Kleve Streit um Hausfassade vor Gericht

Kleve · Bereicherung oder Schandfleck? Die bunte Außenwand eines Eckhauses an der Hagschen Straße sorgt für Diskussionen.

 Nicht jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall bunt: die Fassade des Eckhauses Hagsche Straße / Kocksteege. Ob die so bleiben darf, ist mittlerweile auch Gegenstand eines Gerichtsverfahrens.

Nicht jedermanns Geschmack, aber auf jeden Fall bunt: die Fassade des Eckhauses Hagsche Straße / Kocksteege. Ob die so bleiben darf, ist mittlerweile auch Gegenstand eines Gerichtsverfahrens.

Foto: Gottfried Evers

Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage wird in Kleve derzeit heiß diskutiert. Streitpunkt: die Fassade des Hauses Nummer 80 an der Hagschen Straße. Der Eigentümer hatte das Eckhaus dort im vergangenen Jahr umgestaltet, zur Hagschen Straße hin präsentieren sich jetzt Malereien im ägyptischen Stil, die Fassade zur Kockstege hat er von einem Klever Sprayer gestalten lassen. Gefallen hat es nicht jedem, im Gegenteil: "Uns liegen Beschwerden wegen der Hauswand vor", sagt Kleves Rechtsdirektor Wolfgang Goffin. "Das sieht ja aus wie in irgendeinem Szeneviertel, dabei ist es der Eingang in die Innenstadt", so Goffin. Es sei nicht hinnehmbar, wenn das Stadtbild so verunstaltet werde. "Damit wird die Attraktivität der umliegenden Betriebe und Geschäfte heruntergezogen."

Also beschloss die Stadt: Das kann, nein das muss weg. "Wir handeln nach geltendem Recht, das hat der Gesetzgeber so vorgegeben. Es geht dabei nicht um Kunst, sondern um die Erscheinung des Ortsbildes", sagt Goffin. Der Eigentümer (der zu Redaktionsschluss nicht zu erreichen war) sah das freilich anders, der Streitfall landete vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf. RP-Informationen zufolge entschied das zugunsten der Stadt, derzeit wird in zweiter Distanz vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster verhandelt. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, wollte sich Goffin nicht zum aktuellen Stand äußern. Bereitschaft, mit dem Eigentümer zu reden, sei aber vorhanden. "Er kann uns gerne Vorschläge machen, wie man die Fassade gestalten könnte", sagt Kleves Rechtsdirektor. Der Rest des Hauses, wenn nicht von einer Backsteinfassade verkleidet, ist weiß gehalten. Dem könne man sich ja zum Beispiel anpassen, so Goffin.

Schön schlicht sagen die Gegner der bunten Fassade — einfach nur langweilig die Befürworter. Die sehen in der Ruine der Gaststätte "Hagsche Poort", in der lange Jahre die Kolpingfamilie ihren Sitz hatte, einen viel größeren Schandfleck. "Das sind zwei paar Schuhe", betont Dieter Schoofs vom Fachbereich Bauen. Beim ehemaligen Kolpinghaus, das sich ebenfalls in privater Hand befindet, seien bereits Schritte eingeleitet worden, die Ruine zu beseitigen. "Im Juni 2009 wurde für drei Jahre eine Abrissgenehmigung erteilt, die wurde Ende 2012 auf Antrag noch einmal für ein Jahr verlängert", sagt Schoofs. Im Dezember ist dort mit den Abrissmaßnahmen durch das Tiefbauunternehmen Verweyen aus Bedburg-Hau begonnen worden. Auf dem Grundstück soll Berichten zufolge ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen, mit einem für die Hagsche Straße typischen Ladenlokal im Erdgeschoss. Die Entwicklungen in beiden Fällen werden die Klever wohl weiter verfolgen — und heiß diskutieren.

(lukra)
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