Leichtathletik US-Trainer werden auf Buil aufmerksam

Kleve · Die in Kleve beheimatete Langstrecklerin Melina Buil trägt sich mit dem Gedanken, ihre sportliche Laufbahn in Amerika fortzusetzen.

Das vergangene Wochenende hatte sich Melina Buil dick im Kalender angestrichen. Die in Kleve beheimatete Langstrecklerin, die im zweiten Jahr für die Farben des SV Sonsbeck startet, wollte bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften im Weseler Auestadion über 5000 Meter an den Start gehen. "Wann hat man schon einmal bei nationalen Titelkämpfen einen so kurzen Anreiseweg und kann vor Freunden, Bekannten und und der Familie laufen?", fragte sie vor kurzem anlässliches des Sonsbecker Brunnenlaufes.

Den verbrachte die Fachabiturientin schon in ungewohnter Rolle als Zuschauerin. Eine Fußverletzung setzte sie außer Gefecht. "Es ist nichts gebrochen", gab die sympathische Athletin Entwarnung. Aber die Untersuchungen des Fußes machten es ratsam, nichts zu riskieren und einige Zeit zu pausieren. "Deshalb musste ich jetzt auch auf die Junioren-DM verzichten, aber vielleicht klappt es ja noch mit den 5000 Metern, die am letzten Juli-Wochenende im Rahmen der Deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer in Ulm entschieden werden", sagt Buil. Die 20-Jährige hegt immer noch die große Hoffnung, die Saison nicht ganz in den Wind schreiben zu müssen.

Damit Buil die im Winter erarbeitete Kondition durch die Verletzung nicht komplett einbüßt, hat sie ihre Trainingseinheiten aus dem Wald ins Schwimmbad verlagert. Aquajogging im Kreis jung gebliebener Senioren ist derzeit angesagt. "Man stellt sich gar nicht vor, wie anstrengend das ist", bekennt Buil. Zudem stehen Kräftigungsübungen im Sonsbecker Sportzentrum auf dem Programm, wo die Leichtathletikabteilung über einen bestens ausgestatteten Kraftraum verfügt. "Alle Maßnahmen werden eng mit dem Vereinsarzt abgestimmt", erklärt Trainer Johannes Krasemann, der lieber ein bisschen länger den Fuß auf dem Bremspedal hält als seiner Athletin zu schnell grünes Licht zu geben.

Was für Buils sportliche Entwicklung in dieser Saison hinderlich ist und sie auf eine nicht einfache Geduldsprobe stellt, hat in anderer Hinsicht aber auch Vorteile. So hat die Kleverin in diesen Tagen reichlich Zeit, um sich neben den Rehabilitationsmaßnahmen Gedanken zu machen, wo ihre sportliche Zukunft liegen könnte. Denn ihr enormer Leistungsschub in der vergangenen Saison hat überraschenderweise den einen oder anderen Collegetrainer jenseits des Großen Teiches auf sie aufmerksam gemacht und sie zu einem Trainingsaufenthalt eingeladen. "Damals kam die Anfrage noch zu früh, weil ich ein Jahr vor meinem Schulabschluss stand", erklärt Buil. Den hat sie mittlerweile in der Tasche. Deshalb ist der Kopf für andere Dinge jetzt frei, und so ließ sie den Kontakt nach Amerika aufleben.

Auf zwischengeschaltete Agenturen, die sich auf die Vermittlung von Auslandsaufenthalten von Sportlern spezialisiert haben, verzichtet Buil. Bei der letztjährigen Deutschen Jugend-Meisterschaft in Rostock hatte sie eine solche Agentur kennen gelernt. Die Vermittlungsgebühren haben die selbstbewusste junge Frau dann aber zu der Erkenntnis gebracht, das Geld lieber zu sparen und die Zukunft in die eigene Hand zu nehmen. "Über Facebook lässt sich das ganz gut organisieren", sagt sie. Noch ist sie hin- und hergerissen, ob sie den verlockenden, aber nicht einfachen Schritt tatsächlich wagen soll. "Ich sitze in diesen Tagen häufiger zu Hause auf dem Sofa und wäge in Pro- und Kontralisten die Vor- und Nachteile ab", verrät Buil. Die Zeit für dieses Vorgehen hat sie.

Gedanken kommen und gehen, manche halten sich hartnäckig, bestimmen den Entscheidungsprozess. So wie dieser. "Ich will mir später nicht vorwerfen, so ein Angebot, das man nicht jeden Tag bekommt, nicht ernsthaft geprüft zu haben", sagt Buil. Oder der: "Darf man so ein Angebot wirklich ablehnen?" Da geht es mehr als nur um das sportliche Fortkommen. "Ein Jahr in einem neuen Kulturkreis wird mich auch persönlich weiterbringen", ist sich Buil sicher. In solchen Momenten schlägt das Pendel in Richtung Amerika aus.

Doch noch sei alles im Fluss. Jetzt gelte es, erst einmal sportlich wieder auf die Beine zu kommen. Denn so schön es im Wasser im Kreis rüstiger Rentner auch sein mag, auf dem roten Kunststoff im Stadion oder auf dem Asphalt der Städte ist Buil erst so richtig in ihrem Element.

(poe)
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