Kreis Kleve Trickbetrüger machen Kreis unsicher

Kreis Kleve · In den vergangenen Tagen wurden Senioren vermehrt auf offener Straße im Kreis Kleve bestohlen. Die Täter benutzen immer die gleiche Masche: Erst bitten sie um Spenden, dann bestehlen sie ihre Opfer unbemerkt. Die Polizei warnt.

Sie treten in Gruppen auf, suchen sich ältere Mitbürger aus und geben einen guten Zweck vor — Trickbetrüger machen derzeit den Kreis Kleve unsicher. Die Opfer bemerken den Diebstahl oft erst, wenn es schon zu spät ist.

Die Masche ist dabei häufig dieselbe: Passanten werden am helllichten Tag auf offener Straße angesprochen und um eine Spende gebeten. "Die Täter geben vor, für einen guten Zweck zu sammeln. Zum Beispiel für Menschen mit Behinderungen, Blinde oder Gehörlose", sagt Polizeisprecher Manfred Jakobi. Bleiben die Angesprochenen stehen, rücken die Betrüger nahe an sie heran. Ohne, dass es die Opfer merken, wird ihnen dann Geld aus dem Portemonnaie gestohlen. Entweder durch einen Mittäter oder während die angeblichen Spendensammler die Passanten zum Dank umarmen. Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich die Methode dabei verändert. "Während die Täter früher in der Regel auf der Kirmes, Weihnachtsmärkten und anderen Volksfesten unterwegs waren, tauchen sie heute immer öfter vor Supermärkten und in Fußgängerzonen auf", sagt Jakobi.

"Wir haben den Eindruck, dass die Fälle sich in letzter Zeit wieder häufen", so der Polizeisprecher. In den vergangenen Tagen schlugen die Trickbetrüger in Kleve, Bedburg-Hau und Issum zu, die Opfer waren alle älter als 75 Jahre. "Man muss davon ausgehen, dass die Banden gezielt ältere Menschen aussuchen", sagt der Polizeisprecher. Vor allem, wenn sie sichtbar in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, etwa durch einen Rollator. "Die Täterbeschreibungen sind dabei immer sehr ähnlich", sagt Jakobi. Bei den Dieben handelt es sich meist um junge Frauen, nicht älter als 25, mit südosteuropäischem Aussehen.

Die Banden suchen sich in jüngster Vergangenheit immer öfter den Kreis Kleve für ihre Diebeszüge aus. Allein in den vergangenen drei Jahren hat sich hier die Zahl der Taschendiebstähle, von denen laut Jakobi viele durch Trickdiebe verursacht werden, verdoppelt. Wurden 2010 noch 79 gezählt, waren es 2012 bereits 189 Fälle. Im ländlichen Gebiet sehen die Trickdiebe größere Chancen, Beute zu machen. "In einer Kleinstadt ist die Spendenbereitschaft eher vorhanden. In Großstädten laufen die Menschen häufig einfach weiter, wenn sie angesprochen werden", sagt Jakobi. Die Aufklärungsquote im Kreis Kleve liegt dabei deutlich unter zehn Prozent. "Das Problem ist, dass wir, wenn wir die Täter nicht auf frischer Tat ertappen, kaum eine Chance haben, die Beute zurückzuverfolgen", sagt Manfred Jakobi. Denn Geld lasse sich im Gegensatz zu persönlichen Dokumenten oder Schmuck einige Tage später in der Regel nicht zum Besitzer zurückverfolgen.

Erfolg hatte die Polizei am vergangenen Samstag in Hamminkeln. Dort sprach eine Diebin einen 79-Jährigen in einem Supermarkt an und bat ihn um eine Spende. Als er bemerkte, dass sie Geld aus seinem Portemonnaie gestohlen hatte, informierte er das Ladenpersonal. Gemeinsam gelang es ihnen, sie und drei vermeintliche Mittäter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Der Älteste von ihnen war 23 Jahre alt.

Hundertprozentigen Schutz vor den Dieben gibt es nicht. Die Polizei rät aber, die Geldbörse in Innentaschen zu tragen — und nicht in der Hand- oder Gesäßtasche. "Ein Tipp ist auch, immer ein paar Euro in der Hosentasche zu haben. Wenn man mal eine kleine Spende gibt oder sich einen Kaffee kauft, sieht dann nicht sofort jeder, wo man seinen Geldbeutel trägt", rät Jakobi. Zudem lohne es sich immer, wenn einem etwas seltsam erscheine, die Polizei anzurufen. Denn nur dann hat diese eine Chance, die Täter zu fassen.

(lukra)
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