Kleve Toni – ein Finne am Berufskolleg

Kleve · Die Kevelaerer Firma Andris IT hat sechs Wochen lang einen finnischen Praktikanten betreut. Der 17-jährige Auszubildende zum IT-Techniker war zum ersten Mal in einem fremden Land und lebte in einer Gastfamilie.

 Der finnische Praktikant Toni Kaivola vor einem Computer-Bildschirm der Firma "Andris IT". Hinter ihm stehen: Mikko Ulwi, Roland Andris und Ria Kösters.

Der finnische Praktikant Toni Kaivola vor einem Computer-Bildschirm der Firma "Andris IT". Hinter ihm stehen: Mikko Ulwi, Roland Andris und Ria Kösters.

Foto: Gerhard Seybert

kLEVERLAND Für die Menschen am Niederrhein hat sich die Hoffnung auf weiße Weihnachten nicht erfüllt. Toni Kaivola dagegen hat das Weihnachtsfest im Schnee verbringen können. Denn der 17-Jährige war pünktlich zum Fest wieder zu Hause – in Finnland, in Oulainen, etwa 600 Kilometer nördlich von Helsinki.

Im Gepäck hat er viele neue Erfahrungen und Eindrücke aus einem für ihn bis dahin unbekannten Land und einer unbekannten Stadt. Und Berufspraxis hat er noch dazu bekommen. "Ich wollte unbedingt mal ins Ausland", sagt Kaivola. Denn seine Familie verreise nicht außerhalb Finnlands.

Toni Kaivola ist im Rahmen des Leonardo-Projektes, das Auszubildenden in Europa Erfahrungen im Ausland ermöglicht, an ein Praktikum bei Andris IT in Kevelaer gekommen. "Das Berufskolleg Kleve hat seit einigen Jahren Kontakte zu Berufsschulen in Finnland, und Praktikanten verschiedener Berufsrichtungen haben bereits Erfahrungen im jeweils anderen Land gesammelt", sagt Ria Kösters, Lehrerin an der Berufsschule in Kleve und Gastmutter von Toni Kaivola. Sie war es auch, die sich auf die Suche nach einem Praktikumsplatz für den angehenden IT-Techniker machte. Das sei gar nicht so einfach gewesen, erinnert sie sich. "Toni spricht nämlich kein Deutsch, die Verständigung mit ihm musste komplett in englischer Sprache geschehen", sagt sie.

Roland Andris, Chef der Kevelaerer Firma Andris IT, nahm die Herausforderung gerne an. "Es war für mich spannend, zu sehen, ob finnische Praktikanten sich anders anstellen als deutsche", sagt er. Als Toni Kaivola bei ihm anfing, stellte er fest: "Toni denkt etwas anders, er geht die Dinge etwas anders an, aber er hat auch eine sehr schnelle Auffassungsgabe", sagt Andris, der 20 Jahre Erfahrung mit Praktikanten hat.

Damit sein Schützling auch so viel wie möglich mitbekommt, nahmen Andris und seine Mitarbeiter den Praktikanten zu so vielen Kunden wie möglich und einmal auch ins Rechenzentrum nach Düsseldorf mit.

Und der Finne hat ein eigenes Projekt, an dem er mitwirken durfte. Mit Tonis Hilfe hat Andris IT einen Filter entwickelt, der bestimmte Inhalte aus dem Internet herausfiltert und für Kinder unzugänglich macht. "Toni war unser Versuchskaninchen für den Kinderschutz-Filter", sagt Roland Andris, der das Programm seinen Kunden gratis zur Verfügung stellen will.

Als Toni Kaivola am Wochenende wieder mit seiner Familie vereint in seiner finnischen Heimat das Weihnachtsfest feierte, hatte er viel zu erzählen: wie er sich nur in Englisch bei der Arbeit verständigt hat, vom Besuch des Weihnachtsmarktes in Aachen oder des Centro Oberhausens.

Und davon, "wie günstig die Preise hier in den deutschen Supermärkten sind." Denn das ist dem finnischen Praktikanten bei seinem Besuch als erstes aufgefallen.

(RP)
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