Fußball Spieler und Verantwortliche im Tal der Tränen

Kleve · Ein Anhänger des Cronenberger SC, der das Relegationsspiel kurzzeitig zwischen den Klever Fans verfolgte, sagte den mitgereisten rot-blauen Gästen gestern einen humoristisch gemeinten, aber wahren Satz, mit dem er Stellung zur Fan-Unterstützung nahm. "Es geht hier nicht um 'ne Schlagerparty." Die vor dem Anpfiff siegessicheren Schwanenstädter Unterstützer gaben schließlich bis zum vorentscheidenden vierten Gegentreffer alles, um ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen. Mit altbekannten Anfeuerungsrufen, Fangesängen und teilweise an den Fußball angepassten Schlagerliedern feuerten sie eine Stunde lang wirklich lautstark den FCK an und machten den Cronenberger Sportplatz optisch und atmosphärisch zu einer rot-blauen Heimstätte. Die Gastgeber aus Wuppertal hatten so einen Support ihrer Zuschauer in beiden 90 Minuten nicht.

 Trost für Kleves Innenverteidiger Patrick Braun (l.).

Trost für Kleves Innenverteidiger Patrick Braun (l.).

Foto: Jürgen Venn

Wenn es nach diesem Aspekt gegangen wäre, hätten die Schwanenstädter den Aufstieg in die Oberliga nach dem 1:0 im Hinspiel mehr als verdient gehabt. "Diese Unterstützung ist der Wahnsinn. Dass sie 130 Kilometer auf sich nehmen, um uns anzufeuern, ist grandios. Das ist einfach einmalig im Amateurbereich. Für unsere Fans hätten wir heute gewinnen müssen, denn sie hatten es verdient", meinte FCK-Kapitän Fabio Forster.

Doch zum mittlerweile vierten Mal in Folge heißt der erste Verlierer in Sachen Aufstieg wiedermal 1. FC Kleve. Für die Fans hatte das unter anderem diesen Grund. "Ich versteh' nicht, warum Otman Maechouat, der immer alles gibt und Bewegung in die Offensive bringt, nicht von Anfang an spielt und heute sogar gar nicht eingesetzt wird, während andere Spieler nicht kämpfen, aber spielen dürfen", meinte Sven van den Borg. Trotz allen Ärgernisses spendeten die Fans den Klever Akteuren nach der bitteren Niederlage dennoch Trost.

Dass die Schwanenstädter gestern abermals scheiterten, dafür gab sich auch Forster selbst die Schuld. "Drei von vier Toren gehen auf meine Kappe. Ich bin heute überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen. Das ist als Kapitän eine Vollkatastrophe", meinte Forster, der wie viele seiner Mitspieler noch minutenlang nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen saß und seinen Gefühlen freien Lauf ließ. "Bei vielen sind heute Tränen geflossen", gibt Forster zu.

Am härtesten traf es nach dem Schlusspfiff FCK-Trainer Thomas von Kuczkowski. Der langjährige Coach lief lange alleine und in sich gekehrt auf dem Platz hin und her, ehe er bittere Tränen weinte und emotional zu keinem Gespräch fähig war. Nach ein paar Momenten des Innehaltens und Weinens, bei dem er unter anderem noch von Kleves Pressesprecher Stefan Schneiders getröstet wurde, brachte er sichtlich ergriffen ein paar Zeilen eines Gedichtes heraus. Dieses erweckte den Eindruck, dass das gestrige Match wohl von Kuczkowskis letztes Spiel an der Seitenlinie des 1. FC Kleve gewesen ist.

Christoph Thyssen, Vorsitzender des 1. FC Kleve, wollte in Cronenberg auf diese Spekulation nicht näher eingehen. "Wir haben im Winter entschieden, dass wir mit Thomas weiter arbeiten und mir sind aktuell keine anderen Tendenzen bekannt", sagte Thyssen wenige Minuten nach dem Spielende.

Auch Kleves Abwehrspieler Fabian Buttgereit, der sich aus dem aktiven Spielgeschäft bei den Rot-Blauen künftig zurückziehen, dem Verein aber im Vorstand weiter erhalten bleiben wird, kommentierte unmittelbar nach dem Spiel ebenfalls nichts in diese Richtung. Er wolle die nächsten Tage erst mal abwarten und allen Beteiligten die Chance geben, in Ruhe eine überlegte Entscheidung zu treffen.

(pets)
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