Kranenburg-Schottheide Stein erinnert an die St. Joseph-Schule

Kranenburg-Schottheide · Seit fast 40 Jahren ist die Alte Schule in Schottheide eine Altenstube und bietet Platz für Festivals. Den wirklichen Namen der früheren Lehranstalt kennen nur wenige. Das soll sich dank Leo Reintjes und eines Denkmals nun ändern.

 Paul Gietmann (hockend), Wilfried Berns, Leo Reintjes, Willi Püplichuisen und Johann Braam (von links) am Stein, der an die St. Joseph-Schule in Schottheide erinnert und direkt davor aufgestellt .

Paul Gietmann (hockend), Wilfried Berns, Leo Reintjes, Willi Püplichuisen und Johann Braam (von links) am Stein, der an die St. Joseph-Schule in Schottheide erinnert und direkt davor aufgestellt .

Foto: Gottfried Evers

Leo Reintjes blätterte vor gut drei Wochen seine archivierten Sammlungen durch. Dabei fiel ihm ein Artikel der Rheinischen Post vom 2. Februar 1953 in die Hände. "Schottheides erste Schule geweiht", hieß der Haupttext auf einer Lokal-Seite. "St. Joseph ist namenspatron - 40-jährige Bemühungen waren erfolgreich", lautete es in der Unterzeile weiter. Mehr als ein halbes Jahrhundert später ist die Schottheider Schule keine Lehranstalt mehr, sondern ein Bürgerhaus, in der eine Altenstube und auch ein Schützenverein beheimatet sind.

Als sich Leo Reintjes den Artikel durchlas, hatte er sofort eine Idee. Er wollte einen Stein aufsetzen lassen, auf dem ein Schild angebracht ist, das an die alte Schule und besonders an den Namen St. Joseph erinnert. Sofort nahm er Kontakt zur Tiefbau-Firma Gebrüder Siebers auf, die ihre Hilfe erklärten. Reintjes ging hin, suchte sich zusammen mit der Firma einen Stein aus, ließ ein Schild anfertigen und das Ganze in nur wenigen Tagen vor der Schule aufsetzen. Das Schild spendete die Altenstube selbst. Der Stein wurde von Siebers gestiftet.

Auf ihm prangt nun der Schriftzug "Ehemalige St. Joseph-Schule". Für diese hat der Kampf bereits vor über hundert Jahren begonnen. Initiator damals war Lehrer Josef Stoffels, der eine Schule für die in sich geschlossene Ortschaft Schottheide forderte und nach einem Bürgeraufstand im Jahr 1952 auch genehmigt und gebaut wurde. Die Schule wurde dann am 31.01.1953 in Erinnerung an Stoffels und dem heiligem Patron St. Joseph eingeweiht. Am 2. Februar des selben Jahres nahmen bereits die ersten Kinder ihren Schulunterricht an der neuen Volksschule auf.

"Vorher mussten sie immer nach Frasselt fahren. Da regten sich die Bürger lange Zeit drüber auf", erinnert sich Reintjes. Doch damit war ab Februar '53 schluss. Es übernahm das Lehrerehepaar Klingenhäger die Schule, die in zwei großen Räumen jeweils vier Klassen unterrichteten. Sie wohnten sogar in der Volksschule.

Nach nur 15 Jahren war das Projekt Schule dann aber wieder beendet. Das leerstehende Gebäude sollte vermietet werden. Interessenten gab es viele. Sogar ein Arzt wollte sich dort niederlassen. Die Bürger - allen voran Leo Reintjes - kämpften dagegen. In seinen 25 Jahren als Ratsmitglied der Gemeinde Kranenburg und den 20 Jahren als Ortsvorsteher brachte er viel Zeit und Geduld auf, die Schule zu retten. "Das wär ohne meine Frau Helene aber nicht möglich gewesen. Sie hat mich dabei immer unterstützt", so Reintjes. Und das hatte nach sieben Jahren, in denen das Gebäude leerstand, auch Erfolg.

Im Jahr 1975 gründete Reintjes die Altenstube für alle älteren Semester in der Ortschaft Schottheide. Seit fast 40 Jahren trifft diese sich nun jeden Mittwoch in dem heutigen Bürgerhaus zum Kaffee, Kuchen, zum Karten spielen und zum reden. "Wo findet noch eine solche Kommunikation statt? Heutzutage gibt es diese Mittelpunkte auf den Dörfern ja leider nicht mehr", erklärt Reintjes.

Von dem Bürgerhaus profitieren nicht nur die Senioren. Erst vor kurzem begeisterte unter anderem Massive Beat mit Frontsängerin Katharina Schoofs auf dem Dorfrock an der alten Schule auch die Jugend.

Zu verdanken haben sie diesen Ort auch Leo Reintjes, der 1975, als die Alte-Schule gerettet wurde, sogar ein Gedicht für die erste und bislang einzige Schottheider Lehranstalt verfasste. "Im Wandel und der Zeitenlauf / stand unsere Schule zum Verkauf, / von der Altenstube wurde dieses Haus gerettet, / dörfliches Leben wurde eingebettet, / und alle sind sich heut bewusst, die Alte-Schule, / das Bürgerhaus wär ein Verlust.", heißt es dort unter anderem in der zweiten Strophe.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort