Leichtathletik Nach Gold und Silber wartet die Berglauf-WM

Kleve · Eine Ruhepause scheint es für Marianne Spronk nicht zu geben. Kaum hatte die 65-jährige ihre beiden Auftritte bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften im Rheydter Grenzlandstadion absolviert, da schnürte sie bereits wieder ihre Laufschuhe und absolvierte gleich zweimal die Strecke von ihrem Wohnort in Kessel, vorbei am englischen Soldatenfriedhof bis zum Feuerwachturm und zurück.

 Marianne Spronk übernahm auf ihren beiden Laufstrecken bei der Senioren-DM die Führungsarbeit.

Marianne Spronk übernahm auf ihren beiden Laufstrecken bei der Senioren-DM die Führungsarbeit.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Natürlich kennt Spronk die genaue Länge dieser Strecke. "Das sind 7,4 Kilometer, mal zwei macht fast 15 Kilometer", sagt Spronk, die genauso selbstverständlich die Uhr mitlaufen lässt und später "nur spaßeshalber ihre Zeit vergleicht mit der vor zwei Jahren". Sie müsse sich allmählich vorbereiten auf die Ende August stattfindenden Berglauf-Weltmeisterschaft in Tschechien, sagt Spronk fast ein bisschen entschuldigend.

Doch jetzt hat sie die Laufschuhe ausgezogen, macht am Telefon einen sehr entspannten Eindruck und findet reichlich Zeit, um die Eindrücke von den Deutschen Senioren-Meisterschaften an ihrem geistigen Auge noch einmal vorüberziehen zu lassen. Nahezu 1000 Leichtathleten bis ins respektable Alter von 90 und mehr Jahren waren am vergangenen Wochenende aus dem gesamten Bundesgebiet im Rheydter Grenzlandstadion zusammengekommen. "Bei besten äußeren Bedingungen", wie Spronk unterstreicht. Die Langstrecklerin des SV Viktoria Goch ist seit etwas mehr als zehn Jahren in der Laufszene präsent.

Die Teilnahme bei diesen außergewöhnlichen Events nimmt Spronk immer noch gerne auf sich, "auch wenn man sich vor dem Start, wenn es vor Nervosität kribbelt, fragt, weshalb man sich das antut". Aber wenn der Startschuss erst einmal gefallen ist, die Uhr läuft und der eigene Rhythmus gefunden wurde, gibt es keine Zweifel mehr. Dann zählt nur der Kampf Frau gegen Frau auf dem roten Kunststoff.

Die Konkurrentinnen kennen sich aus zahlreichen Wettkämpfen, können ihr Leistungsvermögen gegenseitig sehr gut einschätzen. In Mönchengladbach trifft Marianne Spronk über 800 wie auch über 5000 Meter auf die zwei Jahre ältere Anja Ritschel vom Turnverein Waldstraße Wiesbaden. Das erste Beschnuppern der beiden Läuferinnen bei der Senioren-DM dauert zwei Stadionrunden. Die lange Führungsarbeit von Spronk konterte Ritschel auf den letzten Metern. Etwas mehr als eine Sekunde gaben den Ausschlag zu Gunsten der Wiesbadenerin. "Wer von hinten kommt, ist häufig im Vorteil", weiß Spronk, die mit der Silbermedaille überhaupt nicht hadert. "Ritschel hat verdient Gold gewonnen, ich verdient Silber". Die Zeit der Gocherin: 3:08,96 Minuten.

Knapp sechs Stunden später wartet auf Spronk die nächste Entscheidung. 5000 Meter stehen auf dem Programm — und ein Wiedersehen unter anderem mit Ritschel aus Wiesbaden. Und erneut schwingt sich die Läuferin aus Kessel zur Taktgeberin auf. Spronk weiß, welche Zeit sie laufen kann, ohne dass es zur Quälerei wird. So setzt sich die 65-Jährige nach zwei von insgesamt zwölfeinhalb Runden an die Spitze, legt Meter um Meter zwischen sich und ihrer ersten Verfolgerin. Im Ziel zeigen die Uhren für Spronk 21:42,80 Minuten — Gold mit einem Vorsprung von gut einer halben Runde vor Ritschel.

Für die Viktoria-Langstrecklerin waren das erneut zwei gute Wettkämpfe. So gut, dass sie mit der Berglauf-WM gleich das nächste Ziel vor Augen hat.

(RP)
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