Kleve Stadthäuser vor der Mauer

Kleve · Idee von Architekt Hülsmann: Haus für Haus, jedes von einem anderen Architekten entworfen, könnte entlang der Hafenstraße vor dem Rücken des Sontowski-Geschäftshauses entstehen und dem Minoritenplatz ein Gesicht geben.

Kleve: Stadthäuser vor der Mauer
Foto: Gottfried Evers

Der Klever Architekt Friedhelm Hülsmann war einer der wenigen in der Klever Stadthalle, der davor warnte, einen zu frühen Schlussstrich unter die Minoritenplatz-Diskussion zu ziehen.

 Friedhelm Hülsmann bekam für seinen Vorschlag Stadthäuser mit Kleingewerbe zuzulassen Applaus in der Stadthalle.

Friedhelm Hülsmann bekam für seinen Vorschlag Stadthäuser mit Kleingewerbe zuzulassen Applaus in der Stadthalle.

Foto: Gottfried Evers

Er war auch derjenige, die die vielfach in den Raum geworfenen Worthülsen von der "Emotion" und der "Vision" mit einer wirklichen Vision füllte — nämlich eine Lösung für die inakzeptable Rückwand des vom Planer Sontowski&Partner vorgestellten Geschäftshauses, dessen durchaus gestaltete "Schokoladenseite" (so Architekt Werner van Ackeren) eben nur in die Stadt hinein schaue.

 Keine Lösung für Kleve – so der Tenor über die überarbeitete Rückwand des Klever Geschäftshauses auf dem Minoritenplatz.

Keine Lösung für Kleve – so der Tenor über die überarbeitete Rückwand des Klever Geschäftshauses auf dem Minoritenplatz.

Foto: Sontowski

"Man muss das Potenzial sehen, das in diesem Stück Stadt steckt", sagte Hülsmann auf RP-Nachfrage. Er schlägt vor, dass man eine Reihe von mehr als zehn Stadthäusern zur Wallgrabenzone hin platziert. Dazu müsste beispielsweise das Geschäftshaus einen Streifen von etwa 3 bis 3,5 Meter abgeben, dazu die Stadt von der geplanten sehr tiefen Grünfläche 3 bis 3,5 Meter (aus heutiger Sicht befindet man sich dann immer noch auf der Brachfläche des Parkplatzes). Damit bekäme man eine Grundfläche von rund sieben mal sieben Metern.

Um nicht den gleichen Fehler wie beim Spoycenter zu machen, dürfte dies kein Geschosswohnungsbau sein, sondern — so wie in alten, gewachsenen Städten einst üblich — Einfamilienhäuser als "vertikalisierte Stadthäuser", so Hülsmann. Die entwickeln sich als moderne Einraum-Etagen (in Amsterdam gibt's diese Moderne an den Grachten schon seit dem Mittelalter) über mehrere Etagen. Im Erdgeschoss sollte der dort aufzustellende, strikte Bebauungsplan auch Kleinstgewerbe zulassen, im ersten Geschoss müssten Erker notwendig sein, um mehr Licht in die Nordlage zu bekommen.

An der Rückwand, die sich an das Geschäftshaus anlehnt, liegen die "dienenden Funktionen" — Bad, Toiletten, Hausanschluss- und Abstellräume. Die nächste Etage habe dann wieder Fenster zu allen Seiten und eine aus allen Himmelsrichtungen gut belichtete eigene Dachterrasse mit der Möglichkeit das Gründach des Geschäftshauses optisch als nutzbare "Gartenfläche" zu erleben.

Geparkt wird unterm Haus in der Tiefgarage - diese Plätze müssten dem Investor (wie üblich) abgekauft werden. Der Eigentümer des schmalen Stadthauses kann von seinem Parkplatz direkt durch ein Treppenhaus, oder wer's mag, mit dem Aufzug sein Haus vertikal erschließen. Hülsmann rechnet, dass ein solches Haus im Rücken des Geschäftshauses mit Blick auf die attraktive Parkanlage der Hafenstraße für 290 bis 330 000 Euro zu bauen sein sollte, je nach Austattung. Hülsmann schlägt vor, für diese Häuser einen genauen Bebauungsplan vorzuschreiben: der legt Breite, Höhe und Tiefe der Häuser fest. Die Wahl der Materialien müsste frei gestellt sein, ebenso die Fassadengestaltung. Weiterhin müsste die Stadt festschreiben, dass jedes dieser Häuser von einem anderen Planer gebaut wird.

"Diese Zeile soll in den Vorgaben lebendig und individuell und beispielhaft über die Stadtgrenzen hinaus werden - das erreiche ich am besten mit unterschiedlichen Planern", sagt Hülsmann. Auch sei das Volumen dann so groß, dass es an die Klever Bauunternehmer gehe. "Das würde bedeuten, dass Klever Bauherrn mit Klever Architekten von Klever Bauunternehmern hier ihre Häuschen mitten in der Stadt bauen", sagt Hülsmann.

Internet Bilder und Berichte unter www.rp-online.de/kleve

(RP/rl)
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