und bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut.

Auf dem Plan stand die Erfassung von Amphibien in den Rindernschen Kolken, einem etwa 80 Hektar großen Naturschutzgebiet innerhalb der Düffel. Sie liegen zwischen Rindern, Düffelward und Wardhausen und gehören zum Naturschutzgebiet Samorth. Zur Ausrüstung gehörten neben großen Plastiksäcken, in denen die eingesammelten Reusen verstaut werden, Gummistiefel und Watthosen. Wie Christian Langner erklärt, wird die Amphibienerfassung an sechs Doppelterminen im Jahr durchgeführt. Doppeltermin heißt, dass in allen Gewässern des Gebiets am ersten Tag Reusen ausgelegt und am darauffolgenden Tag wieder eingesammelt werden. Dabei werden die Tiere, die sich darin befinden, bestimmt, gezählt und notiert. Bevor die Reuse dann in den Plastiksack wandert, wird sie sorgfältig nach Lebewesen abgesucht. Diese werden dann wieder freigelassen. "Im Augenblick haben die Kolke hier sehr wenig Wasser", sagt Christian Langner, und tatsächlich sind am Tag der Erfassung die Wiesen sehr trocken, die Ränder der Kleingewässer ausgetrocknet.

Die Sommerhitze tut das ihre dazu. Auch für den etwa vierstündigen Weg in Gummistiefeln ist die Sonnenhitze erschwerend. "Das Wetter können wir uns nicht aussuchen. Wir gehen immer raus, auch bei Sturm und Regen. Die Erfassung ist nur dann genau, wenn der Zeitraum, in dem die Reuse ausgebracht ist, immer gleich ist", erklärt der Fachmann. Milena Battistuzzi assistiert bei der Untersuchung des Reuseninhalts. Ihr FöJ an der Naturschutzstation am Hammereisen ist bald zu Ende. Routiniert erkennt die 17jährige Stabwanzen, Köcherfliegenlarven, Kaulquappen in verschiedenen Entwicklungsstadien. Es ist eine kleine Gesellschaft verschiedener Tiere, die sich hier präsentiert und den Laien erstaunen lässt. Der Kammmolch, der größte heimische Schwanzlurch, ist in den Rindernschen Kolken zwar zu Hause, zeigte sich an diesem Tag aber nicht, genauso blieb die Kreuzkröte unsichtbar, dafür ließen sich der rote amerikanische Flusskrebs und mehrere Wasserskorpione finden. Vorsichtig befreiten Christian Langner und Milena Battistuzzi die Lebewesen mit den Händen aus dem Netz der Reuse. Unter Zeitdruck darf man bei dieser Arbeit nicht sein. Nicht nur, was in der Reuse ist, interessiert den Naturschützer. Er beobachtet ständig auch das ganze Gebiet. Zahlreiche Teichfrösche sind zu sehen und zu hören. Auch kleine Erdkröten, so groß wie ein Daumennagel. Auf dem einen oder anderen Tümpel zieht eine Nilgans mit ihrer Kinderschar vorbei, die Rufe der Austernfischer sind unüberhörbar. Den Teichrohrsänger erkennt der Experte aus den vielen verschiedenen Vogelstimmen heraus. Im Dickicht ist ein Dachsbau versteckt, sein nachtaktiver Bewohner aber bleibt verborgen in seiner Erdhöhle. Beim Amphibien-Rundgang muss man auch oft über Weidengatter klettern oder unter stromführende Zäune kriechen. Wie Langner erklärt befindet sich das Gebiet in Privatbesitz. Weitläufige Pferdekoppeln von Gut Hogefeld müssen überquert werden. "Betreten verboten" steht auf vielen Schildern rundherum, die Mitarbeiter der NABU-Station sprechen jedoch ihre Erfassungsrundgänge immer mit den Eigentümern ab. Die Daten, die bei einer solchen Erfassung notiert werden, gibt die NABU an das Landesumweltamt weiter. "Man kann daraus Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Wertigkeit der Gebiete entwickeln", erklärt Langner.

Der Vormittag in den Rindernschen Kolken bleibt in Erinnerung, es war ein Einblick in eine kleine Welt mit vielen verschiedenen Bewohnern.

(RP)
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