Kleve Über Kleve zum Reichstagsbrand

Kleve · Der Niederländer Marinus van der Lubbe, der als Brandstifter den Berliner Reichtagsbrand entfacht haben soll, kam über Elten und Kleve nach Berlin. Er war auch schon 1931 in der Jugendherberge der alten Herzogstadt an der Grenze.

Heute vor 90 Jahren brannte der Reichstag in Berlin. Der beim Brand gefasste und später zum Tode verurteile mutmaßliche Täter, der Niederländer Marinus van der Lubbe, kam über den Kreis Kleve nach Berlin. Über die Grenzstation Elten betritt er 1933 deutschen Boden, wandert weiter Richtung Kleve und landet schließlich in Düsseldorf, wo er Arbeiter nach dem Widerstand in Deutschland befragt.

Horst Karasek hat in seinem Band "Der Brandstifter. Lehr- und Wanderjahre des Maurergesellen Marinus van der Lubbe, der 1933 auszog, den Reichstag anzuzünden" den Weg van der Lubbes dokumentiert. Hilfreich waren vor allem die Tagebuchaufzeichnungen des Niederländers.

"Dieses Tagebuch zeigt auch, dass van der Lubbe 1933 nicht das erste Mal in Kleve war", sagt Jochem Reinkens. Der kürzlich pensionierte Niederländisch-Lehrer des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums verwies gestern auch auf das Roodboek von Maurits Dekkers und anderen, das zur Ehrrettung van der Lubbes von niederländischen Unterstützern des ehemaligen Kommunisten schon 1933 herausgegeben wurde, nachdem die Komintern ihn in ihrem "Braunbuch" zum alleinigen Handlanger der Nazi-Schergen machen wollte, so Jochem Reinkens.

Das "Braunbuch" enthielt auch eine Kampagne gegen die niederländischen Rätekommunisten, denen sich van der Lubbe, nachdem er aus der kommunistischen Partei ausgetreten war, wohl zugewandt hatte. Im Roodboek sind auch Zeugnisse aus dem Tagebuch über der erste Reise van der Lubbes dokumentiert, als er 1931 versuchte, in die Sowjetunion zu kommen, dem Mutterland des Kommunismus. eigentlich soll er die Reise mit einem Freund geplant haben, zieht aber dann alleine los. "Am 7.9.1931 überschreitet er die Grenze nach Deutschland, denkt zunächst, bei einem Bauern schlafen zu können, erreicht dann aber doch Kleve", sagt Reinkens. Hier findet er Logis in der Klever Jugendherberge.

Doch in der "Jeugdherberg" ist an Schlaf nicht zu denken, notiert van der Lubbe in sein Tagebuch. Denn auch hier am Rande Deutschlands wird wohl heftig die politische Situation Anfang der 1930er Jahre diskutiert. Und über die "Bewegung", wie der Niederländer seine eigene politische Einstellung beschreibt. Von hier aus geht die Reise weiter, doch der Versuch, in die Sowjetunion zu gelangen, scheitert an den Visum-Formalitäten. Inzwischen ist das urteil gegen van der Lubbe aufgehoben.

(RP/rl)
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