Kleve Unterricht beim Vater

Kleve · Franz Fruhen wurde 1932 in Frasselt eingeschult. Sein Vater, der Lehrer Josef Fruhen, wurde als Schulleiter nach Hasselt versetzt. Der Sohn wechselte ebenfalls die Schule

Das waren noch Zeiten, als der heute 85-jährige Franz Fruhen, Schwanenkamp 11 in Hasselt, als Schuljunge im Winter auf den zugefrorenen Torfkuhlen Schlittschuh laufen konnte und im Sommer bei schönem Wetter im Kolk bei Erfgen zum Schwimmen ging. Samstags war "Staatsjugendtag" mit viel Sport und Film.

"Da habe ich als Zehnjähriger im Föhrenbachstadion Bedburg 3000 Meter gelaufen", erinnert er sich. Als 1936 die Olympischen Spiele im Volksempfänger übertragen wurden, hat der junge Franz begeistert die Wettkämpfe verfolgt. Noch heute weiß er die Namen vieler Olympiasieger.

1926 in Frasselt geboren, wurde er 1932 dort eingeschult. "Ich war Linkshänder, musste aber ohne wenn und aber mit der rechten Hand schreiben", erinnert er sich. Die alte Frasselter Schule, wo er von Fräulein Frohn und Lehrer Josef Omen unterrichtet wurde, hatte einen knarrenden Fußboden, einen Kanonenofen mit langem Rohr und viersitzige Schulbänke.

Der nahe Reichswald lud zu Wanderungen ein, die Kinder spielten auf dem Bauernhof Peters und fuhren alle paar Wochen mit der "Elektrischen", der Straßenbahn, zum Einkaufen nach Kleve und um die Großeltern zu besuchen. "Im März 1933 wurde mein Vater, der Lehrer Josef Fruhen, als Schulleiter nach Hasselt versetzt. So stand auch der Wohnwechsel an."

In Hasselt kam Franz Fruhen in eine komfortable Schule mit Parkettfußböden, Duschen, Heizung und zweisitzigen Bänken. Es gab eine Unter-, Mittel- und Oberklasse. Die Lehrerin, Fräulein Peters, war dem Franz nicht gut gesonnen. Er weiß nicht, weshalb er zweimal wöchentlich nachsitzen musste.

In der Mittelklasse unterrichtete Fräulein Schmitz, die aber häufig krank war. In der Oberklasse war er mit 60 Jungen und Mädchen, und der Lehrer war sein Vater: "Ich frage mich heute noch, musste das sein?" Übrigens: Nur alle paar Jahre ging von Hasselt aus ein Kind zur höheren Schule.

Ab 1934 wurde das Schulsparen eingeführt, und ab 1936 mussten die Knaben mit Herrn Verfürt aus Hasselt Kartoffelkäfer suchen und nachmittags beim Bauern Rüben dünnen.

Fruhen erinnert sich an 14-tägigen Urlaub in den Sommerferien 1938 und 1939 mit dem Jungvolk im Heidelager Sevelen, an eine Familienfahrt mit einem Opel B 4 nach Wilhelmshaven, an das Kartoffellesen und Kräutersammeln, "die Kamille wurde auf dem Schulspeicher getrocknet", aber auch daran, dass die Religion aus den Schulen verbannt wurde, die Kreuze wurden entfernt.

Er sah von Hasselt aus die Klever Synagoge brennen, den Zeppelin am Himmel und kennt die "Bezugsscheine". Im Oktober 1939 kamen die Quartiermacher der Wehrmacht und beschlagnahmten die Hasselter Schule; der Schulunterricht kam zum Erliegen.

(RP)
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