Lokalsport Manfred Nuy: 40 Jahre Kampferfahrung

Kleve · Ein Bruce Lee-Film begeisterte ihn vor 40 Jahren so sehr, dass er mit dem Kampfsport begann. Eine Begeisterung, die bis heute anhält: Auch nach vier Jahrzehnten ist der langjährige und erfolgreiche Wettkämpfer Manfred Nuy noch aktiv.

 Der bald 60-jährige Kampfsportler, der früher auch mit dem Ball unterwegs war, beherrscht den Spagat immer noch. Dazu muss auch schon mal die Querlatte eines Handballtores herhalten.

Der bald 60-jährige Kampfsportler, der früher auch mit dem Ball unterwegs war, beherrscht den Spagat immer noch. Dazu muss auch schon mal die Querlatte eines Handballtores herhalten.

Foto: Evers.

Mit Bruce Lee fing alles an. Anfang der 70er Jahre war das. Der Klever Manfred Nuy saß im Kino, sah "Die Todesfaust des Cheng Li" - und fasste kurz darauf den Entschluss, mit dem Kampfsport anzufangen. Eine weitreichende Entscheidung: Heute blickt Nuy auf 40 Jahre Kampfsport, unzählige Trainingsstunden und Kämpfe, auf Verletzungen und Titel zurück.

Die Fußballschuhe hatte Nuy, der am Samstag 60 Jahre alt wird, schon vor Beginn der Kampfsportkarriere an den Nagel gehängt, nach fünf Jahren bei Sportclub und dem VfB. "Das war nicht so mein Ding, ich konnte mich da nicht so durchsetzen", erinnert er sich. Wenig Selbstbewusstsein habe er in seiner Jugend gehabt, sagt er, mit wachsender Kampfsporterfahrung änderte sich das allerdings. Angefangen hat er beim Roten Drachen in Kleve, nach einem Monat Judo und Selbstverteidigung wechselte er zum Kempo, einer im Wesentlichen aus Schlägen und Tritten bestehenden Sportart. Schläge und Kicks, die ihn im Kinosessel so sehr fasziniert hatten, blieben denn auch das "Steckenpferd" des 59-Jährigen - auch wenn er in zahlreichen Kampfsportarten Erfahrungen gesammelt hat, sieht er sich heute im Wesentlichen als Kickboxer. "Wenn ich jetzt nochmal 20 wäre, würde ich sofort mit dem Kickboxen anfangen. Da gibt es weniger traditionelle Abläufe als in anderen Sportarten, man weiß im Kampf nicht, was als nächstes kommt und muss schneller reagieren", sagt Nuy. Auf Kempo-Turnieren sammelte er erste Wettkampferfahrungen, zunächst unter "ferner liefen", wie er selbst sagt, später zunehmend erfolgreich. Ab 1982 gab er eigene Kampfsportkurse beim Judo-Club Grieth, später dann beim SV Siegfried Materborn, wo er erstmals auch Kinder und Jugendliche trainierte.

Während seiner Zeit in Grieth schaffte er es bis ins Deutsche Sanda-Nationalteam, einer dem Kickboxen ähnlichen Schlag- und Trittsportart, kämpfte im Vollkontakt in Schweden bei einem europaweiten Turnier und belegte in der Klasse bis 70 Kilogramm - seinem gewohnten Kampfgewicht - den dritten Platz und wurde ein Jahr später bei der EM in Peking Siebter. Siebenmal ist er zudem Deutscher und Westdeutscher Vizemeister, scheiterte jeweils nur an seinem härtesten Konkurrenten Hasan Akbas, mit dem er zusammen später im Anzug der deutschen Nationalmannschaft nach Peking fuhr. Zwei Mal wurde Nuy zudem Internationaler Meister, einmal Internationaler Vizemeister, Erfahrung holte er sich auch in den Niederlanden, die für ihre starken Kickboxer bekannt sind: Zwölf Jahre trainierte er regelmäßig in Holland, vor allem zu Perry Ubeda, dem mehrfachen Kickbox-Weltmeister, baute er ein enges sportliches und privates Verhältnis auf.

Doch es gab auch Rückschläge: Nach der WM in Peking, bei den Westdeutschen Meisterschaften, brach er sich Nasen- und Jochbein, konnte infolgedessen nicht an der EM in London teilnehmen. Mit 38 Jahren hörte er mit den Wettkämpfen auf, trainierte aber fleißig weiter und startete fünf Jahre später ein Comeback. "Ich wollte allen zeigen, dass man auch nach längerer Pause nochmal angreifen kann", sagt Nuy. Er bestritt zwei Kickbox-Kämpfe in Holland und kämpfte sich im Leichtkontakt bis in die 1. Bundesliga vor. Bei einem nationalen Turnier dann die wohl schwerste Verletzung seiner Karriere: Sein Gegner trifft ihn mit der Ferse am Kiefer, der bricht dreifach. "Ich führte nach Treffern mit 4:0 und dachte mir: Ich halt' mich jetzt etwas zurück, um nichts zu riskieren. Als ich darüber nachdachte, traf er mich mit der Hacke am Kiefer", so Nuy. "Ich wollte weiterkämpfen. Aber das wäre für meine Gesundheit zu gefährlich gewesen", sagt er. Schon im Krankenhaus, erinnert er sich mit einem Lächeln, habe er aber wieder mit dem Training angefangen, mit Dehn- und Kraftübungen.

Nach dem Kieferbruch hing er die Wettkampf-Handschuhe dann nach vielen Jahren im Ring und auf der Matte endgültig an den Nagel - dem Kampfsport ist er aber bis heute treu geblieben, leitet derzeit eine Kampfsportgruppe des LVR als Trainer, trainiert gleichzeitig selbst voll mit. Den Spagat beherrscht Nuy, den viele Klever auch als Türsteher, Kellner und Discjockey aus dem Klever Nachtleben kennen, noch wie vor 40 Jahren.

Ein altersbedingtes Ende seiner außergewöhnlichen Kampfsportkarriere ist auch nach 40 Jahren nicht in Sicht: "Ich bin noch so fit, dass ich auch mit den jüngeren Kämpfern mithalten kann", sagt er.

(RP)
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