Kranenburg Unterm Strich kerngesund

Kranenburg · Die Gemeinde Kranenburg steht finanziell hervorragend da. Die Altlasten sind beseitigt, das Finanzloch ist weg. Der Haushalt wurde einstimmig abgesegnet. Kämmerer Ferdinand Böhmer wurde für sein Zahlenwerk gefeiert.

 Grundsolide aufgestellt - die Gemeinde Kranenburg.

Grundsolide aufgestellt - die Gemeinde Kranenburg.

Foto: Gottfried Evers

Sollte sich Kranenburgs Kämmerer Ferdi Böhmer über Lob freuen, kann er es hervorragend verstecken. Der Haushalt der Gemeinde Kranenburg wurde einstimmig verabschiedet. Kein Fraktionschef kam in seiner Rede aus, ohne die Arbeit des Mannes zu würdigen, der mit einer Art Bestatterblick die Lobeshymnen zur Kenntnis nahm.

Es war der Tag, an dem abgerechnet wurde. Während bei anderen Kommunen Rot die bestimmende Farbe in der Buchhaltung ist und Haushaltsthemen als lästiges Übel angesehen werden, freut man sich in Kranenburg nahezu darauf. Denn hier an der Grenze könnte man sich ordentlich etwas leisten. Man tut es aber nicht. Die Gemeinde gilt mittlerweile als Vorzeigekommune. Die Finanzen hat man sortiert und ist ohne Schulden. Ein Grund dafür ist der Rat, der sich nur das genehmigt, was Böhmer als vertretbar einstuft.

Bis die Zeit gekommen ist, um die Haushaltssatzung zu beschließen, lassen die Fraktionschefs ein Jahr Revue passieren. Den Reigen eröffnete Joachim Janßen (CDU). Mit seinem speziellen Humor teilte Janßen zunächst aus: Getroffen werden sollten die anderen Fraktionen. Zum Thema Haushalt stellte er heraus, dass sich die kommunalen Gebühren in Kranenburg in den vergangenen zehn Jahren um lediglich 2,8 Prozent erhöht hätten. Umgerechnet auf einen Vier-Personen-Haushalt sei dies eine Steigerung von lediglich 35 Euro. Bedeutendste Projekte für den CDU-Fraktionschef: Windpark im Reichswald, Stromnetzübernahme durch die Energieversorgung Kranenburg, Weiterentwicklung Einkaufsarena, Euregio-Realschule und Verkehrssituation Große Straße. Wie auch SPD-Fraktionschef Manfred Maas hob Janßen die angenehme Arbeit zwischen den Parteien im Rat hervor. Maas ersparte sich die Über-die-Dörfer-Tour seines Vorredners, der auch über landespolitische Themen referierte. Der Sozialdemokraten kündigte an, bei dem Dauerthema Verkehrsführung Große Straße ein Bürgerbegehren initiieren zu wollen. Kritik gab es von Maas an dem Bau des zweiten Asylbewerberheims, das direkt neben dem ersten errichtet wird. Seine Befürchtung: Getto-ähnliche Zustände könnten entstehen. Der Sozialdemokrat forderte sich auch Gedanken zu machen, die über den nächsten Haushalt hinausgehen. So sei es bedeutend, die Herausforderungen, die der demografische Wandel mit sich bringe anzugehen. "Wir müssen jetzt die Voraussetzungen für das Zusammenleben von Jung und Alt schaffen", sagte Maas. Wohltuend die auf das Wesentliche konzentrierte Rede von FDP-Chef Theo Elbers, der auch den Ratsmitgliedern Lob zollte, die die notwendigen Maßnahmen eingeleitet hatten, damit Kranenburg jetzt finanziell derart gut dasteht. Elbers unterstrich, dass man keinen Posten im Haushalt gefunden habe, der in die Rubrik unnötiger Luxus gehöre.

Grünen-Fraktionschef Michael Baumann-Matthäus wandte sich zunächst an seinen Kollegen Janßen. Der hatte den Grünen vorgeworfen, innerhalb der Partei regelmäßig unterschiedlich abzustimmen. Der Bündnisgrüne erklärte daraufhin, dass Janßen Ratsarbeit auch nach zehn Jahren noch nicht verstanden habe: "Es ist wichtig, dass ein Ratsmitglied seine Meinung vertritt und nicht die einer Partei." Den Hinweis des Grünen verfolgte Bürgermeister Günter Steins (CDU) sichtlich amüsiert.

Baumann-Matthäus beendete seine Rede mit einem Appell: "Ein funktionierendes Gemeinwesen braucht das Engagement der Bürger." Und ergänzte, dass man dafür nicht den Grünen beitreten müsse. Aber schlimm dürfte es sicher auch nicht sein.

(RP)
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