Tipps vom TÜV Kleve Was Dieselfahrer jetzt über AdBlue wissen müssen

Kreis Kleve · Die Logistikbranche und Besitzer neuerer Dieselfahrzeuge schauen gebannt auf den Preis für den blauen Harnstoff. Der ist teuer geworden. Der TÜV Kleve beantwortet Fragen.

Ein Tankstutzdeckel für AdBlue. Mit der Einführung des Dieselreinigers sollte sich der Schadstoffausstoß auch von Lastwagen deutlich verringern.

Ein Tankstutzdeckel für AdBlue. Mit der Einführung des Dieselreinigers sollte sich der Schadstoffausstoß auch von Lastwagen deutlich verringern.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Viele Dieselfahrer sind auf AdBlue angewiesen. Doch der Treibstoffzusatz ist teuer geworden. Heinz Willi van de Loo, Leiter der TÜV-Nord-Station Kleve, beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den Dieselreiniger.

Warum ist AdBlue so teuer geworden?

Die Preisexplosion liege an den steigenden Kosten für Erdgas, denn das sei für die Herstellung von AdBlue nötig. Für die Hersteller rentiere sich die Produktion aber kaum noch, so van de Loo.

Was genau ist AdBlue?

Es besteht zu 32,5 Prozent aus synthetisch hergestelltem Harnstoff und zu 67,5 Prozent aus destilliertem Wasser. Die bläulich schimmernde Flüssigkeit zahlt auf den Umweltschutz ein, da sie den Stickoxid-Ausstoß von Dieselfahrzeugen um bis zu 90 Prozent reduziert. Das System mache es möglich, dass Dieselfahrzeuge den vorgeschriebenen Ausstoß von höchstens 80 Gramm Stickoxid auf 100 Kilometern einhalten und trotzdem spritsparend unterwegs sind, so der TÜV-Experte.

Wie weit kommt man mit einem Liter AdBlue?

Laut Herstellerangaben benötigen Diesel-Pkw etwa 1 bis 1,5 Liter auf 1000 Kilometern. Blinkt die Warnleuchte auf, hat man in der Regel noch einen Puffer von 2000 Kilometern, bis der Tank völlig leer ist. Ist der Motor einmal aus, lässt er sich ohne den Zusatz nicht mehr starten.

Droht ohne AdBlue der Stillstand?

Laut Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) verbrauchen Lastkraftwagen auf deutschen Straßen bis zu fünf Millionen Liter AdBlue pro Tag. Ein Mangel der Lösung könne weitreichende Folgen auf die Lieferketten haben; davon sei derzeit aber nicht auszugehen, so van de Loo.

Warum ist AdBlue tanken aus dem Kanister teurer als an der Zapfsäule?

Bis die Flüssigkeit im Behälter ist und in den Verkaufsregalen steht, sind deutlich mehr Arbeitsschritte nötig, als lediglich die Treibstofflager einer Tankstelle aufzufüllen. Am einfachsten finde man die nächste AdBlue-Zapfsäule mithilfe von Apps unabhängiger Anbieter, so der TÜV.

Sind No-Name-Produkte eine Alternative?

AdBlue ist ein eingetragenes Warenzeichen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). „Nur Produkte mit dem offiziellen AdBlue-Schriftzug gewährleisten, dass die ISO-Normen erfüllt sind. Die Verwendung von No-Name-Produkten kann den SCR-Katalysator und andere wichtige Bauteile beschädigen − zudem ist die Herstellergarantie gefährdet“, sagt van de Loo.

Wie lagert man AdBlue?

Ein AdBlue-Vorrat für die nächsten Jahre ist überflüssig: Das Produkt ist kaum mehr als ein Jahr haltbar, dann zersetzt es sich, erfüllt nicht mehr seinen Zweck und kann der Technik sogar schaden. „Gegen ein paar Extra-Liter im Keller oder der Garage spricht aber nichts. Die Flüssigkeit sollte an einem dunklen sowie gut belüfteten Ort stehen und vor Temperaturen über 30 Grad geschützt werden“, sagt van de Loo.

Kann man AdBlue deaktivieren?

„AdBlue zu deaktivieren ist illegal – auch, wenn es technisch möglich ist. Und es ist kein Kavaliersdelikt: Eine Manipulation stellt einen ernsthaften Verstoß gegen den Umweltschutz dar und wird mit hohen Geldstrafen geahndet. Zudem erlischt mit der Einflussnahme auf das System die Betriebserlaubnis“, warnt der TÜV-Experte.

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