Fußball-Oberliga Spieler des 1. FC Kleve bringen viele Opfer für den Fußball

Kleve · Der Aufwand für die fünfthöchste Spielklasse ist hoch. Doch wie bringen die Akteure den Sport mit privaten und beruflichen Aufgaben unter einen Hut? Wir haben im Vorfeld des Auswärtsspiels am Sonntag gegen den VfB Hilden nachgefragt.

 Der 36-jährige Nedzad Dragovic investiert viel Zeit für den Sport. Hinzu kommen noch seine Pflichten im Beruf und als Familienvater.

Der 36-jährige Nedzad Dragovic investiert viel Zeit für den Sport. Hinzu kommen noch seine Pflichten im Beruf und als Familienvater.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Nedzad Dragovic weiß mit seinen 36 Jahren ganz genau, wie viel Zeit der ambitionierte Amateur-Fußball kosten kann. Der Abwehrchef des Oberligisten 1. FC Kleve ist seit beinahe 20 Jahren im Geschäft unterwegs. „Es geht schon viel Zeit für das Hobby drauf. Zusammengerechnet investiert man 18 Stunden in der Woche“, sagt der Bosnier.

Um sechs Uhr steht er auf, um sieben Uhr ist Arbeitsbeginn. Nach dem Feierabend um 16.30 Uhr spielt Nedzad Dragovic bis 18 Uhr mit seinen Kindern, um sich dann auf den Weg nach Kleve zu machen. Bis 20.45 Uhr wird unter Umut Akpinar trainiert, gegen 22 Uhr ist Nedzad Dragovic Zuhause – ein straffes Pensum. Und das an drei Wochentagen. Hinzu kommt der Spieltag am Sonntag.

Klar ist: Für diesen Aufwand braucht es eine gehörige Portion Leidenschaft. Ohne sie geht nichts. Innenverteidiger Sebastian van Brakel zog mit Blick auf den hohen Zeitaufwand im vergangenen Sommer die Reißleine. Der 32-Jährige, der jahrelang ein Leistungsträger beim 1. FC Kleve war, wechselte zum Landesligisten SGE Bedburg-Hau. Vom Oberliga-Fußball kann nämlich kein Spieler leben, berufliche Verpflichtungen rufen. Noch enger wird es, wenn die Familienplanung ein Thema wird. „Natürlich ist der Aufwand teilweise heftig. Der Dienstag-, Donnerstag- und Freitagabend sowie der Sonntag gehören fest dem Fußball. In der Vorbereitung steht man dann sogar teilweise fünf bis sechs Mal in der Woche auf dem Rasen. Das geht nur, wenn man für diesen Sport brennt“, sagt Mike Terfloth, der als Steuerberater tätig ist. Knapp 40 Minuten braucht er von Alpen aus bis zum Klever Bresserberg. „Wenn man alleine fahren müsste, wäre das natürlich noch deutlich härter. Aber weil wir eine coole Fahrgemeinschaft haben, macht sogar die Anfahrt Spaß“, sagt der 28-Jährige.

Auch der 19-jährige Frederik Meurs bestätigt, dass er beinahe jeden Tag vom Arbeitsplatz aus direkt zum Sportplatz fährt. „Aber ich habe den Beruf ja so ausgewählt, dass sich beide Sachen nicht überschneiden“, sagt der Außenverteidiger, der abseits des Rasens sogar noch Sonderschichten schiebt.

„Seitdem ich in den Männer-Fußball gekommen bin, versuche ich mich auch neben dem Training fitzuhalten und meine Kräfte weiter zu stärken“, so Meurs. Mit einem Coach habe er sogar individuelle Trainingspläne geschmiedet, als Oberliga-Akteur müsse man nämlich sportlich leben.

Trainer Umut Akpinar aber setzt dem hohen Einsatz die Krone auf. Der 44-jährige Familienvater verbringt in der Regel jeden Tag auf dem Fußballplatz. Montags und mittwochs betreut er die U 12 der Rot-Blauen, in der auch sein jüngerer Sohn spielt. An den übrigen Wochentagen coacht er das Oberliga-Team. Samstags spielt die Nachwuchsmannschaft, am Sonntagmorgen schaut Akpinar bei seinem älteren Sohn zu. Am Nachmittag wartet dann der Oberliga-Spieltag. „In erster Linie macht das alles tierisch Spaß. Aber es ist auch eine Sache der Organisation und der Planung. Nur dann bekommt man alles unter einen Hut“, sagt der Frühaufsteher Umut Akpinar.

Ohne den Sport würde nämlich nichts gehen. „In der Corona-Pause habe ich den Fußball sehr vermisst. Da hat man gemerkt, wie sehr man daran hängt. Das ist ja nicht nur das tägliche Training, es ist auch das gesamte Umfeld. Der soziale Aspekt ist ganz wichtig. Du siehst vor Ort Leute aus dem Vorstand, das Betreuerteam, Spieler, Fans – irgendjemand ist immer da“, sagt Umut Akpinar. 

Sein Team ist am Sonntag, 15.30 Uhr, beim Tabellenzweiten VfB Hilden gefordert. Die vergangenen sieben Ligaspiele haben die Schwarz-Weißen gewonnen, im Niederrheinpokal aber mussten sie sich überraschend dem Landesligisten VfR Krefeld-Fischeln geschlagen geben. „Der Blick auf die Ergebnisse von Hilden sagt genug über ihre Qualität aus. Sie haben absolute Top-Teams geschlagen und stehen zu Recht da oben. In den letzten sieben Spielen haben sie eine beeindruckende Serie souveräner Siege hingelegt. Da kommt richtig was auf uns zu“, sagt Umut Akpinar, dessen Team zuletzt im Niederrheinpokal gegen den TSV Meerbusch mit 3:2 gewonnen hat. Bei der Auswärtspartie hatte Tim Haal einen Schlag aufs Knie abbekommen, der 32-Jährige droht nun auszufallen.

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