Gemeinde Heiliger Johannes der Täufer „Ich bin auch gegen die Einstellung des Verfahrens“

Bedburg-Hau · Das Bistum führt am 7. April Theo Kröll als neuen leitenden Pfarrer ein – der entpflichtete Pfarrer klagte gegen den Auszug aus Pfarrhaus.

 Theo Kröll in der Pfarrkirche St. Markus Schneppenbaum. Jetzt wurde bekannt gegeben, dass er neuer leitender Pfarrer der Gemeinde wird.

Theo Kröll in der Pfarrkirche St. Markus Schneppenbaum. Jetzt wurde bekannt gegeben, dass er neuer leitender Pfarrer der Gemeinde wird.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Seitdem führte Theo Kröll (53) als Pfarrverwalter die Gemeinde. Der gebürtige Kevelaerer wurde jetzt vom Bischof als neuer leitender Pfarrer eingesetzt. Die Einführung in sein Amt findet am Sonntag, 7. April, ab 15 Uhr, statt. Im Gespräch äußerst sich Kröll über die aktuelle Situation in der Pfarrei.

Wie haben Sie die Ernennung zum leitenden Pfarrer aufgenommen?

Theo Kröll Sie kam nicht überraschend. Es deutete sich früh an, und ich stand in ständigem Kontakt mit dem Bistum. Die jetzt übernommenen Aufgaben habe ich bereits als Pfarrverwalter wahrgenommen. Für die Gemeinde ist es wichtig, dass es jetzt Planungssicherheit gibt.

Wie sieht dadurch die personelle Situation in der Großgemeinde aus?

Kröll Pfarrer John-Paul Samala, Pastoralreferentin Brigitte Peerenboom und ich bilden jetzt das Seelsorgeteam. Dabei wird es auch bleiben. Die ursprüngliche Zahl von vier Mitarbeitern vor der Entpflichtung steht nicht mehr zur Diskusssion.

Wie hat sich die Situation in der Gemeinde entwickelt?

Kröll Wir haben ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl und wirken als Team in den verschiedenen Gruppen gut zusammen. Natürlich kann man den Fall nicht komplett ausblenden, aber in der täglichen Arbeit spielt er eine untergeordnete Rolle.

Dabei sind die Vorfälle keinesfalls abgeschlossen.

Kröll Das stimmt. Die Aufnahme von Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Kleve abgelehnt. Gegen die Einstellung wurde von beiden Familien, die eine Anzeige erstattet hatten, Einspruch eingelegt. Eine Beschwerdebegründung liegt der Behörde jetzt vor. Die Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf ist jetzt für den weiteren Lauf des Verfahrens zuständig.

Sie bewerten die Einstellung ebenfalls als überraschend.

Kröll Wie die Betroffenen bin ich gleichermaßen der Meinung, dass der Fall damit nicht beendet sein darf. Außerdem bin ich auch gegen die Einstellung des Verfahrens. Hier hat jemand sein Amt missbraucht.

Drei junge Gemeindemitglieder haben sich wegen der Nachrichten des Geistlichen an Sie gewandt. Nach unseren Erkenntnissen gibt es weitere Opfer, die jedoch keine Anzeige erstattet haben.

Kröll Davon ist mir nichts bekannt. Ich habe intensiv nachgefragt. Es hat sich bislang niemand weiteres bei mir gemeldet. Ich kann nur dazu ermutigen, dass alle Betroffenen sich erklären. Auch drei Monate nach dem Bekanntwerden.

Wie sind Abläufe und Entscheidungen rückblickend von den Gemeindemitgliedern aufgenommen worden?

Kröll So wie ich es bewerten kann, gut. Es herrscht die Meinung, dass richtig und vernünftig gehandelt wurde. Die Konsequenz, mit der das Bistum vorgegangen ist, war angebracht und notwendig. Besonders vor dem Hintergrund der Texte, die seitens des Geistlichen geschrieben wurden und die kaum einer kennt. Es handelte sich um eine Masche, die da verfolgt wurde und keine Notlage des Pfarrers.

Zuletzt wurden reihenweise Missbrauchsvorfälle in der katholischen Kirche öffentlich. Wird jetzt richtig gehandelt?

Kröll Das Bistum geht seit einiger Zeit wesentlich transparenter damit um. Für mich ist der Weg in die Öffentlichkeit der einzig richtige. Der Bischof hat in seinem neuen Hirtenwort betont, dass er dafür Sorge tragen werde, persönliche Verantwortlichkeiten aufzuarbeiten. Nicht aus Rache, sondern zum Wohle der Gerechtigkeit. Er könne gut verstehen, dass sich Menschen vor diesen Hintergründen entscheiden, die Kirche zu verlassen.

Das Bistum hat, nachdem der ehemalige Pfarrer bereits an zwei anderen Stellen auffällig war, ihn weiterhin als Seelsorger eingesetzt. War das richtig?

Kröll Man kann es nachvollziehen. Neben einer Therapie sind auch psychologische Gutachten erstellt worden. Die sagten aus, dass er weiter als Pfarrer arbeiten könne. Aber eine Garantie geben diese Expertisen eben auch nicht.

Der ehemalige Pfarrer ist gegen die Räumung des Pfarrhauses anwaltlich vorgegangen.

Kröll Er wollte damit einen Aufschub erreichen. Das Bistum Münster hatte als Datum für den Auszug den 1. März angeben. Durch die Auseinandersetzung wurde die Frist um einen Monat auf den 1. April verlängert.

Was sagen Sie Gläubigen, die Sie weiterhin mit der groben Verfehlung des Geistlichen konfrontieren?

Kröll Ich versuche ihnen zu erklären, dass Kirche mehr als die Verfehlungen eines Einzigen ist. Kirche ist mehr als Skandale. Das müssen wir deutlich machen. In unserer Gemeinde wird es an verschiedenen Stellen offenbar. Etwa im großen Engagement der Ehrenamtlichen, die glaubwürdig für das Gute und das Miteinander stehen. Gott sei Dank, kann man jenen auch erwidern, dass es schließlich ans Tageslicht gekommen ist. Und dies im Sinne der Betroffenen Kinder und Jugendlichen.

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