Kleve Spurensuche in einer vergangenen Welt

Kleve · Paul Zigan ist gebürtiger Niederrheiner. Aber die Suche nach den Wurzeln seines Vaters in Schlesien ließ ihn nie los. Dreimal reiste er in das winzige Dorf und forschte in Archiven großer polnischer Städte. Sein Buch ist fast fertig.

 Mit seinen Forschungsergebnissen:Paul Zigan, dessen Buch fast fertiggestellt ist.

Mit seinen Forschungsergebnissen:Paul Zigan, dessen Buch fast fertiggestellt ist.

Foto: Gottfried Evers

Prockendorf, Kreiß Neiße. Ein Dorf — eine Zeitreise. Für Paul Zigan aus Kleve das Ziel gleich mehrerer Reisen. Der in den Heimatort seines Vaters in Polen. Der zurück zu seinen Wurzeln. Und zu einer verlorenen Heimat. Dekoriert die Häuser und Vorgärten, denn: Es war ein Festtag. Zigan war am Ziel seiner Reisen. Und am Anfang.

Niederrheiner — aber auch Schlesier, irgendwie

"Ich habe mir vorgenommen, meine Familiengeschichte so weit wie mglich zurück zu verfolgen, zu erforschen, sie aufzuschreiben." Ein Buch wird's werden. Das ist jetzt klar. Jetzt, nachdem Paul Zigan, Klever, Niederrheiner, aber eben auch Schlesier irgendwie, mehrmals dort war. Drei teils abenteuerliche Reisen zurück zu den Wurzeln, den eigenen. Zeit für Wehmut, für Vermissen? Im Gespräch mit dem Klever, bekannt nicht nur als OK-Kommunalpolitiker, sondern auch von seinen vielen Jahren als Klever Niag-Reisebüro-Chef, wird deutlich: Die Neugier, die Lust auf Entdeckungen in der eigenen Familiengeschichte war größer als die Wehmut.

Klar, es war schon ein besonderer Moment, als es Paul Zigan mit Hilfe alter Bilder und durch Begegnungen und viel Fragerei vor Ort tatsächlich das Haus zu finden, in dem seine Oma mal gewohnt hatte. Und dort wusste Zigan gleich, wonach er suchen wollte. In einer Hecke. Tatsächlich. Dort, genau dort, wie auf alten Bildern, stand noch immer das Denkmal, das seine Großmutter für ihren im Ersten Weltkrieg gefallenen Mann hatte errichten lassen. "Sogar die komplette deutsche Beschriftung war erhalten und nicht wie so oft später weggeschliffen und ersetzt worden", sagt Paul Zigan.

Angekommen, am Ziel. Im einem Ort, der längst nicht mehr Prockendorf, sondern Weza heißt. Gesprochen: "Wennsa". Hier stand das Haus seiner, wie sie damals aktenkundig war, "Bauernwitwe Luzia Zigan". So stehe es, erzählt Zigan schmunzeln, nämlich auf einem Steuerzettel, der ausweise, dass seine Oma damals durchaus wohlhabend gewesen sein müsse.

Drei Reisen voller Entdeckungen und Begegnungen

Begegnungen mit Menschen. In Prockendorf, in Nysa, der zehn Kilometer entfernten Kreisstadt mit dem deutschen Namen Neiße. Entdeckungen. Dort, später in Oppeln und auch in Breslau. Verständigungsschwierigkeiten? "Manchmal ging es mit ein par Brocken Englisch", erzählt Paul Zigan. "Und immer wieder habe ich mich gewundert, wie viele Menschen sehr gut Deutsch sprechen."

Drei Reisen in die Heimat des Vaters, um Spuren zu suchen und zu sichern: Dabei ist Paul Zigan, Jahrgang 1948, gebürtiger Niederrheiner. Aufgewachsen in Bedburg-Hau (wo die Familie häufig umzog). Aber was aus den Zigans wurde, das wollte er dennoch wissen. Eine der Erkenntnisse: etwa 1000 Nachfahren aus der Familie seines Vaters leben in den USA. Einige wenige in Ostwestfalen. Dass es seinen Vater damals an den Niederrhein verschlug, war auch eher Zufall gewesen: "Eigentlich lag das daran, dass ein Kriegskamerad meines Vaters aus Till-Moyland kam."

Nun die Spurensuche. Das Buch, so viel ist jetzt schon klar, wird reich bebildert — und in drei Sprachen erscheinen. Nicht nur in Deutsch, auch in Englisch und in Polnisch. Zigan will keinene Bestseller schreiben und ncihts daran verdienen. Ihm ist es wichtig, dass Familien- und damit Zeitgeschichte aufgeschrieben und so erhalten wird. Für die Zigans hier, anderswo in Deutschland. Und in Amerika.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort