Sport in der Corona-Pandemie Arnold Janßen: „Wir wollen in der Krise ein Zeichen setzen“

Interview | Uedem · Der Vorsitzende spricht über das Reitturnier, das der RV von Bredow Keppeln am Wochenende organisiert, die Regeln für die Veranstaltung und wie es dem Verein während der Pandemie geht.

 Vorsitzender Arnold Janßen darf beim Turnier seines Vereins selbst nicht starten, weil er Amateurreiter ist.

Vorsitzender Arnold Janßen darf beim Turnier seines Vereins selbst nicht starten, weil er Amateurreiter ist.

Foto: RVK

Der Reiterverein von Bredow Keppeln richtet in der Corona-Krise am kommenden Samstag und Sonntag jeweils ab 8 Uhr ein Springturnier in der Halle auf der Anlage Hötzenhof der Familie Terhoeven-Urselmans aus. Bei der Veranstaltung dürfen nur Berufs- und Kaderreiter starten, weil sie nicht unter den Begriff Amateursport fallen. Arnold Janßen, Vorsitzender des RV von Bredow, spricht im Interview über das Turnier, welche Regeln wegen der Pandemie gelten und wie der Verein bislang durch die Corona-Krise gekommen ist.

Herr Janßen, warum traut sich der RV von Bredow Keppeln in diesen schweren Zeiten zu, ein Turnier zu organisieren?

Arnold Janßen Wir sind ein aktiver Verein, der sich die Aufgabe zu Herzen nimmt, für den Sport etwas zu unternehmen, auch wenn die Umsetzbarkeit wegen der Pandemie nicht so einfach ist. Und diese Veranstaltung wird sich sicherlich für uns nicht so rentieren, wie die Turniere, die wir ansonsten ausrichten. Doch der Verein kann sich das leisten, weil er treue Sponsoren hat, die uns schon seit Jahren unterstützen. Wir wollen in diesen schweren Zeiten ein Zeichen setzen. Es ist uns daran gelegen, dass nicht alle wegen der Pandemie den Kopf in den Sand stecken, sondern andere Vereine vielleicht sagen: Was die Keppelner können, das können wir auch.

Ziehen alle Mitglieder mit?

Janßen Es gab auch Kritik aus unseren Reihen, warum wir diese Veranstaltung während der Pandemie organisieren. Aber wir machen ja nur, was wir dürfen und vertreten können. Und wir haben ja auch die Genehmigung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sowie der Gemeinde Uedem, die unserem Hygienekonzept zugestimmt haben.

Wie groß ist der Aufwand, eine Veranstaltung während der Corona-Pandemie zu organisieren?

Janßen Der Arbeitsaufwand ist sogar geringer, weil wir nicht so viele Vorbereitungen treffen müssen wie bei unseren sonstigen Turnieren, bei denen wir immer viele Zuschauer haben. Jetzt sind ja keine Besucher erlaubt. Aber die Anspannung ist größer, weil die Aufgaben anders koordiniert werden müssen als bei normalen Veranstaltungen, bei denen eigentlich jeder Helfer weiß, was er zu tun hat, da vieles zur Routine geworden ist. Jetzt muss man gut aufpassen, damit die Leute am Wochenende nicht einfach loslaufen wie sonst auch, sondern daran denken, dass wegen der Pandemie bei dieser Veranstaltung besondere Regeln gelten.

Welche Corona-Vorschriften sind denn am Wochenende zu beachten?

Janßen Es dürfen, wie gesagt, keine Zuschauer kommen. Es gibt auf der Anlage vorgeschriebene Wege für Helfer und Reiter, die wir markieren werden. Der vorgeschriebene Abstand muss natürlich eingehalten werden. In der Halle müssen die Helfer Schutzmasken tragen, die Richter müssen deutlich getrennt voneinander sitzen. Wir werden deshalb auch Acrylglas-Abtrennungen aufstellen. Die Reiter dürfen für zwei Pferde nur einen Pfleger mitbringen und insgesamt höchstens zwei. Und es muss auf unserer Homepage ein Anwesenheitsnachweis beantragt werden. Wer den nicht hat, kommt nicht auf die Anlage. Und auf eine Siegerehrung wird verzichtet.

Müssen die Reiter beim Ritt im Parcours auch eine Maske tragen?

Janßen Nein. Denn wenn man auf einem Pferd sitzt, dann hat man alleine wegen der Größe der Tiere schon den vorgeschriebenen Abstand zu anderen Personen.

Wie ist die Resonanz der Reiter?

Janßen Die ist super, auch wenn nur Berufs- und Kaderreiter zugelassen sind, die ja nicht als Amateursportler gelten. Selbst vom Bodensee reisen Teilnehmer an. Sie nehmen die weite Anfahrt auf sich, weil derzeit halt nicht so viele Turniere ausgerichtet werden. Gemeldet hat unter anderem auch Karl Brocks, der Bundestrainer der Ponyreiter. Er will zum einen selbst starten, zum anderen aber auch die Gelegenheit nutzen, Reiter seines Kaders unter Wettkampfbedingungen zu beobachten. Er findet es toll, dass wir diese Veranstaltung auf die Beine stellen.

Bedauern Sie es denn ein wenig, dass nicht alle Reiter ihres Vereins bei einem Heimturnier starten können, weil viele ja Amateursportler sind?

Janßen Wir haben etwa zehn Mitglieder, die Berufs- oder Kaderreiter sind. Es freut uns, dass wir ihnen eine Startmöglichkeit bieten können. Aber natürlich ist es ein großer Wermutstropfen, dass nicht alle unsere Reiter dabei sein können. Das tut uns leid. Aber wir hoffen, dass wir im Frühjahr ein Turnier für Amateure organisieren können.

Wie ist der RV von Bredow Keppeln bislang durch die Corona-Krise gekommen?

Janßen Wir hatten 2020 das Glück, dass wir noch zwei Hallenturniere ausrichten konnten. Das zweite war Anfang März eine der letzten Veranstaltungen vor dem ersten Lockdown. Wir konnten ja auch eine gewisse Zeit noch Training für den Nachwuchs anbieten, weil wir Schulpferde haben, die bewegt werden durften. Aber das Vereinsleben hat natürlich gelitten unter der Pandemie, darüber müssen wir nicht sprechen. Die ganze Gemeinsamkeit, die das Vereinsleben ja ausmacht, ist zum Erliegen gekommen. Trotzdem haben unsere Mitglieder uns die Treue gehalten. Doch meine große Sorge ist, dass viele Kinder, die vielleicht jetzt mit dem Reiten begonnen hätten, das nun nicht mehr machen.

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