Kleve Start-Up-Unternehmen regional fördern

Kleve · Ist der euregionale Raum ein gutes Pflaster für neu gegründete Firmen? Diese Frage stellten sich die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland. Alle Experten setzen auf Unterstützung vor Ort.

Die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt (v.l.): Joachim Rasch, Piet Boomsma, Stefan Rouenhoff, Heide Naderer.

Foto: Gottfried Evers

Jeder Anfang ist schwer. Deshalb ist es gerade für junge Unternehmen wichtig, dass ihnen nicht noch Steine in den Weg gelegt werden. "Wie gut sind die Bedingungen in der Region für Start-Up-Firmen?", fragten sich die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt.

Piet Boomsma, Programm-Manager bei der Euregio Rhein-Waal, berichtete vom Projekt "Toolbox" der "Wissensallianz Rhein-Waal". Das Ziel: Die Universitäten und Hochschulen in der Euregio Rhein-Waal mit der Wirtschaft zusammenbringen. Die Toolbox ist eine 30-seitige Broschüre für Dozenten, in der sie Tipps und Tricks finden, wie sie ihren Studenten unternehmerische Fähigkeiten praktisch vermitteln können. So sollen Unternehmensgründungen erleichtert werden. Zunächst, so Boomsma, konnten große Erfolge verzeichnet werden: 15 Einrichtungen taten sich zusammen, drei Jahre funktionierte die Zusammenarbeit gut. "Dann ging das Geld aus. Da war die Energie weg. Im Endeffekt ist nichts herausgekommen, außer einige kleinere Projekte mit Interreg-Mitteln", sagt Boomsma. "Nicht schlimm", findet Stefan Rouenhoff, Bundestagskandidat der CDU im Kreis Kleve. "Ich frage mich, ob es immer der große Wurf sein muss. Es ist einfacher, es bei 15 Kooperationspartnern zu belassen und kleinere Projekte durchzuführen. So kann man das Gründungsgeschehen in der Region besser voranbringen", sagt er. Heide Naderer, Präsidentin der Hochschule Rhein-Waal, betont, dass sich ihr Haus um den intensiven Austausch mit der heimischen Wirtschaft bemüht. "Das Projekt ,Spectors' und unsere Transfertreffen sind gute Beispiele. Sicherlich sind Firmengründungen aber noch etwas anderes als Technologietransfer", betont Naderer. Als positives Beispiel für gelungenen Technologietransfer nannte sie die Uni Wageningen. Dort gibt es einen riesigen Campus, auf dem sich Forschungstationen der Industrie angesiedelt haben, die Uni ist rundherum umgeben davon.

Wie aber kann man Start-Up-Unternehmen regional am besten fördern? Piet Boomsma brachte das so genannte Economic Board ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine Kooperation zwischen Verwaltung, dem Bildungs- und Forschungssektor und Unternehmen in der Region Arnheim-Nimwegen-Wageningen. Das Economic Board bringt Unternehmer und Investoren mit Bildungseinrichtungen, Forschung und Verwaltung zusammen. "In Deutschland kennt man so etwas nicht, da bleibt man lieber in gewohnten Strukturen", sagte Boomsma.

Auch Rüdiger Helbrecht, Leiter Außenwirtschaft und Service-Center der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, findet, dass uns unsere Nachbarn in diesem Punkt voraus sind. "Niederländer netzwerken viel besser. Es ist sehr schwer, deutsche Unternehmer an einen Tisch zu bekommen", sagt er.

Norbert Wilder, Prokurist der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, hat festgestellt: "Das Gründungsgeschehen ist nicht mehr so ausgeprägt wie noch vor ein paar Jahren. Die wirtschaftliche Lage ist einfach zu gut". Er findet, dass man noch mehr Veranstaltungen für Gründungswillige und Start-Up-Unternehmen anbieten muss. Stefan Rouenhoff hätte da eine Anregung: "Wir könnten an die weiterführenden Schulen gehen, dort Wirtschaftswettbewerbe ausloben, bei denen sich die Schüler unternehmerisch betätigen können". Außerdem will er die Fördervereine der Hochschule Rhein-Waal einbinden: "Wir hinken bei der Netzwerkbildung mit der jungen Wirtschaft hinterher. Da sind auch die Fördervereine gefragt", sagt er.

Heide Naderer ist der Meinung, dass viele Förderprogramme für Start-Up-Unternehmen zu bürokratisch sind - und zu "weit weg". "Es gibt etwa das Gründerstipendium NRW. Das könnte man auch regional machen", sagt die Hochschul-Präsidentin. Rouenhoff schlägt vor, "mit privatem Kapital Unternehmen an die Hochschule Rhein-Waal heranzuführen". Auch der Klever Wirtschaftsförderer Joachim Rasch denkt über eine stärkere Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal nach: Wir haben im Technologiezentrum günstigen Büroraum. Obwohl wir ausgelastet sind, könnten wir das noch stärker bewerben. Wir könnten überlegen, noch stärker mit der Hochschule zusammenzuarbeiten."

(RP)