Unsere Woche FFF und der Hort der Harmonie

Meinung | Kleve · Sie haben es wirklich getan: Der Rat der Stadt Kleve hat einstimmig bei zwei Enthaltungen den Klimanotstand ausgerufen und sich damit zumindest auf Kreisebene zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz aufgeschwungen.

 Die „Fridays-for-Future“-Bewegung bei einer Demonstration in der Klever Innenstadt (Archivbild).

Die „Fridays-for-Future“-Bewegung bei einer Demonstration in der Klever Innenstadt (Archivbild).

Foto: Markus van Offern (mvo)

Mehr noch: Die gemeinsame Pflanzaktion einer Wildblumenwiese von Bürgermeisterin Sonja Northing und „Fridays for Future“ an der Wallgrabenzone lässt vermuten, dass es längst zu einem Schulterschluss von Stadt(verwaltung) und Jugendbewegung gekommen ist.

Was verblüfft, ist die Einmütigkeit im nicht eben als Hort der Harmonie bekannten Klever Stadtrat. Haben die Politiker quer durch alle Farbschattierungen eine historische Dimension getreu dem Motto „Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ erkannt? Oder sitzt der Schock der Europawahl noch zu tief, als nicht nur, aber auch, die FFF-Aktivisten und ihre Anhänger tatsächlich zur Urne gegangen sind und mit ihren Kreuzchen den Grünen kreisweit zum Rekordresultat von 21,7 Prozent verholfen haben? Eine Spekulation, die auf der Hand liegt ein gutes Jahr vor der Kommunalwahl 2020. Denn die neue Wählergruppierung FFF (und Co.), ansonsten eher der großen Gruppe der Nichtwähler zuzuordnen, kann auch bei der Kommunalwahl ein gehöriges Wörtchen mitsprechen, bei den Bürgermeistern und der Zusammensetzung der Räte. Da reden die einen ebenso zu Recht von Populismus wie die anderen von Realpolitik.

Eines jedenfalls ist es auf lokaler Ebene nicht: Symbolpolitik. Global betrachtet kann man das Wort Symbolpolitik natürlich benutzen, denn wenn die Stadt Kleve ein Zeichen für den Klimaschutz setzt, dann schert es in China oder den USA wahrlich niemanden. So weit, so gut: Aber der Klever Stadtrat wird künftig jede Entscheidung unter klimaschutz-politischen Erwägungen treffen müssen – vom Einfamilienhaus bis zum Höhenfeuerwerk. Real, nicht symbolisch.

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