Kreis Kleve Strompreis im Kreis über NRW-Schnitt

Kreis Kleve · Für ihren Strom zahlen Kunden in zwölf der 16 Kommunen im Kreis Kleve mehr als der landesweite Durchschnitt. Betroffen sind nach einer Studie der Verbraucherzentrale NRW die Nutzer des Grundversorgungstarifs.

Im Kreis Kleve ist der Strom teuer. Zumindest dann, wenn die Kunden keinen Festpreisvertrag abgeschlossen haben, sondern den Grundversorgungstarif der RWE Vertrieb AG nutzen. Das zeigt der aktuelle Energieatlas der Verbraucherzentrale NRW. Demnach zahlen Haushaltskunden in zwölf der 16 Städte und Gemeinden im Kreis landesweit am meisten: 1143,11 Euro pro Jahr, berichtet die Verbraucherzentrale auf ihrer Internetseite, und damit 41,94 Euro mehr als der Durchschnitt. Nur Haushaltskunden in den Städten Geldern, Goch, Kleve und Emmerich zahlen weniger - in letzterer sogar 139,98 Euro.

Externe Dienstleister haben die Tarifinformationen und Preisbestandteile der örtlichen Energieversorger in ganz NRW erfasst und zusammengetragen. Durchschnittlich 1101,17 Euro kostet Strom dort jährlich im Schnitt. Die Verbraucherzentrale geht dabei von einem Verbrauch von 3600 Kilowattstunden (kWh), dem durchschnittlichen jährlichen Verbrauch einer Kleinfamilie, aus. Aufgeschlüsselt bedeutet das als sogenannter Arbeitspreis 27,97 Cent pro kWh im Landesschnitt und 28,98 Cent/kWh bei der RWE Vertrieb AG.

Dass Kranenburg, Rees, Bedburg-Hau, Kalkar, Uedem, Weeze, Kevelaer, Issum, Straelen, Kerken, Rheurdt und Wachtendonk zwar nicht viel, aber dennoch über dem Landesschnitt liegen, erklärt Klaus Schultebraucks, Sprecher der RWE Vertrieb AG mit Sitz in Dortmund so: "Das liegt am Beschaffungsportfolio." Er meint damit: Die Vertreiber kaufen den Strom über die Börse, die Preise schwanken kontinuierlich. Wer den Strom an die Verbraucher teurer weiterverkaufe als die Konkurrenz, mache damit nicht zwangsläufig einen höheren Gewinn. "Er hat vielleicht selbst nicht günstig eingekauft", erklärt Schultebraucks.

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Foto: dpa, Andrea Warnecke

Der Sprecher schätzt, dass die Vertreiber nur noch lediglich 25 bis 30 Prozent des Strompreises selbst bestimmen können. "Der Rest sind Netzentgelte und Steuern." Bei den Stadtwerken in Goch, Geldern, Kleve und Emmerich nachgefragt, heißt es auch dort: Da niemand sagen könne, wann Energie am teuersten und wann am billigsten ist, sei immer ein bisschen Glück vonnöten. "Wir haben beim Einkauf eine sehr glückliche Hand gehabt", bestätigt etwa Rolf Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Kleve. 1014,88 Euro zahlen deren Kunden laut Verbraucherzentrale im Jahr. "Wir haben sehr gut gewirtschaftet", sagt auch Ingo Sigmund, Leiter Vertrieb bei den Stadtwerken Emmerich. Dort ermittelte die Verbraucherzentrale einen Wert von 961,19 Euro/Jahr.

Um den jeweils besten Moment zum Kaufen zu erwischen, würden die meisten Vertreiber, berichtet Jürgen Arnold, Fachbereichsleiter Vertrieb und Kundenservice bei den Stadtwerken Goch (1099,57 Euro/Jahr), den Strom zu mehreren Teilmengen über einen längeren Zeitraum kaufen. Doch manchmal bringe auch das nichts: "2014 ist der Strompreis stark gesunken, aber da hatten wir nun mal schon gekauft", erklärt Roger Bruns, Leiter Vertrieb und Marketing bei den Stadtwerken Geldern (1012,59 Euro/Jahr). Denn meist decken sich die Vertreiber drei Jahre im Voraus ein - sinken die Preise also an der Börse, kommt diese Entwicklung erst verzögert beim Verbraucher an, vor allem dann, wenn er einen laufenden Festpreisvertrag hat. Der bindet zwar zwölf oder 24 Monate an einen Preis, ist in der Regel aber günstiger als die Grundversorgung.

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Zum Januar hat die RWE Vertrieb AG - wie einige andere auch - die Preise in der Grundversorgung gesenkt. Grund seien günstigere Beschaffungskosten und dass die EEG-Umlage gesunken sei, erklärt der Sprecher. Die Erhebung der Verbraucherzentrale ist für ihn lediglich ein "Ausschnitt". Dass ein Vertreiber günstiger ist als der andere, bedeutet für ihn nur eins: "Es ist ein funktionierender Wettbewerbsmarkt", sagt er.

(RP)
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