Fußball Kurzschluss im Kasten

Fußball-NRW-Liga: Der 1. FC Kleve verlor die Partie bei den Sportfreunden Siegen deutlich mit 0:3. Keinen unerheblichen Beitrag dazu leistete FC-Torhüter Dominik Schütz, der zwei Gegentreffer auf seine Kappe nahm. Quartett verlängerte gestern Abend beim 1. FC.

Siegen ist eine Reise wert. Zumindest aus landschaftlichen Gesichtspunkten. Das Fußballstadion der Sportfreunde liegt in einem Tal, umgeben von Wäldern. Ein Postkarten-Panorama. Vor ein paar Jahren (2005/06) bekam man hier noch Zweitliga-Fußball zu sehen. Das ist der eine Grund, warum immerhin knapp 1700 Zuschauer die Partie gegen den 1. FC Kleve sehen wollten. Der zweite ist: Das Umland von Siegen gehört fußballtechnisch zur Diaspora. Da geht man eben zum ortsansässigen Verein, wenn man bei einem Spiel live dabei sein will.

Wohl auch aus Zweitligazeiten übrig geblieben ist die Katastrophe aus Plüsch, die zusammen mit den Teams den Platz betritt. Nicht alle Kinder dürften ein Vertrauensverhältnis zu diesem Maskottchen aufbauen können.

Weniger Sorgen in Siegen

Sorgen hatten die Sportfreunde Siegen lange vor dem drohenden Abstieg. Das hat sich mittlerweile gelegt. Keinen unerheblichen Beitrag dazu leistete Kleves Torhüter Dominik Schütz am Himmelfahrtstag. Die 0:3-Niederlage des 1. FC Kleve geht voll auf sein Konto. Dies gab der Keeper nach dem Duell ohne in eine Diskussion einzusteigen auch zu. Mit dem versteinerten Gesicht eines Verurteilten schlich Schütz vom Platz und erklärte: "Die beiden ersten Tore gehen auf mich. Was soll ich dazu sonst noch sagen?" Reicht ja.

Dabei starteten die Klever in der Siegerländer-Idylle sehr ordentlich. Und dies obwohl Patrick Braun bereits nach 17 Minuten vom Platz musste. Er hatte sich offiziell als gesund gemeldet, merkte dann aber, dass es doch nicht ging. "Das war falscher Ehrgeiz", rügte Kleves Trainer Georg Kreß. Nachdem der 1. FC die ersten guten Möglichkeiten in der Partie durch Sowislo (11.) und Klimczok (13.) hatte, folgte in Minute 22 der erste Kurzschluss im Klever Kasten. Siegens Kapitän Bogusz praktiziert das Modell "langer Ball mit reichlich guten Wünschen hinterher" und donnert die Kugel hoch Richtung Klever Tor. Dominik Schütz kommt raus, der Ball springt vor ihm auf und fliegt über ihn. Siegens Stürmer Tahiri kann sein Glück gar nicht fassen und schiebt zum 1:0 ein.

Kurz vor der Pause der zweite Bock: Aus 35 Metern zieht Sportfreunde-Spieler Cartus ab, weil Schütz völlig falsch in seinem Tor steht und mit einer Hereingabe rechnet. Der Ball schlägt im Torwart-Eck ein, Schütz ist anderweitig unterwegs.

Kurz nach dem Wechsel ist es Kleves Sommer, der frei vor Siegens Schlussmann auftaucht, diesem den Ball jedoch genau in den Bauch nagelt. Im zweiten Abschnitt demonstriert Siegen eindrucksvoll, warum man solange im Tabellenkeller unterwegs war. Vor allem der eingewechselte Huke verknallt Chancen, mit denen man sonst mehrere Spiele gewinnen kann. Zum 3:0 in der 77. Minute reicht es dann noch. Uzun schiebt alleingelassen an Schütz zum Endstand ein. Schütz zeigt in einigen Szenen, dass er auf der Linie stark ist.

Kleves Trainer Georg Kreß hatte die Niederlage recht zügig analysiert. Auf der Suche nach Gründen wurde er schnell fündig: "Die beiden ersten Gegentreffer gehen ganz klar auf die Kappe von Schütz. Bis dahin haben wir gut gespielt. Nachher hatten wir Glück, dass wir nicht abgeschossen wurden."

Dass Siegen nicht viel tun musste, um leicht und locker an drei Punkte zu kommen, interessierte niemanden so richtig. Trainer Andrzej Rudy: "Das ist ein schönes Vatertaggeschenk. Ich habe drei Söhne und wollte, dass meine Mannschaft jedem ein Tor schenkt. Das hat sie getan." Nicht ganz richtig. Zumindest zwei Kinder von Rudy sollten sich bei Kleves Schütz bedanken.

Gestern Abend gab Kreß erleichtert vier Vertragsverlängerungen für die nächste Saison bekannt: Adrian Mahr, Marius Sowislo, Marek Klimczok und Tobias Klemt spielen weiter für den 1. FC Kleve.

(RP)
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