Kleve Stadt: Gesamtschule gescheitert

Kleve · Am Montag legte die Stadt Kleve die Zahlen zur Gesamtschul-Befragung vor, die ein Scheitern der Initiative aufzeigen würden. Das sieht diese ganz anders: Die Zahlen sprächen eine eindeutige Sprache für eine weitere Schulform.

 Führende CDU-Politiker haben sich für eine "soziale Schule" ausgesprochen.

Führende CDU-Politiker haben sich für eine "soziale Schule" ausgesprochen.

Foto: ddp, ddp

Ein Ergebnis — und zwei völlig unterschiedliche Interpretationen: Die Zahlen zur Gesamtschul-Befragung liegen seit gestern vor. Für die Stadt steht angesichts der letzten zwei Jahrgänge klar fest: Die Initiative ist knapp gescheitert. Das sieht Christian Nitsch von der Gesamtschulinitiative ganz anders: "Das ist ein hervorragendes Ergebnis. Ich hätte nie gedacht, dass sich auf Anhieb so viele Eltern für die Gesamtschule aussprechen". Er werde die Interpretation der Stadt auf keinen Fall so stehen lassen. "Wir werden uns beraten und eine Nacht darüber schlafen".

Von den 2734 zur Bedarfsanalyse einer Gesamtschule angeschriebenen Eltern oder Erziehungsberechtigten haben 1412 geantwortet. Das sind 51,64 Prozent der Befragten, teilte der Fachbereich Schulen der Stadt Kleve nach Auswertung der Fragebogenaktion gestern Nachmittag mit. Zudem sei für die Schuljahre 2014/15 und 2015/16 der Mindestbedarf von 112 Stimmen nicht zustande gekommen. "Alle Formulare mit mehreren Kreuzchen wurden sofort unter Beifügung eines neuen Fragebogens zurückgeschickt", erklärt Fachbereichsleiterin Annette Wier.

Zahlen im Detail

Die Zahlen zeigen im Detail allerdings, dass sich in den kommenden vier Jahren genügend Schüler für eine Gesamtschule in Kleve entscheiden würden: Für das Schuljahr 2010/2011 sprachen sich 154 der Befragten für eine Gesamtschule aus und 100 votierten für eine andere Schulform oder machten keine Angaben. Für 2011/2012 stimmten 178 pro Gesamtschule und 115 für eine andere Schulform, 2012/2013 würden 149 ihr Kind auf eine Gesamtschule schicken und 104 auf eine andere Schule. 2013/2014 wollen 125 ihr Kind auf eine Gesamtschule schicken, 87 wählten eine andere Schulform. Für die Schuljahre 2014/2015 sind es dann nur noch 90, die für eine Gesamtschule votieren und 104 für eine andere Schulform Auch für 2015/2016 stimmten 90 für die Gesamtschule und 79 für eine andere Schulform. Daraus leitet die Stadt nun ab, dass die Initiative knapp gescheitert ist.

Für diesen Schluss legt die Stadt aber nur die tatsächlich abgegebenen Stimmen zugrunde, die ja nur 51,64 Prozent der betroffenen Schüler ausmachen. "Wenn man das Ergebnis auf 100 Prozent hochrechnet, dann haben auch für diese Schuljahre genug Eltern für die Gesamtschule gestimmt. Außerdem sollte man so gerecht sein, dass die Schüler aus Kranenburg und Bedburg-Hau irgendwo berücksichtigt werden", sagt Nitsch.

Ob die Stadt letztlich von den "nackten" Zahlen ausgehen kann oder das Umfrage-Ergebnis nicht doch auf 100 Prozent der Kinder hochrechnen muss, konnte gestern im Schulamt nicht geklärt werden. Schul- und Kulturamtsleiterin Annette Wier war auf der Tagung der Landestheater. Martin Hiller, Sprecher der Gesamtschul-Initative gab sich gestern jedenfalls optimistisch, dass das letzte Wort in Sachen Gesamtschule noch nicht gesprochen ist: Schließlich haben von den abgegebenen Stimmen 55 Prozent für eine Gesamtschule gestimmt".

(RP)
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