Fußball SV Hö.-Nie.: Sportchef Georg Kreß tritt ab

Der Kalkarer Landesligist steckt tief in der Krise: Sportchef Georg Kreß wollte Trainer Thomas von Kuczkowski entlassen, Ex-Profi Christian Mikolajczak stand schon als Nachfolger parat. Hö.-Nies Vereinsführung aber winkte ab.

 SV Hö.-Nies Sportchef Georg Kreß (rechts) wollte Trainer Thomas von Kuczkowski (links) entlassen. Daraus aber wurde nichts.

SV Hö.-Nies Sportchef Georg Kreß (rechts) wollte Trainer Thomas von Kuczkowski (links) entlassen. Daraus aber wurde nichts.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)/Stade, Klaus-Dieter (kds)

Beim Landesligisten SV Hönnepel-Niedermörmter kehrt keine Ruhe ein. Nach der chaotischen vergangenen Saison mit Spielerstreiks, Rücktritten und dem Beinahe-Abstieg in die Bezirksliga ertönte nun der nächste Paukenschlag an der Kalkarer Düffelsmühle: Sportchef Georg Kreß ist am Dienstagabend zurückgetreten. „Es musste jetzt was passieren. Den Stillstand konnte ich nicht länger mitansehen. Es ist mir aber wichtig, zu betonen, dass ich Sponsor (Anm. d. Red.) Mario van Bebber für die vertrauensvolle Zusammenarbeit sehr dankbar bin“, sagt Kreß im Gespräch mit unserer Redaktion. Zum Hintergrund: Der SV Hö.-Nie. steht nach sechs Spieltagen mit einem Zähler auf Tabellenplatz 17. „Wir sehen den Entschluss von Georg Kreß gelassen, wir haben sogar damit gerechnet“, sagt Vereinsvorsitzender Norbert Giesen.

Zum Hintergrund: Bereits seit einigen Wochen ist zu vernehmen, dass es bei der Spielvereinigung rumort. Trainer Thomas von Kuczkowski steht zur Diskussion. „Vor zwei Wochen bin ich damit beauftragt worden, einen neuen Trainer zu suchen. Ich habe auch jemanden gefunden, bei dem ich davon überzeugt war, dass er das Ruder bei uns herumreißen kann“, sagt Kreß. Um wen es sich dabei handelt, wolle er nicht preisgeben. Wie unsere Redaktion allerdings aus gut unterrichteten Kreisen im Ruhrgebiet erfuhr, sollte Ex-Hö.-Nie.-Kicker und Schalke-Profi Christian Mikolajczak „Kucze“ nachfolgen. Er gilt in der Szene als ligaerfahren und führungsstark. Zuletzt stand er beim FSV Duisburg an der Seitenlinie.

In der vergangenen Woche habe Kreß dem Vorstand den Kandidaten präsentiert. Dieser hätte ihm mitgeteilt, dass man die Partie gegen den ASV Süchteln abwarten wolle, ehe man eine Entscheidung über die Entlassung von „Kucze“ fällt. Diese Begegnung verlor die SV mit 1:2. Am Montag dann fiel die Entscheidung: Die Vereinsverantwortlichen winkten ab, offenbar auch aus finanziellen Gründen. Den geschassten „Kucze“ sowie den neu engagierten Trainer parallel zu beschäftigen, sei finanziell für den Klub kaum stemmbar gewesen.

„Wir stehen als Vorstand voll hinter dem Trainer. Herr Kreß hatte da offenbar andere Vorstellungen. Doch unserer Ansicht nach ist dem Trainer nicht viel vorzuwerfen“, sagt Giesen. Schon in der vergangenen Spielzeit sei der Verein gut damit gefahren, dem Übungsleiter den Rücken zu stärken. Ein Rückblick: Im März dieses Jahres hatte das Sportdirektoren-Duo Guido Lohmann und Kato Sürün dem Vorstand empfohlen, Thomas von Kuczkowski zu entlassen. Auch damals aber lehnte die Vereinsführung ab, Sürün und Lohmann traten in der Folge zurück. Mit ihnen kündigten gleich mehrere Spieler ihre Verträge bei den Schwarz-Gelben auf.

„Wir lassen die Entscheidung von Herrn Kreß nun erst einmal sacken und sind nicht der Meinung, gleich einen Nachfolger präsentieren zu müssen. Es geht nun vor allem um Ruhe im Verein“, sagt Giesen. Georg Kreß wiederum sah seine Autorität als Sportchef untergraben. „Wenn ich eine solche Empfehlung ausgebe, sollte man auch auf mich hören. Ich habe fast jedes Spiel und jede Trainingseinheit verfolgt und wollte nicht zusehen, wie wir uns schleichend in eine Abwärtsspirale bewegen“, sagt Kreß.

Dass der Vorstand seinen Vorschlag abgelehnt und sich hinter „Kucze“ gestellt habe, sei für ihn überraschend gewesen: „Zumal Herr Giesen bei einem Training noch nie vor Ort war.“ Giesen widerspricht den Darstellungen von Kreß: „Ich bin fast immer beim Training und von Herrn Mikolajczak wussten wir als Vorstand gar nichts.“ Er selbst sei ob der sportlichen Misere zwar „besorgt“, über einen Trainerwechsel aber wolle er nun noch nicht nachdenken. Auch ein Ultimatum gebe es ihm zu Folge nicht, um dann doch ein solches auszugeben: „Wenn wir nach zehn bis zwölf Spielen bei zwei bis drei Punkten stehen, machen wir uns Gedanken.“

Der Trainer selbst wollte sich zur Personalie Kreß nicht äußern: „Das ist nicht meine Aufgabe, ich bin für die Mannschaft zuständig. Wenn man die Spiele genau analysiert, sieht man, dass wir von Punkten nicht weit entfernt sind.“ Zudem müsse man betrachten, wo der Verein herkomme. „Im vergangenen Jahr haben wir mit Glück, Herzblut und ganz viel Arbeit erst in der Nachspielzeit der letzten Partie den Klassenerhalt gepackt“, sagt von Kuczkowski. Es sei in dieser Saison das Ziel gewesen, eine „langweilige Runde“ zu spielen. Von diesem Ziel sei man nicht weit entfernt. „Fakt aber ist: Wir müssen jetzt punkten“, sagt „Kucze“. Die nächste Gelegenheit bietet sich dazu am kommenden Sonntag. Dann empfangen die Kalkarer den 1. FC Mönchengladbach – ohne sportliche Führung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort