Kleve Staatsanwalt fordert lebenslange Haft für "Hinrichtung"

Kleve · Staatsanwalt Nico Kalb ist überzeugt: Für den Mord eines 43-Jährigen bei Lidl im März dieses Jahres sollen die beiden Angeklagten im Prozess am Klever Landgericht lebenslange Haft antreten. "Es ist von einer Rache-Tat auszugehen", sagte Kalb in seinem Plädoyer am achten Verhandlungstag. Die beiden Angeklagten hätten gemeinschaftlich, vorsätzlich und aus niederen Beweggründen gehandelt.

Staatsanwalt: fordert lebenslange Haft für "Hinrichtung" in Kleve
Foto: Evers

Sechs Jahre zuvor hatte das Opfer einen Bruder der Angeklagten angegriffen und verletzt. Obwohl er dafür bereits rechtskräftig verurteilt worden war, hätten sich die beiden Brüder als Richter und Vollstrecker aufgeschwungen. "Sie haben das Opfer im Sinne einer zweiten Bestrafung hingerichtet", sagte Kalb. Während der ältere der beiden Brüder das Opfer zu Boden gedrückt habe, habe der jüngere auf dieses eingestochen.

Obwohl eine Vielzahl an Personen im Supermarkt auf die Tat aufmerksam geworden seien und Zeugen versucht hätten, die Angreifer zu stoppen, hätten die Brüder sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Es habe sich um eine regelrechte "Übertötung" gehandelt: Die beiden Angeklagten hätten weit mehr für den Tod des Opfers getan, als nötig gewesen wäre. "44 Stiche haben sie ihm zugefügt, obwohl für den Tod 15 ausgereicht hätten", sagte Kalb. Von einer besonderen Schwere der Schuld geht die Staatsanwaltschaft aber nicht aus. Es sei schließlich die erste Straftat der beiden gewesen.

Auch der Rechtsanwalt des Bruders des Opfers, der als Nebenkläger auftritt, forderte, die beiden Angeklagten wegen Mordes zu verurteilen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätten sie das Opfer erst gesucht, dann erblickt, verfolgt, beobachtet und schließlich angegriffen. "Wie ein verwundetes Tier" hätten sie den 43-Jährigen durch den Supermarkt gejagt, schilderte er in seinem Plädoyer. "Das war kein Kampf, das war ein Todeskampf zwei gegen einen", sagte er. Die Angreifer seien überlegen gewesen, das Opfer habe keine Chance gehabt. Die Behauptung, man habe den Lidl-Supermarkt bewusst als einen Ort der Aussprache gewählt, sei makaber, argumentierte der Anwalt. "Sie ist makaber, weil der Markt für das Opfer zur tödlichen Falle geworden ist."

Auch wenn erste Plädoyers gehalten wurden, kündigte die Verteidigung bereits an, am Montag womöglich weitere Anträge zu stellen.

(RP)
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