Bedburg-Hau-Till Um Vincentius ranken sich Geschichten

Bedburg-Hau-Till · RP-Serie "Die Patrone der Kirchen" (Teil 48): Die Kirche in Till, 1292 erstmals genannt, wird als eine der Urkirchen am Niederrhein ausgewiesen. Sie ist dem heiligen Vincentius geweiht, dessen Kult in der Kirche eine lange Historie hat.

 Die Kirche in Till, 1292 erstmals genannt, wird als eine der Urkirchen am Niederrhein ausgewiesen. Noch heute existiert noch der Taufstein der Vorgängerkirche um 1200.

Die Kirche in Till, 1292 erstmals genannt, wird als eine der Urkirchen am Niederrhein ausgewiesen. Noch heute existiert noch der Taufstein der Vorgängerkirche um 1200.

Foto: Gottfried Evers

Auf das hohe Alter der Kirche zu Till, die 1292 erstmals genannt wird, weisen zwei Memoriensteine des 9. oder 10. Jahrhunderts sowie die seltenen, aus dem Fränkischen stammenden Patrozinien St. Vincentius und Genovefa hin. Letztgenanntes Patrozinium wurde erst im 19. Jahrhundert verdrängt.

Der Heilige Vincentius ist Patron der Kirche von Till. Dadurch wird diese als eine der Urkirchen am Niederrhein ausgewiesen. Auf einem alten Taufstein, in der Zeit um 1200 entstanden, sind weiße Raben und die Siegespalme, Zeichen der Märtyrer, dargestellt.

Wenig ist über das Leben des Vincentius, des dritten Erzmärtyrers neben Stephanus und Laurentius bekannt. Einige Lebensdaten wurden schon bei der Beschreibung des Patroziniums der Pfarrkirche in Asperden dargestellt.

Heute soll seine Verehrung im Mittelpunkt stehen. Im Jahre 312 wurde das Heer des Kaisers Maxentius von Konstantin vor den Toren Roms geschlagen. Das Christentum wurde anerkannt. Nun wurde auch das Schicksal des Diakons Vincentius aus Saragossa überall im Land bekannt.

Schnell verbreitete sich die Verehrung im Bereich von Valencia und Saragossa und mit der Ausweitung des Christentums auf der ganzen iberischen Halbinsel. Um die Person des Heiligen rankten sich bald Geschichten: Die einfachen Menschen, die selbst nicht lesen konnten, brauchten Bilder, die sie verstanden. Vincentius, der mit Gottes Hilfe der Willkür der Behörden widerstand; Engel, die in der Not und im Leiden beistanden; ein Heiliger, der die Elemente Luft, Erde, Feuer und Wasser überwunden hatte, das verstanden die Menschen. In der Kirche ist der Kult des Vincentius sehr alt.

Er gehört zu den wenigen Heiligen, die im Kalendarium des Polemius Silvius und in dem von Karthago verzeichnet sind. Augustinus, der im selben Jahrhundert lebte, widmete ihm mehrere Predigten. Als die Reliquienverehrung im hohen Mittelalter die ganze Christenheit erfasste, war Vincentius besonders beliebt.

Der Bischof von Saragossa schenkte 531 die Tunica des Heiligen König Childebert I. von Frankreich, die dort eine große Verehrung auslöste. Heute wird sie in Chalon-sur-Saone verwahrt. 804 kam der Leichnam von Valencia über Saragossa nach Castres in Frankreich. Ein Teil der Gebeine wurde 1160 nach Lissabon übertragen, unter anderem werden Reliquien in Le Mans verwahrt. Dargestellt wird der Heilige mit verschiedenen Attributen, die sich auf sein Leben, seinen Tod, aber auch auf seinen Namen und sein Patronat beziehen: Im Diakonsgewand, mit Bibel, Rost, Raben, Palme, Mühlstein, Rebe und Holzknechthacke. Er ist Patron der Ziegelbrenner, Töpfer, Dachdecker, Winzer (wohl wegen seines Namens Vincent), Patron der Seeleute und Holzfäller sowie der Schüler und Weber, des Federviehs und der Kaffeehäuser.

(RP)
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