Bedburg-Hau Theater mini-art kämpft mit Defizit

Bedburg-Hau · Das mehrfach ausgezeichnete Bedburg-Hauer Kinder- und Jugendtheater stellte den Spielplan für die erste Jahreshälfte vor. Der Etat hat wieder eine Deckungslücke. Theatermacher van der Linden und Ohler wünschen Förderung vom Kreis.

 Filmemacherin Carla Gottwein, mini-art-Mitarbeiterin Anne Gollasch, Bär, Crischa Ohler, Sjef van der Linden und Veronika Nowakowski, Kunsttherapeutin in der LVR-Klinik, die zusammen mit mini-art und Forensik-Patienten das "Helden"-Stück inszenierte (v.l.).

Filmemacherin Carla Gottwein, mini-art-Mitarbeiterin Anne Gollasch, Bär, Crischa Ohler, Sjef van der Linden und Veronika Nowakowski, Kunsttherapeutin in der LVR-Klinik, die zusammen mit mini-art und Forensik-Patienten das "Helden"-Stück inszenierte (v.l.).

Foto: Gottfried Evers

Bär lächelt zufrieden. Er hat ein neues Zuhause, mitten im mini-art-Theater. Crischa Ohler knuddelt das große Pelztier ebenso gerne wie ihr Schauspieler-Pendant Sjef van der Linden. Van der Linden hat Bär gerettet – vom Sperrmüll in Schneppenbaum. Bär sitzt auch jetzt während der Vorstellung des neuen Theaterplanes zwischen den beiden Schauspielern auf der Bank.

Auch wenn der Spielplan wieder gut gefüllt ist – die materiellen Probleme des Theaters bleiben. Seit Jahren arbeitet das freie Kinder- und Jugendtheater ausgesprochen erfolgreich, es wird regelmäßig zu Theatertreffen eingeladen und dort auch ausgezeichnet. Seine Stücke begeistern Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Auch in diesem Jahr bewirbt sich das Theater mit seinem Stück "Wenn ich groß bin werd' ich wieder Kind" beim NRW-Kinder-und Jugendtheater Festival "Westwind". Die Juroren reisen zur Zeit durch die Lande und sehen sich die Stücke an.

Es sind gerade ihre stillen, anspruchsvollen Themen, die immer wieder aufs neue überzeugen. Und doch: Eine sichere, institutionalisierte Förderung bekommt das freie Theater auf Kreisebene nicht, muss sich Jahr für Jahr mit Projekten und Förderanträgen über Wasser halten. "Wir haben mit einem Defizit abgeschlossen und konnten nur mit Hilfe eines Landeskredits über 20 000 Euro weitermachen", sagt Crischa Ohler. Doch das löst die Probleme nicht: Insgesamt rechnet das Theater mit einem Etat von 180 000 Euro. Es bekommt 80 000 Euro Zuschüsse vom Land und rund 20 000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland. Die erstlichen 80 000 Euro müssen frei finanziert werden – über Gastspiele beispielsweise.

Doch gerade bei den heimischen Aufführungen legen die Theatermacher "drauf", wie Sjef van der Linden erklärt. Auch sind die Stücke nicht für das zahlenmäßig ganz große Theater gedacht: "Vor über 400 Kindern wollen wir nicht spielen", sagt van der Linden. Da ginge die Essenz der Stücke verloren. Er betont, dass es die anspruchsvollen, eher stillen Aufführungen vor kleinerem Publikum sind, die zum Nachdenken und Reflektieren über die Themen anregen, die die Kinder überzeugen, wieder ins Theater zu kommen. "Weil sie etwas von hier mitnehmen können", sagt van der Linden und greift mit seiner Hand in der Luft die Gedanken: "Wir können nur so den Weg ins Theater fördern." Freunde und Unterstützer hat das Theater viele: So gab die Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland, Ulrike Lubek, die Spenden ihres Geburtstages für einen neuen Bus für mini-art, der bald im neuen Outfit vorgestellt werden soll.

Dennoch hat auch der Etat für die nächste Saison wieder eine Deckungslücke von 20 000 Euro. "Der Konkurs schwebt seit Jahren über unseren Köpfen", sagt Ohler. Aus eigener Kraft sei das Defizit kaum zu stemmen – und ohne Spenden und die Hilfe der vielen Freunde hätte man gar nicht bis jetzt durchhalten können.

Die Filmemacherin Carla Gottwein wird einen Film über mini-art drehen – über die Proben, über die Stücke, die Arbeit mit den Schüler- und Patientengruppen.

(RP)
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