Kleve Südstadt: Hilfe für die Jugend im Quartier

Kleve · Die Stadt Kleve bewirbt sich für das Programm "Jugend stärken im Quartier", das mit EU- und Bundesmitteln gefördert wird. Damit sollen gezielt Jugendliche mit großen Problemen aufgefangen werden. Der Antrag hat Aussicht auf Erfolg.

 Soll Anlaufstelle für das Programm "Jugend stärken im Quartier" werden: Das Moms in der Südstadt.

Soll Anlaufstelle für das Programm "Jugend stärken im Quartier" werden: Das Moms in der Südstadt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Sie haben Probleme mit der Schule, mit ihrem Ausbildungsplatz, scheitern am Arbeitsmarkt. Sie hängen rum, verweigern die Schule oder brechen alle Maßnahmen ab. Suchtprobleme und Straffälligkeit, psychische Auffälligkeiten sind die Folgen. Diese Jugendlichen scheinen ihr Leben verbaut zu haben, scheinen verloren. "Dahinter stehen individuelle oder soziale Probleme, schwierige familiäre Rahmenbedingungen, ein Leben an der Armutsgrenze, aber auch Integrationsdefizite", sagt Jan Traeder vom Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Kleve. Die "klassischen" Hilfsangebote der Kommunen und sozialen Einrichtungen greifen für dieses Klientel meist nicht mehr. Das soll sich jetzt ändern. Die Stadt bewirbt sich am Programm "Jugend stärken im Quartier", das mit EU- und Bundesmitteln gefördert wird. Damit sollen gezielt diese Jugendlichen aufgefangen werden. Da, wo sie leben, wo sie ihre Freunde haben, wo ihr Zuhause ist: in ihrem "Block". Deshalb ist das Programm gezielt auf Quartiere ausgerichtet.

Dieser "Block", das "Quartier", mit dem sich die Stadt bewirbt, ist die erweiterte Südstadt, der Bereich von Lindenallee bis Querallee, von Nassauerallee bis Merowingerstraße. In der Südstadt ist seit Jahren der Verein Stop Crime im Jugendtreff Moms aktiv. Stop Crime soll an dem Programm ebenso beteiligt werden, wie das Theodor-Brauer-Haus, das sich mit seiner Jugendsozialarbeit für die Stadt und mit seinen Einrichtungen für die Ausbildung schon an diese jungen Menschen wendet. Das Moms soll auch im Zentrum stehen, soll die Anlaufstelle für die jungen Menschen sein. "Wir möchten dort den Punkt schaffen, den die Jugendlichen an ihr Herz anbinden können", sagt Traeder. Selbsthilfe ist ein wichtiger Baustein im Konzept: die Bewohner des Quartiers sollen eingebunden werden, Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft gewonnen werden. "Alle sollen dieses Zentrum gemeinsam schaffen, es zum Teil selbst gestalten. Es geht auch um die handwerkliche und die künstlerische Komponente", sagt Traeder.

Die Zielgruppe ist in Kleve älter als 16 Jahre. "Sie ist oft durch multiple Problemlagen belastet - Schulden, Drogen, junge Elternschaften, Wohnungslosigkeit, Armut", sagt Sozialpädagogin Kerstin Schuster. Die Teamleiterin im Theodor-Brauer-Haus kennt die Probleme: "Das sind Jugendliche, die durchs Raster gefallen sind", sagt sie. Sie fühlen sich ausgrenzt, stigmatisiert, verlassen ihre Gruppen kaum, kaum ihr Viertel. Da muss die Arbeit schon früh ansetzen: Es geht um Schlüsselkompetenzen wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit. Es geht darum, wieder Vertrauen aufzubauen. "Vertrauen in andere Menschen, aber auch in sich selbst", sagt Schuster. Da helfen vor allem Erfolgserlebnisse - selbst in ganz kleinen Dingen. Die sollen die Jungs und Mädels in den geplanten Mikroprojekten finden, in einer Reparaturwerkstatt, im Gemeinschaftsgarten, bei Foto- und Kunstaktionen, sagt Fachbereichsleiterin Roswitha Reihs.

 Jugendarbeit vor Ort: Sozialpädagoge Steffen Thewis im Gespräch.

Jugendarbeit vor Ort: Sozialpädagoge Steffen Thewis im Gespräch.

Foto: eve

Die Stadt rechnet mit 150 Jugendlichen, die in dem Viertel erreicht werden könnten. Die sollen so begleitet werden, dass mindestens 90 Jungen und Mädchen den Weg in die Ausbildung bekommen, besser noch, einen Arbeitsplatz finden. "Das ist unser Minimalziel", sagt Trader. Dafür werden zwei zusätzliche Fachkräfte, verteilt auf 1,2 Stellen, über das Projekt finanziert und sollen direkt im Moms eingesetzt werden, in dem bis jetzt eine Kraft in der "Offenen Kinder- und Jugendarbeit" tätig ist. Das schafft die geforderten Strukturen für eine die Zusammenarbeit von Trägern von der Jugendhilfe bis zum Quartiersmanagement und Unternehmern. Indem man die Bewohner des Quartiers mitnimmt, werden die Menschen im Quartier schnell den Mehrwert erkennen, der entsteht.

Finanziert wird das Programm "Jugend stärken im Quartier" für einen Zeitraum von vier Jahren aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in Höhe von 305 000 Euro sowie durch einen Bundeszuschuss in Höhe von 61 000 Euro, so Roswitha Reihs vor dem Jugendhilfeausschuss, der einstimmig für eine Bewerbung stimmte.

(RP)
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