Kranenburg Kirmes trotzt Corona-Krise

Kranenburg · Während viele große Volksfeste im Land abgesagt wurden, feierte Kranenburg am Wochenende auf dem Kirmesplatz. Die Hygieneauflagen waren hoch. Bürgermeister Ferdinand Böhmer bestand die Feuertaufe.

 Die Freude ist riesig, endlich wieder gemeinsam feiern zu können. Da passte zum Auftakt der Auftritt des Stimmungsorchesters aus den Niederlanden bestens. Für den Nachwuchs gibt’s am heutigen Montag noch schöne Fahrgeschäfte.

Die Freude ist riesig, endlich wieder gemeinsam feiern zu können. Da passte zum Auftakt der Auftritt des Stimmungsorchesters aus den Niederlanden bestens. Für den Nachwuchs gibt’s am heutigen Montag noch schöne Fahrgeschäfte.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Fernsehkameras sind in der 9000-Einwohner-Gemeinde Kranenburg eher selten. Doch am Freitagabend stand der kleine Ort im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Schließlich hatte das Kirmeskomitee – anders als die Veranstalter in Kleve, Düsseldorf oder Gelsenkirchen-Crange – entschieden, den Rummel in diesem Jahr auszurichten und Corona so zu trotzen. Es seien neun Idealisten gewesen, die die Kirmes an den Start gebracht hätten, so Bürgermeister Ferdinand Böhmer. „Es ist Zeit, endlich wieder in Gespräche zu finden und neue Menschen kennenzulernen“, befand der Verwaltungschef.

Am Freitagabend musste der noch recht „neue“ Verwaltungschef erstmals für den obligatorischen Fassanstich sorgen. Dabei stand Böhmer unter Beobachtung. Sein Amtsvorgänger Günter Steins, routiniert im Umgang mit dem Bierfass, schaute aus nächster Nähe zu. Der Christdemokrat schlug sich wacker, benötigte aber einige Augenblicke, ehe das Bier in die Gläser floss. „Ich freue mich unheimlich über diesen Anlass. Gerade wenn man bedenkt, wann wir das letzte Mal in so großer Gesellschaft zusammengekommen sind“, sagte  Böhmer zum Festwochenende, das viele Kranenburger auf den Kirmesplatz an der Grundschule lockte – darunter auch den CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff.

Lange Zeit war nicht klar, ob die dreitägige Kirmes tatsächlich stattfinden würde. Mit Argusaugen blickte das zwölfköpfige Organisationsteam zuletzt auf die Inzidenzzahlen, nachdem der Kreis Kleve die Genehmigung erteilt hatte. Doch die Hygieneauflagen waren hoch. Und das, obwohl sich der Kreis aktuell in der Inzidenzstufe eins befindet. Ohne Nachweis eines negativen Tests, einer Genesung oder einer Impfung betrat kein Besucher den Rummel. Wessen Dokumente geprüft waren, bekam ein rosa Bändchen ums Handgelenk. Auf dem Festplatz aber galt dann immerhin die Maskenpflicht nicht mehr. Dem Festzelt fehlten auf einer Seite die Wände, getanzt werden durfte auch nicht. „Man könnte auch mit etwas weniger Beschränkungen arbeiten. Aber das wollten wir nicht. Wir haben uns streng an der Inzidenzstufe zwei orientiert“, sagte Ferdi Böhmer.

Bei der Organisation, die maßgeblich von Festwirt Sascha Pouwels (Gaststätte „Zum Löwen“) unterstützt wurde, sei man auch auf Widerstände gestoßen, so Joachim Janßen. Er hat als Vorsitzender des Kirmeskomitees bewegte Wochen hinter sich. „Wir haben uns viel Kritik anhören müssen. Daher haben wir erklärt, erklärt, erklärt, dass es funktionieren kann. Wir können die Sicherheit gewährleisten“, sagte Janßen, dessen Team aus insgesamt zwölf Ehrenamtlichen besteht.

Sie waren vor zwei Jahren angetreten, um der Kranenburger Kirmes neues Leben einzuhauchen. Das Volksfest hatte an Beliebtheit eingebüßt, es führte zunehmend ein Schattendasein. Das Komitee verschob die Pfingstkirmes in der Grenzgemeinde auf das zweite Augustwochenende – und bemühte sich um neue Fahrgeschäfte und Schausteller. Offenkundig war das Engagement erfolgreich: Vor Ort waren nun insgesamt elf Attraktionen, darunter der Breakdancer, der Autoscooter und die Schießbude. „Die Idealisten haben festgestellt, dass die Kranenburger Kirmes eine Veränderung braucht. Im 30. Jahr des Internets haben sie gezeigt, wie ein Upgrade funktionieren kann“, sagte Ferdi Böhmer.

 Na also: Ferdinand Böhmer als neuer Bürgermeister kann’s auch, das Fass anzuschlagen. Einen Profi zum Festhalten gab’s auch.

Na also: Ferdinand Böhmer als neuer Bürgermeister kann’s auch, das Fass anzuschlagen. Einen Profi zum Festhalten gab’s auch.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Für die Kinder stand ein Karussell parat, die Erwachsenen amüsierten sich mit dem niederländischen Dweilorchester. Rückenwind hatte das Kranenburger Kirmeskomitee, das in markant gelben T-Shirts auf dem Areal unterwegs war, auch von der Politik bekommen. Die hatte dafür gesorgt, dass der Kirmesplatz überarbeitet und gepflastert werden konnte, zudem gab es finanzielle Förderung vom Land. Bei Joachim Janßen sorgte der Anblick der mittlerweile ungewohnten Menschenansammlungen für große Emotionen. Der Ausrichter kämpfte mit den Tränen.

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