Tischtennis-Spieler und Musik-Student Vincent Kepser Ein Leben zwischen Platte und Pavarotti

Kranenburg · Der 25-jährige Kranenburger schlägt nach acht Spielzeiten bei WRW Kleve seit dieser Saison für den NRW-Ligisten TuS Rheinberg auf. Er möchte nach seinem Studium eine Karriere als Opernsänger starten.

 Vincent Kepser, hier noch im Trikot von WRW Kleve (links), spielt nicht nur an der Tischtennisplatte eine gute Rolle.

Vincent Kepser, hier noch im Trikot von WRW Kleve (links), spielt nicht nur an der Tischtennisplatte eine gute Rolle.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Last, die vor knapp drei Wochen von Vincent Kepsers Schultern abgefallen ist, war riesengroß. Denn der Sommer-Neuzugang des TuS 08 Rheinberg hatte in der NRW-Liga im Tischtennis mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Nach vier Spieltagen stand für den Kranenburger, der zuvor für WRW Kleve aufgeschlagen hatte, eine 0:7-Bilanz zu Buche. Umso befreiender war das Gefühl, als der 25-Jährige Anfang November beim 9:0-Heimsieg gegen Borussia Düsseldorf III seine ersten beiden Einzel für seinen neuen Klub gewinnen konnte. „Ich bin im Vergleich zu den vorherigen Partien gut reingekommen. Dann spielt man auch viel lockerer und weniger ängstlich“, sagt Kepser, der nicht allzu viel über seinen Negativlauf zum Saisonstart nachgedacht hat. Vielmehr lobte er die Unterstützung seiner neuen Mannschaftskollegen. Statt die Erwartungshaltung und den Druck weiter nach oben zu schrauben, „haben sie immer an mich geglaubt.“

Kepsers Tischtennis-Laufbahn begann im Alter von 14 Jahren beim TTC Kranenburg. Als dort mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse das Maximum erreicht war, folgte der Wechsel zu WRW Kleve, wo der Rechtshänder in der Saison 2015/2016 schon einmal Erfahrungen in der NRW-Liga sammeln konnte, ansonsten aber in der Landes- und bis Sommer 2022 in der Verbandsliga aufgeschlagen hatte. In Rheinberg als Nummer vier fest im mittleren Paarkreuz eingeplant, musste Vincent Kepser unter anderem durch die Fingerverletzung von Damian Ciuberek bereits zweimal nach oben aufrücken. „Das war dann schon eine andere Liga. Man muss permanent seine beste Leistung abrufen und kommt nicht mehr so leicht durch wie teilweise in der Verbandsliga“, sagt Kepser. Die Motivation, sich mit neuen, noch besseren Gegnern zu messen, war immer groß. Nicht nur deshalb entschied sich der 25-Jährige nach acht Spielzeiten in Kleve noch einmal für eine neue Herausforderung.

Weil die Rheinberger ohnehin auf der Suche nach neuen, jüngeren Verstärkungen waren, kam der gute Kontakt zu Spitzenspieler Ismet Erkis gerade recht. Rheinbergs Nummer eins fand bereits im Oktober 2021 den Weg an die Fossastraße. Letztlich konnte der ehemalige Regionalligaspieler neben Vincent Kepser auch seinen 16-jährigen Sohn Elijas Erkis für einen Wechsel von WRW nach Rheinberg begeistern. „Ismet hat mich immer schon betreut und trainiert. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken“, lobt Kepser seinen Tischtennis-Mentor und Mannschaftskollegen, mit dem er zu Beginn auch ein Doppel bildete. Zuletzt stand er mit Elijas Erkis am Tisch. Beide waren schon in Kleve ein eingespieltes Duo. 

Wie schon bei WRW schätzt Vincent Kepser auch das Rheinberger Vereinsleben. Dass man nach dem Spiel noch länger zusammensitzt, sei längst nicht überall in den höheren Amateurklassen der Fall. Ein weiterer Pluspunkt für den spinorientierten Tischtennisspieler, der seine Stärken in den sicheren Schlägen aus der Halbdistanz sieht, ist die große Erfahrung seiner Teamkollegen. „Das regelmäßige Training mit ihnen macht schon viel aus“, sagt Kepser, der weiter an seinem festen Topspin arbeiten und sich beim TuS 08 noch weiterentwickeln möchte. Das erste persönliche Ziel neben dem Klassenerhalt mit der Mannschaft: eine positive Bilanz in der Rückrunde.

Seine Brüder Johannes und Lukas, der 2019 an der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ teilnahm, greifen nur noch unregelmäßig zum Schläger. Vater Martin Kepser erlebte mit Ismet Erkis im Juli noch ein Gänsehaut-Gefühl bei der Senioren-EM in Rimini. Die Kepsers sind allerdings nicht nur eine tischtennisbegeisterte Familie, auch die Musik spielt in ihrem Leben eine große Rolle. „Meine Mutter ist Sängerin, ich habe schon immer viel mit ihr gesungen“, sagt Kepser, der sich daher auch wenig überraschend dazu entschied, nach dem Abitur ein Musikstudium in den Fächern Klassischer Gesang und Klavier an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf zu beginnen. Mittlerweile befindet er sich im siebten Semester. Da manche Uni-Projekte gelegentlich auf das Wochenende fallen, steht Kepser dem TuS 08 für gut 70 Prozent der Partien zur Verfügung. Bisher verpasste er nur einen Spieltag.

Vincent Kepser auf der Bühne bei einem Opernprojekt der Robert-Schumann-Hochschule.

Vincent Kepser auf der Bühne bei einem Opernprojekt der Robert-Schumann-Hochschule.

Foto: Vincent Kepser

Nach dem Studium möchte sich Vincent Kepser als Opernsänger ausprobieren, ebenso kann er sich eine Arbeit als Konzert- oder Chorsänger vorstellen. Mit seiner Familie tritt er noch gelegentlich gemeinsam auf und begleitet eine befreundete Hochzeitssängerin am Klavier oder per Zweitstimme. Seinen Wohnsitz hat Kepser von Kranenburg-Nütterden nach Düsseldorf verlegt. Ab und zu lässt er sich dort auch als Trainingsgast beim TTC Champions blicken. Dienstags findet man ihn jedoch für gewöhnlich beim TuS 08 Rheinberg an der Platte.

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