Unternehmer am Niederrhein Trapp: vom Baubetrieb zur Weltfirma

Kleve · Dr. Ernst Trapp (1903-1989) stürzte sich 1927 in das Abenteuer Afghanistan und machte eine Weseler Firma global bekannt.

 Dr. Ernst Trapp

Dr. Ernst Trapp

Foto: NN

wesel Fünf Generationen haben bislang in einer Weseler Firma gewirkt, aus der ein Mann besonders herausragte: Dr. Ernst Trapp (1903-1989). Der Enkel des Gründers machte aus dem regionalen Baugeschäft ein weltweit tätiges Unternehmen, das in der Spitze gut 2000 Mitarbeiter beschäftigte.

 1928: Hella Trapp mit zwei afghanischen Beschützern vor ihrem Zelt auf 4200 Meter Höhe

1928: Hella Trapp mit zwei afghanischen Beschützern vor ihrem Zelt auf 4200 Meter Höhe

Foto: NN

Vom Weseler Gymnasium — natürlich ein Trapp-Bau von 1912 — ging der junge Ernst erst mal in eine Maurerlehre im eigenen Hause und begann dann ein Studium an der Baugewerkschule Essen. Da fuhr er jeden Tag mit dem Fahrrad hin, hat sich Freude an Sport und Bewegung bis ins hohe Alter bewahrt.

 Das Trapp-Schild wurde weltweit zu einem Markenzeichen.

Das Trapp-Schild wurde weltweit zu einem Markenzeichen.

Foto: archiv

Ernst Trapp setzte sein Studium an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg fort und machte den entscheidenden Schritt. Mit seiner blutjungen Frau Hella stürzte sich der Bauingenieur 1927 in das große Abenteuer Afghanistan.

König Amanullah wollte sein Land in moderne Zeiten führen und brauchte Straßen. "Mit 6000 ungelernten afghanischen Arbeitern, 500 Arbeitssoldaten und primitivem Arbeitsgerät habe ich am Altimur-Pass gebaut. Gleichzeitig begann ich mit dem Bau der Straße über den Salang-Pass in Richtung Turkestan, ausgehend vom Dschebbel ul Saradj. Gewohnt habe ich mit meiner jungen Frau — wir waren 20 und 24 Jahre alt, hatten im Dezember 1927 geheiratet — im Zelt auf 4200 Meter Höhe", erzählte Trapp einmal in einem Porträt von Helmut Rotthauwe gen. Löns für eine IHK-Publikation. In der Familie blieb auch folgender Satz überliefert: "Hätte ich doch den Salang-Pass nicht gebaut, dann wären die Russen nicht nach Afghanistan gekommen."

Straßen blieben ein Faible für den Weseler, der 1929 in Berlin zum Dr. ing. promovierte und in den väterlichen Betrieb einstieg. Damals waren vielleicht 50 Leute für die Firma tätig. Richtig los ging es 1934 mit dem Autobahnbau: Bayreuth-Hof, Feucht-Nürnberg, ab 1939 Salzburg-Linz. Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Firma als Bautrupp eingezogen. Mit der Organisation Todt gab es Einsätze in Russland und in Italien.

Als Wesel 1945 in Trümmern lag, war klar, was Leute wie Trapp zu tun hatten: Schutt abräumen, Neues errichten. Am Wiederaufbau war das Bauunternehmen F.C. Trapp maßgeblich beteiligt, und bald auch am Wirtschaftswunder, das wieder von internationalen Aufträgen mitbestimmt wurde. Ab 1952 im Irak, später auch in Kuwait, Nigeria und anderen afrikanischen Ländern. Das weiße Trapp-T auf rotem Grund wurde rund um den Globus bekannt.

Die Söhne Dr. Friedrich Carl Trapp und Dr. Ernst J. Trapp führten das Unternehmen mit Niederlassungen in Berlin, München, Köln, Dortmund, Bochum und Duisburg, nach der Wiedervereinigung auch in Dresden, Leipzig, Eberswalde und Welzow weiter. Im Auslandsgeschäft kamen Projekte in Peru, Äthiopien, Oman, Saudi Arabien und Kamerun hinzu.

Das damals größte Bauunternehmen am Niederrhein ging ab 1998 im niederländischen Konzern Königliche Volker Wessels Stevin auf, der sich mittlerweile weitgehend vom deutschen Markt verabschiedet hat.

In der Familie geblieben sind die Trapp Construction International GmbH und die TRE-Co Trapp Real Estate GmbH & Co KG sowie die MSG Maintenance Services Group. Geschäftsführer sind Dr. Ernst J. Trapp und sein Sohn Max Trapp, der die fünfte Generation verkörpert und wie alle Vorgänger Wesel und der Region stark verbunden ist.

(RP)
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