Kreis Kleve In Bedburg-Hau gibt’s noch Grundstücke

Wie ist es um den Wohnungsbau in Bedburg-Hau bestellt? Diese Leitfrage hatte der Unternehmerabend der Kreiswirtschaftsförderung. Die einfache Antwort: gut. Zumindest im Vergleich zu vielen Nachbarkommunen.

 Volles Haus beim Unternehmerabend in der alten Dorfschmiede in Till. Hans-Josef Kuypers (r.) freute sich, dass das Thema Bauen wieder großes Interesse fand.

Volles Haus beim Unternehmerabend in der alten Dorfschmiede in Till. Hans-Josef Kuypers (r.) freute sich, dass das Thema Bauen wieder großes Interesse fand.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Kreis Kleve hat ein Problem: Es werden dringend Wohnungen benötigt. Aber die Kommunen dürfen kaum noch Baugebiete ausweisen. Doch es gibt Ausnahmen: Bedburg-Hau ist auf einem ganz guten Weg. Das wurde beim Unternehmerabend klar, zu dem die Wirtschafsförderungsgesellschaft des Kreises Kleve in die Alte Dorfschmiede in Till geladen hatte.

Deren Geschäftsführer, Hans-Josef Kuypers, hatte Zahlen im Gepäck, die verdeutlichen, wie angespannt die Situation ist. „Auf dem Land klettern die Preise. Laut der jüngsten Wohnungsmarktstudie für den Kreis Kleve Studie sollten bis zum Jahr 2030 etwa 20.400 Wohnungen gebaut werden. Das Problem ist: Niemand sagt uns, auf welchen Grundstücken dies geschehen soll.“ Allein in Bedburg-Hau sieht die Studie einen Bedarf von rund 1250 Wohnungen. „Der Engpass dürfte im Handwerksbereich liegen“, sagte Kuypers.

Wo die ersten dieser neuen Wohnungen und Häuser entstehen könnten, erläuterte Bürgermeister Peter Driessen. Auf der Prioritätenliste ganz oben steht das Areal Ziegelhütte. „Wir werden das Baugebiet in der zweiten Jahreshälfte 2019 ausweisen und die Grundstücke verkaufen können“, sagte Driessen. 155 Einfamilien- und 13 Mehrfamilienhäuser können dort entstehen. „Die Nachfrage ist da: Zurzeit befinden sich 150 Interessenten auf unserer Liste“, erläuterte der Bürgermeister. Gebaut werden könnte jedoch weit mehr, wenn die Gemeinde denn Bauland ausweisen dürfte: „Allein für den Ortsteil Hau gibt es 100 Bauwillige“, berichtete Driessen. In Huisberden werden fünf Baugrundstücke ausgewiesen. Das war gar nicht so einfach. „Die Bezirksregierung hat uns das nur erlaubt, wenn wir die Grundstücke an junge Käufer mit Lebensmittelpunkt in Huisberden vergeben,“ sagte Driessen. Genau so ist es geschehen. Hinu kommen sechs Grundstücke in der Nähe des Hasenhofs in Till und ein kleines Gebiet in der Nähe der „Dorfschmiede“. Ideen für weitere mögliche Baugebiete gibt es genug: Zehn Hektar in der Nähe des Gemeindezentrums, die Friedhoferweiterungsfläche am Dechantshof und eine Fläche in Qualburg. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

 Das Baugebiet Ziegelhütte steht ganz oben auf der Agenda. Hier sollen 155 Einfamilien- und 13 Mehrfamilienhäuser entstehen.

Das Baugebiet Ziegelhütte steht ganz oben auf der Agenda. Hier sollen 155 Einfamilien- und 13 Mehrfamilienhäuser entstehen.

Foto: Marc Cattelaens

Nach den Vortrag des Bürgermeisters folgte die Interviewrunde mit Moderatorin Andrea Franken. Stephan Kunz von der NRW.Bank gab einen Überblick über Fördermöglichkeiten. Er betonte: „Niedriger als jetzt können die Zinsen kaum werden. Aktuell sind lange Zinslaufzeiten von 30 Jahren mit einem Zinsatz von knapp über zwei Prozent möglich.“ Frank Rosar, Generalbevollmächtigter der Volksbank Kleverland, unterstrich: „Eine bessere Gelegenheit als jetzt, Eigentum zu erwerben, gibt es nicht.“ Ähnliches gelte auch für Sanierungsmaßnahmen, erläuterte Nicole Croes von der Sparkasse Rhein-Maas: „Die Fördermöglichkeiten sind riesig. Man kann vieles kombinieren“, sagte sie. Architekt Dietmar Tiggelbeck sieht neben den Eigenheimen auch einen hohen Bedarf an Mietwohnungen. „Wir müssen Grundstücke für Investoren schaffen, gerade im geförderten Wohnungsbau“, sagte er. Ulrich Nienhuys vom gleichnamigen Sanitärunternehmen in Bedburg-Hau berichtete von vollen Auftragsbüchern. „Wir sind am Limit, haben Aufträge bis zum Ende des Jahres.“

Was kann man tun, um den Wohnungsmarkt zu entspannen? „Kreativ mit Flächen im Zentrum umgehen. Genau hinschauen, wo Flächen, die vermeintlich eifrig genutzt werden, brach liegen. Und diese dann entwickeln“, sagt Tiggelbeck. Bürgermeister Driessen träumt von einem neuen Ansatz. „Ich könnte mir einen kleinen Wohnpark vorstellen. Dort dürfen dann kostenlos Studierende aus Kleve wohnen. Im Gegenzug verpflichteten sie sich, für Senioren, die dort wohnen, zu sorgen, ihnen im Alltag behilflich zu sein“, erläuterte Driessen ein Konzept, das er für wünschenswert hält. Gastgeber Hans-Josef Kuypers schloss den Abend mit einem Wunsch: „Die Kommunen sollten Anreize für junge Menschen schaffen, damit diese in der Region bleiben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort