Fußball Neue Heimat Geißbockheim

Christian Brückers vom 1. FC Kleve wechselt zur nächsten Spielzeit zum 1. FC Köln. Der 14-jährige Gocher ist damit der jüngste Spieler, den der Geißbock-Klub in einer Gastfamilie aufnimmt.

Wenn vor der Saison die Trikotnummern verteilt werden, dann bekommt er die 10. Nicht, weil er als erster am Koffer mit den Leibchen ist, sondern weil im Team nur wenig darüber diskutiert werden muss, wer das Spiel macht. Christian Brückers, der in Goch wohnt und beim 1. FC Kleve derzeit noch in der C-Jugend spielt, wird in der nächsten Saison zum 1. FC Köln wechseln. Sein Können ist den Talent-Jägern des Geißbock-Klubs unter anderem bei den Einsätzen von Brückers in der Niederrheinauswahl aufgefallen. Nach den Sommerferien wird der 14-Jährige, der zunächst beim SV Viktoria Goch spielte bevor er nach Kleve wechselte, sein Leben neu sortieren müssen.

Gegen Nationalspieler

Christian Brückers sitzt zu Hause am Wohnzimmertisch mit seinen Eltern, Trainer Markus van Baal und dem Jugend-Koordinator des 1. FC Kleve, Frank Hommels. Der mit 1,80 Meter für sein Alter recht lange Fußballer wirkt ruhig und zurückhaltend. Doch weiß Hommels: "Das täuscht. Den muss man auf dem Platz erleben." Auf dem Feld hat Christian Brückers mit seinen erst 14 Jahren bereits einen beachtlichen Eindruck hinterlassen. So etwa auch beim Probetraining am Geißbockheim. Dort waren sich die vier Jugendtrainer des 1. FC recht schnell einig: "Den müssen wir haben." So hatte Brückers unter anderem im Spiel Eins-gegen-eins nur hauchdünn mit 4:6 gegen einen U 15-Nationalspieler verloren. "Doch die wollten auch ganz andere Sachen sehen. Wie man sich in der Gruppe gibt, ob man genau zuhört, welche Aufgaben gestellt werden, um diese dann exakt auszuführen", nennt der Gocher weitere Auswahlkriterien. Neben dem 1. FC Köln standen die Vereine bei ihm Schlange. Auch NEC Nimwegen, Borussia Mönchengladbach und der MSV Duisburg hätten Brückers gern genommen. Die meisten sogar ohne Probetraining. Vater Heiner Brückers (41) erklärt, warum man zusammen entschieden hat, den Sohn den Geißböcken zu überlassen: "Bei denen stimmte das ganze Paket von Schule über Förderung und auch wie wir dort aufgenommen wurden." Nach den Sommerferien wird sein Sohn in einer Gastfamilie in Köln wohnen, die einen Biohof betreibt. Dort leben drei weitere Nachwuchsspieler des 1. FC, die alle älter sind. Bei dem, was auf den 14-Jährigen in Köln zukommen wird, dürfte bei ihm keine große Langeweile aufkommen. Sechs Trainingseinheiten und ein Spiel am Wochenende. Christian Brückers, der derzeit noch die 8. Klasse des städtischen Gymnasiums Goch besucht, wird aufs Kölner Apostel-Gymnasium wechseln. Ein Fahrer wird ihn bei seiner Gastfamilie abholen und zur Schule sowie zum Training bringen. Der Stundenplan wird so gestaltet, dass der Gocher auch am Vormittag trainieren kann. "Dann fallen wohl so Stunden wie Kunst aus", baut der 14-Jährige auf weniger Malen und Basteln. Auch ein Vorteil: Nachmittags gibt's in der so genannten Geißbock-Akademie Lehrer, die sich um Hausaufgaben und die Förderung der begabten Fußballer im schulischen Bereich kümmern.

Der FC-Akteur freut sich auf den Wechsel. Mindestens zwei Jahre wird der 1. FC das Talent fördern. Für die Klever, die in der kommenden Saison mit der C-Jugend wieder in der Niederrheinliga spielen wollen, ist der Verlust enorm. "Aber es wäre geradezu hirnrissig, wenn wir Christian hier nicht voll unterstützen würden. Dadurch wird auch deutlich, dass die Förderung beim 1. FC Kleve so gut ist, dass Talente auch den Sprung zu den Top-Vereinen schaffen", kann Frank Hommels dem Wechsel auch positive Seiten abgewinnen.

Vom Großvater

Christian Brückers, der eigentlich Bayern-Fan ist, hat zwar vom 1. FC Köln nach den ersten Gesprächen ein Trikot geschenkt bekommen, doch will er aufgrund seines neuen Umfelds nicht "seinen" Verein verraten. "Er guckt jedoch jetzt häufiger, wie die Kölner gespielt haben", hat Vater Heiner erste Veränderungen festgestellt. Auf der Suche, von wem Christian das Talent bekommen hat, wird in der Familie eine Generation dezent übersprungen und man landet beim Großvater. "Der war ein sehr guter Fußballer beim SV Asperden", weiß Mutter Renate (44). Neben Celina (10) hat Christian mit Daniel (16) noch einen älteren Bruder. Die Frage, wo der denn spielt, beantwortet der 14-Jährige äußerst direkt: "Der spielt nur noch Gitarre."

(RP)
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