Frauenfußball Warbeyens Frauen sorgen für Turnier-Coup

Kleve · Beim fünften Kämpferherzen-Cup setzen sich die Frauen des VfR Warbeyen gegen den VfL Bochum und die Fohlen-Elf durch. Innenverteidigerin Emily Kühn wechselt zur neuen Saison zu Borussia Mönchengladbach.

 Emily Kühn wechselt zu Gladbach. Dort spielt sie künftig unter Christian Klein (r.). Bisher war sie ein Schützling von Sven Rickes (l.).

Emily Kühn wechselt zu Gladbach. Dort spielt sie künftig unter Christian Klein (r.). Bisher war sie ein Schützling von Sven Rickes (l.).

Foto: Verein

Die Enttäuschung über das deutsche Frauenfußball-WM-Aus sitzt tief bei den Protagonisten der hiesigen Mädchen- und Frauenfußballszene. Sven Rickes, in Personalunion Trainer der U17-Mannschaft des SV Bedburg-Hau und Teammanager des Frauenaufgebots des VfR Warbeyen, sagt dazu: „Wir haben bei der WM Licht und Schatten gesehen. Nun steht zwei Jahre kein großes Turnier auf dem Programm, auch bei Olympia wird die Nationalelf nicht dabei sein. Da befürchte ich, dass der Frauenfußball zwei Jahre lang in der Versenkung verschwindet.“

Doch während die Mannschaft von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg im WM-Viertelfinale an Schweden gescheitert ist, eilt das Projekt „Kämpferherzen“ aktuell von Erfolg zu Erfolg. Beim fünften Kämpferherzen-Cup am Klever Bresserberg stemmten bereits am Samstagabend die U17-Kickerinnen vom Warbeyener Duvenpoll den Pokal in die Höhe, am Sonntag waren es dann erneut die Schwarz-Weißen, die den Cup für sich entschieden. Dabei setzte sich die Elf vom jüngst installierten Trainer Sandro Scuderi gegen den Regionalligisten VfL Bochum und den Bundesligisten Borussia Mönchengladbach durch. „Sportlich war unsere Leistung wirklich kein Pappenstiel. Die Art und Weise, wie wir gegen diese großen Gegner Räume zugemacht und unsere Chancen genutzt haben, hat mir sehr gut gefallen“, sagt Scuderi.

Aber von vorne: Die Losung hatte ergeben, dass sich im ersten Halbfinale der Bezirksligist Urdenbacher SV und Borussia Mönchengladbach gegenüberstehen. Die Fohlen-Elf überrollte die Düsseldorfer Mannschaft regelrecht, schon nach wenigen Minuten stand es 0:3. Final stand ein 7:0-Erfolg des Bundesligisten zu Buche, im Rückspiel folgte ein weiterer verdienter 1:0-Sieg - wenngleich der Treffer erst in der letzten Spielminute fiel. Im zweiten Halbfinale zwischen dem VfL Bochum und dem VfR Warbeyen ging es spannender zu. Im Hinspiel siegten die Gäste mit 1:0, im Rückspiel die Hausherren - ebenfalls mit einem Treffer Vorsprung. So musste das Elfmeterschießen die Entscheidung herbeiführen. Dort behielt Warbeyen die Nerven und zog überraschend ins Endspiel ein. „Das ist ein großer Erfolg für diese extrem junge Mannschaft“, sagt Rickes. Das Durchschnittsalter der Mannschaft betrug knapp 20 Jahre, sogar 16-Jährige traten bei sengender Hitze in der Getec-Arena gegen den Ball.

Auch die fünf niederländischen Neuzugänge (die RP berichtete) waren erstmals mit von der Partie und waren gleich Fixpunkte auf dem Rasen. Das Finale war, so sagt es Rickes, ein waschechter „Traum“, insbesondere für Übungsleiter Scuderi. Der Grund: Im vergangenen Jahr stand dieser noch in Mönchengladbach an der Seitenlinie. Die VfL-Kickerinnen starteten jedoch gut in die Finalbegegnung, die Warbeyenerinnen hielten mutig dagegen und trafen sensationell durch Julia Hülsken zum einzigen Treffer des Tages. Sie zog in bekannter „Arjen-Robben-Manier“ von der Seite ins Zentrum und finalisierte sehenswert in den Winkel.

„Mit diesem Erfolg hat keiner bei uns gerechnet. Wir sind ja schon froh, wenn so namhafte Teams überhaupt zu uns kommen. Dass wir dann aber so auftreten, ist schon unglaublich“, sagt Rickes. Trotz des Erfolges seiner Mädels blickt jedoch auch Scuderi mit einem mulmigem Gefühl auf das WM-Aus Deutschlands. „Diese Weltmeisterschaft war für uns nicht Fisch und nicht Fleisch. Ich sehe durchaus die Gefahr, dass der Frauenfußball in der kommenden Zeit wieder in den Hintergrund rückt und die Euphorie, die in den vergangenen Woche ja durchaus entstanden ist, wieder verfliegt“, sagt er.

Euphorisch dürfte im Gegensatz dazu Emily Kühn sein. Sie nämlich wechselt per direkt von den Kämpferherzen zur U17 von Borussia Mönchengladbach, mit der der SV Bedburg-Hau ein enge Kooperation pflegt. In den vergangenen Monaten hatte die Nachwuchsspielerin bereits mehrfach an Probetrainingseinheit der Borussia teilgenommen. „Ich bin stolz, den nächsten Schritt gehen zu können. Natürlich mache ich den auch mit einem weinenden Auge, immerhin habe ich viele Freundschaften hier geknüpft“, sagt Kühn.

 Emily Kühn Transfer

Emily Kühn Transfer

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Doch der Lockruf des Bundesligisten war zu attraktiv. Während sie unter Sven Rickes vorrangig im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, plant Christian Klein, der Gladbacher Trainer, sie in der Innenverteidigung ein. Bei den „Fohlen“ wird Kühn fortan drei Mal in der Woche trainieren, zudem sonntags im Liga-Betrieb eingesetzt. „Emily ist eine robuste Spielerin, mit hoher Spielintelligenz, einem starken Willen und viel Potential“, sagt Klein. Ob Kühns Wechsel langfristig der Schritt in den Profi-Bereich bedeuten könnte, sei nun aber noch nicht abzuschätzen. Klein sagt: „Wir spielen im ambitionierten Hobbybereich. Es sind nur wenige, die dann auch wirklich den Schritt in den Profibereich schaffen.“

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