Kleve Kleve zelebriert buntes Miteinander

Beim zwölften Tag der Inklusion feierten Menschen mit und ohne Behinderung an der Herzogbrücke. Die Veranstaltung des Paritätischen umfasste ein ausgefeiltes Bühnenprogramm. Auch ein Streichelzoo war vor Ort.

 Tag der Inklusion in der Klever Innenstadt:  Daniel Schuster sang vor Publikum zur Eröffnung der Feier.

Tag der Inklusion in der Klever Innenstadt:  Daniel Schuster sang vor Publikum zur Eröffnung der Feier.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Dass unsere Gesellschaft eine bunte ist, daran bestehen für die Paritätischen im Kreis keine Zweifel. Am Samstag zelebrierten sie das mit einem Aktionstag in der Klever Innenstadt. Hinter den Titel „Mach Kleve bunt - Eine Gesellschaft für alle“ setzten sie zwei Ausrufezeichen. „Es ist unglaublich, wie viele Menschen hier zeigen, dass unsere Gesellschaft zusammenhält“, sagt Andreas Fateh, Geschäftsführer der Einrichtung. Über sieben Stunden hinweg feierten Menschen mit und ohne Behinderung unter strahlender Sonne. „Wir möchten, dass Menschen einander auf Augenhöhe begegnen und die Unterschiede als Bereicherung erkennen“, sagt Fateh. Mit Unterschieden meint er mehrere Bereiche. So könne die Herkunft, das Geschlecht, eine etwaige Behinderung oder das Alter für Barrieren sorgen. Die Botschaft aber lautete: Diese Unterschiede sind Chancen.

Viele Institutionen wie das SOS Kinderdorf, das Theater im Fluss und die Lebenshilfe beteiligten sich  und schmiedeten ein abwechslungsreiches Programm. „Wir wollen den Leuten zeigen, dass wir viel mehr können als man erwartet“, sagt die Kleverin Michaela. Seit ihrer Geburt kämpft sie mit einer körperlichen Einschränkung, starken Spastiken, und ist auf fremde Hilfe angewiesen. „Wir sind eine eingeschworene Truppe und trauen uns mittlerweile viel zu. Es ist ja nicht so, dass wir den ganzen Tag nur zu Hause sitzen und die Wand anstarren. Ganz im Gegenteil: Wir sind richtig aktiv und haben Spaß in den Backen“, sagt die 24-Jährige. Davon konnte sich jeder Besucher vor Ort überzeugen lassen.

Ein  Höhepunkt war die tolle Tanzdarbietung der Lebenshilfe. Knapp 40 Tänzer mit Einschränkung bewegten sich mit weißen Handschuhen zum Rhythmus. Und das zu klassischen Tönen im Walzer, aber auch zu lauten Bässen im Pop-Schritt. Und selbst wenn Einzelne aus dem Takt gerieten – der Applaus war ihnen sicher. Insbesondere in den Wintermonaten übt die Tanzgruppe, im Sommer dann folgen zahlreiche Auftritte. „Die Menschen gehen richtig mit, es wird geklatscht, gelacht, gefeiert. Diese Gruppen verbreiten einfach gute Laune“, sagt Fateh.

Auch der Streichelzoo des Naturhofs Kirsel aus Uedem erfreute sich großer Beliebtheit. Kamerunschafen, kleine Ponys und ein Hahn waren dabei. „Wir sehen, dass die Nähe zu den Tieren beruhigt und einfach guttut. Natürlich achten wir sehr darauf, dass die Tiere nicht gestresst werden. Aber die Verbindung zwischen Tier und Mensch passt hier richtig gut“, sagt Lissy van de Loo, die den pädagogischen Bauernhof mitführt.

„Die Tiere sind unglaublich süß. Da sieht man auch sofort die große Gemeinsamkeit: Jeder Mensch ohne Behinderung liebt die Schafe, und jeder Mensch mit Einschränkung sowieso“, sagt Michaela. Beliebt bei jedermann war auch die Theateraufführung, die sogenannte Handicap-Fahrschule und die Live-Musik der Madhouse Guys. Zudem informierten viele der Einrichtungen über ihre Angebote. „Damit Barrieren im Kopf abgebaut werden, muss man sich kennenlernen und sich informieren“, sagt auch Fateh. Noch immer, so erklärt es nämlich Michaela, gebe es Hindernisse in der Gesellschaft für Menschen mit Behinderung. Viele öffentliche Gebäude seien noch immer mit Barrieren versehen, zudem gehen, so sagt sie es, immer noch einige Menschen auf Abstand. „Sie meinen, dass wir den ganzen Tag nur herumschreien. Aber das ist mitnichten so“, erklärt die Kleverin, die den Aktionstag mit ihrem Freund besuchte.

Wie Recht sie hat: Das Feiern beherrschten Menschen mit und ohne Behinderung am Samstag beispiellos gut.

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