Kleve Trennung: Stress vermeiden

Kleve · In einer Serie stellte die RP die Schwerpunkte der Caritas-Beratungsstellen vor und sammelt Expertentipps für Probleme von Kindern, Jugendlichen und Familien: Marcel Mock berät in Trennungs- und Scheidungsfällen.

Wenn sich Eltern voneinander trennen, ist dies für Kinder immer ein einschneidendes Erlebnis. "Aber es muss nicht zwangsläufig zu nachhaltigen Störungen führen", sagt der Psychologe Marcel Mock. Im Idealfall suchen Eltern den systemischen Familientherapeuten bereits auf, wenn sie sich trennen wollen. Er berät sie dann, wie sie die Trennung so gestalten können, dass die Belastung für die Kinder möglichst gering bleibt. Denn es gibt einige "Essentials", die beachtet werden sollten.

Nicht abwerten

Dazu gehört zunächst eine grundsätzliche Trennung von Paarebene und Elternschaft. "Der Ehekonflikt sollte auch als solcher behandelt werden", erklärt Mock. Denn Eltern benutzten Kinder häufig, um sie zu Verbündeten gegen den Ex-Partner zu machen. Dabei seien die Eltern oft so in ihrem Streit gefangen, dass sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht mehr wahrnähmen. Gleichzeitig führt die Abwertung des Ex-Partners zu einer ungewollten Störung im Selbstbild und Selbstwertgefühl der Kinder. Da diese sich bewusst sind Eigenschaften und Aussehen von beiden Eltern geerbt zu haben, bezögen sie deren Abwertung auf sich selbst.

"Wenn es ideal läuft, schaffen die Eltern es, Paar-Konflikte so von den Kinder fern zu halten, dass sie beide die Elternrolle beibehalten können", so der Psychologe. Die Kinder haben dann die Möglichkeit, sich unbefangen an beiden Eltern zu orientieren. Denn Jungen brauchen ihren Vater ebenso als Identifikationsfigur, wie Mädchen ihre Mutter. Jungen entwickelten beispielsweise eine "negative Identität". Für sie steht dann fest, dass sie nicht wie die Mutter werden wollen, weil sie als Frau das falsche Rollenvorbild ist. Dann bieten die Eltern keine ausreichende Orientierung mehr und die Kinder identifizieren sich häufig mit medial vermittelten Vorbildern aus Subkulturen. Der Wechsel zwischen den Bezugssystemen – Mama-Wohnung-Papa-Wohnung – bereite den Kindern viel Mühe, weiß der Familientherapeut. Noch komplizierter wird es, wenn neue Partner dazu kommen. Um Stress für die Kinder zu vermeiden, sei es wichtig, dass sie unbefangen über die Erlebnisse beim jeweils anderen Partner erzählen könnten. Die gegenseitige Entwertung der Eltern führt meist zu größeren Problemen für die Kinder als der Schmerz um die Trennung selbst.

Häufig kommt ein Elternteil zur Beratung, wenn es Probleme bei einem Kind feststellt. Mögliche Reaktionen der Kinder sind Trauer, Schuldgefühle, Angst und Wut. Diese Wut kann sich beispielsweise in Aggressivität gegenüber Klassenkameraden oder auch den Eltern äußern. Die Person, bei der die Kinder aufwachsen, wird meist als stabilerer oder verfügbarer Bezugspunkt angesehen. Deshalb werden die Gefühle meist eher bei ihr gezeigt, da viele alltägliche Konfliktsituationen oft den Auslöser darstellen. Die Verhaltensweisen richtig einzuschätzen, können die Erziehenden in der Beratung lernen.

Wichtig sei, dass die Kinder wüssten, dass sie ihren Unmut auch gegenüber den Eltern ausdrücken könnten, auch wenn diese selbst "in den Seilen hängen", so Psychologe Mock. Und er gibt Eltern zu bedenken, dass Kinder letztlich die einzigen seien, die sich dem Konflikt nicht entziehen könnten.

(RP)
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