Kranenburg Mehr Farbe im Kern

Kranenburg · Der Kranenburger Initiativkreis „Von Bürgern für Bürger“ plant Projekte, um den historischen Ortskern attraktiver zu gestalten. Einiges wurde umgesetzt. Doch muss noch viel passieren, um die Mitte der Grenzgemeinde zu verschönern.

 Gisela Blome und Heinz Nielen vom Initiativkreis „Von Bürgern für Bürger“ vor Bildern der Kranenburger Grundschüler. Sie haben gemalt, wie sie sich den Marktplatz vorstellen.

Gisela Blome und Heinz Nielen vom Initiativkreis „Von Bürgern für Bürger“ vor Bildern der Kranenburger Grundschüler. Sie haben gemalt, wie sie sich den Marktplatz vorstellen.

Foto: Janssen, Peter

Heinz Nielen (70) gründete vor fünf Jahren den Initiativkreis „Von Bürgern für Bürger“. Ziel der Gruppe ist es, den historischen Ortskern Kranenburgs zu verschönern und wieder lebendiger zu gestalten. Gerade in der jüngeren Vergangenheit verlor die Große Straße an Attraktivität. Leerstände, sich selbst überlassene Häuser, teilweise ungepflegte Gassen, eine nahezu triste Gegend. Die Durchgangsstraße ist von Schnellimbissen geprägt. Ein Elektrofachgeschäft, die Sparkasse, Schreibwaren, ein Café am Ort. Nicht viel, was über das Nötigste hinausgeht.

Was ausblutende Innenstädte betrifft, ist Kranenburg in bester Gesellschaft. Ein Blick in die Nachbarkommune Kleve reicht da. Doch ist Heinz Nielen vom Erfolg der Aktionen überzeugt. „Ich habe in meinem Leben an verschiedenen Stellen gekämpft. Für den historischen Ortskern lohnt es sich allemal“, sagt er. Gekämpft hat Nielen unter anderem für die SPD. Er war 15 Jahre Fraktionsvorsitzender im Rat. Vor fünf gründete er den Initiativkreis „Von Bürgern für Bürger“. 17 Mitglieder gehören ihm an.

Der 70-Jährige sitzt zusammen mit Gisela Blome in einem Besprechungszimmer des Kranenburger Rathauses. Vor ihm liegt eine Liste, auf der bereits umgesetzte Maßnahmen stehen. Zwölf Punkte sind dort aufgeführt. Dazu gehören unter anderem eine verbesserte Straßenbeleuchtung, ein behindertengerechter Gehweg am Johannesstift, ein bienenfreundlicher Streifen entlang der Stadtmauer oder, dass Müllbehälter nur noch am Entsorgungstag im Straßenbereich aufgestellt werden dürfen. Optisch macht die Aktion „Regenschirm“ am meisten her. Diese wurden regelmäßig in bunten Farben über die Straße aufgehängt.Das größte Problem ist die stets steigende Zahl an Leerständen. Die Besitzer der teilweise historisch bedeutenden Häuser können diese nur mit enormem finanziellem Aufwand renovieren. Was teurer ist, als neue Wohnungen und Häuser zu bauen. Da in Kranenburg gebaut wird, was das Land hergibt, sind die Investitionen für Hausbesitzer sinnlos. Dagegen kann auch Nielen nicht an arbeiten. Bei einem Spaziergang durch den Ortskern bleibt er vor einem schönen Altbau stehen. „Für dieses Geschäft hatte ich eine Mieterin. Es war eine Künstlerin. Sie wollte hier wohnen und ihr Atelier unterbringen. Als sie den Mietpreis hörte, hatte sich das sofort erledigt. 700 Euro für etwa 45 Quadratmeter.“ Ein Schuhmacher öffnete ein Geschäft im Ortskern. Doch sah der Handwerker nach einigen Monaten anderswo bessere Chancen und schloss seinen Laden wieder. Hinzu kommt das gegenwärtige Problem der Leiharbeiter. Nah an der Grenze ist die Unterbringung vieler Arbeitskräfte auf wenig Wohnfläche ein erträgliches Geschäftsmodell von Hausbesitzern.

Zum Nachteil des Gemeindezentrums sei auch die Verkehrsführung, so Nielen. „Man muss versuchen, den Durchgangsverkehr komplett heraus zu halten. Wie lange die Politik allein für die aktuelle Neuerung gebraucht hat, da habe ich Zweifel, dass sich an dieser Situation noch schnell etwas ändert.“ Für ihn ist der historische Stadtkern lediglich ein Parkplatz. Die Autos sollen raus und mehr Grün rein. Dennoch betont er, dass seitens Politik und Verwaltung bislang alle Vorschläge des Arbeitskreises unterstützt wurden.

Die Idee, Kranenburg als Kunst- oder Bücherstadt zu entwickeln, hat Nielen verworfen. Doch bunter soll es werden. Aber nicht mehr durch Schirme über der Straße. „Wir wollen etwas Neues ausprobieren“, sagt Gisela Blome. Der Initiativkreis führt einen Ideenwettbewerb durch. Im nächsten Jahr sollen keine Regenschirme mehr über der Großen Straße wehen. Stabil, leicht, nicht zu groß, farbig und einen Bezug zur Grenzgemeinde sollen die Vorschläge haben (Details Info-Kasten).

Bunter gestaltet haben Kinder der Grundschule und Jugendliche des Trainstop Jugendheims den Gemeindekern. Auf zwei großen Plakaten haben sie gemalt, wie sie Kranenburg sehen oder sich den Marktplatz vorstellen. Die Ideen sollen den Bürgern demnächst vorgestellt werden.

Heinz Nielen will wieder mehr Leben in die City bringen. Es ist ein ambitioniertes Unterfangen. „Ich gehöre zu den Leuten, die sich extrem dafür einsetzen“, sagt Kämpfer Nielen. Einen Kampf hat der Sozialdemokrat aus seiner Sicht jedoch verloren. Nach 35 Jahren gab er sein SPD-Parteibuch zurück. „Irgendwann reichte es mir endgültig. Spätestens bei der Politik von Frau Nahles war Schluss.“ Er kann sich jetzt noch mehr für den Initiativkreis einsetzen. Einiges ist umgesetzt, mehr soll kommen. Die Umstände sind schwer. Heinz Nielen ist sicher: „Engagement wird sich auszahlen.“ Meistens zumindest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort