Stiftschor Kleve hat keine Sänger mehr Stifts- und Propsteichor hört auf

Kleve · Für den traditionsreichen Chor ist kein Nachwuchs mehr zu finden.

 Letzte Zusammenkunft beim Abschlussessen auf der Wasserburg Rindern.

Letzte Zusammenkunft beim Abschlussessen auf der Wasserburg Rindern.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Vor nunmehr zehn Jahren erschien zum Jubiläum „200 Jahre Stifts- und Propsteichor St.-Mariä-Himmelfahrt Kleve“ eine prächtige Festschrift. Im September 2009 gehörten noch 47 aktive Sängerinnen und Sänger dem Chor an. Präses war seinerzeit Propst Theodor Michelbrink; Chorleiter Kantor Heinz Kersken. Heute, zehn Jahre später, gehören zum Propsteichor, der 1810 gegründet wurde, nur noch 17 Mitglieder, acht Damen im Sopran, sieben Damen im Alt, zwei Herren im Bass, von denen einer nicht mehr regelmäßig an den Proben teilnehmen konnte, und kein einziger Tenor-Sänger. So ging jetzt mit einem festlichen Abendessen in der Wasserburg Rindern der Chor nach 210 Jahren in den „Ruhestand“.

Schon bei der letzten Generalversammlung im Oktober 2019 hatten die Mitglieder sich dazu entschlossen, die Chorarbeit ruhen zu lassen. Auf dieser Versammlung und auch jetzt bei der kleinen Feierstunde zum offiziellen Abschied wurde die bewegte Geschichte lebendig, wobei manche Erinnerungen an einen großen Chor mit großartigen Auftritten wach wurden. „Dass der Stifts- und Propsteichor nun in den ,Ruhestand’ geht, ist sicher schade, aber auch eine Realität unserer Zeit, die in vielen Vereinen und Verbänden – gerade mit Blick auf die Altersstruktur – zu sehen ist und nicht geleugnet oder zur Seite geschoben werden kann“, sagte der amtierende Präses, Propst Johannes Mecking. „Das wird in unserer Pfarrei auch zukünftig – bei allem Engagement und allen Ideen – ein Problem und eine Sorge bleiben“, ergänzte er.

Ein wenig Wehmut schwang bei der Feierstunde mit, denn einige Chormitglieder konnten auf eine lange Zeit der Mitgliedschaft zurückblicken. So haben beispielsweise Irene Fleischhauer und Karola Osterkamp 65 Jahre lang im Chor mitgesungen. Sie hatten mit dem Singen einst im Cäcilienchor der Unterstadtpfarre begonnen.

Der Stifts- und Propsteichor wurde jetzt nicht einfach aufgelöst, offiziell ruht die Arbeit. Und wenn sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten ein neues Interesse zeigt, kann man gegebenenfalls an diese Tradition gut anknüpfen. Wie die langjährige Vorsitzende des Chores, Ursula Lichtschlag, sagte, haben sich einige Mitglieder anderen Chören der Pfarrei oder den benachbarten Pfarreien angeschlossen.

Der Nachfolger des Dirigenten Heinz Kersken, Chorleiter Michael Behrendt, war zuletzt der musikalische Leiter des Propsteichores und ist aktuell der Chorleiter des Kirchenchores in Kellen. Beim Abendessen wurde ein dreistimmiger Kanon angestimmt, und dann ging es in den „Ruhestand“.

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