Fußball "Kto wygra mecz?" "My!"

Seit 20 Jahren gibt es eine Fußball-Mannschaft, in der nur Polen spielen. Vor dreieinhalb Jahren gründeten sie im BV DJK Kellen ihr eigenes Team. Für die Spieler ist es ein Stück Heimat, für den Verein gelebte Integration.

 Stimmung in der Kabine: In der Reserve-Mannschaft der BV DJK Kellen spielen nur Fußballer mit polnischen Wurzeln. Die Landesfarben sind Rot und Weiß, Polska ist das polnische Wort für das Heimatland der Spieler.

Stimmung in der Kabine: In der Reserve-Mannschaft der BV DJK Kellen spielen nur Fußballer mit polnischen Wurzeln. Die Landesfarben sind Rot und Weiß, Polska ist das polnische Wort für das Heimatland der Spieler.

Foto: evers

Bevor ein Fußball-Spiel beginnt, versammelt der Trainer sein Team in der Kabine um sich. Er verrät die Aufstellung, hält eine kurze Ansprache und feuert seine Spieler ein letztes Mal an. Bei der zweiten Mannschaft des BV DJK Kellen, die in der Kreisliga B spielt, klingt das dann so: "Kto wygra mecz?", fragt Trainer Jan Skotnicki in die Runde. "My!", schallt es zurück. Übersetzt heißt es: "Wer gewinnt das Spiel?" "Wir!" Das war Polnisch — denn in der Mannschaft gibt es nur Fußballer mit polnischer Herkunft.

990 Polen leben in Kleve. In der Stadt mit 49 912 Einwohnern ist es, hinter den 2957 Niederländern, die zweitgrößte Gruppe ausländischer Mitbürger — wobei noch nicht die Einwohner erfasst sind, die eine doppelte oder mittlerweile deutsche Staatsbürgerschaft haben. Während es in Düsseldorf, Köln oder Duisburg etliche Migranten-Teams gibt, die Türkiyemspor, Hellas oder Italia heißen, gibt es im Kreis Kleve nur diese Mannschaft.

1991 trafen sich ein paar Polen um Jan Skotnicki zum ersten Mal auf einem Bolzplatz. 1994 schlossen sich einige von ihnen den Alten Herren der BV DJK Kellen an. 2008, als immer mehr junge Polen mit ihren Landsleuten spielen wollten, gründeten sie eine eigene Mannschaft im Verein. Arno Tromp, Vorsitzender in Kellen, empfing sie mit offenen Armen. Davon, dass sie sich nicht integrieren wollen, da sie nur Polen in der Mannschaft dulden, will Tromp nichts wissen. "Ich sehe es als gelebte Integration, da sie voll im Verein drin und von allen akzeptiert sind", sagt er.

Im ersten Jahr stieg das Team von der untersten Klasse in die Kreisliga B auf. Dort hat sie sich etabliert. In dieser Saison läuft es allerdings noch nicht sonderlich gut. Mit nur zwei Siegen aus 14 Spielen ist das Team Letzter. Gegen Tabellenführer DJK GW Appeldorn gab es eine unverdiente 0:1-Pleite.

"In der Hinrunde sind wir meistens nicht so gut", sagt der Trainer. Was auch daran liege, dass viele Spieler im Sommer, wenn sie keine Arbeit haben, für mehrere Wochen in die Heimat fahren und so die Vorbereitung verpassen. Die Trainingsbeteiligung ist aber hoch. Vor der Nachtschicht kommen die Spieler selbst an kalten Winterabenden. "Der Zusammenhalt ist groß", sagt Skotnicki.

Wenn neue Spieler aus Polen nach Deutschland kommen, um hier oder in den Niederlanden als Leiharbeiter anzuheuern, kennen sie zunächst niemanden. Sknotnicki ist für sie "Papa, Manager, Mädchen für alles", wie er sagt. "Ich helfe ihnen bei Krankenkassen, Meldehallen, Standesämtern, allem."

Mit 52 Jahren ist er der zweitälteste im Team, das ein Durchschnittsalter von 27 Jahren hat. Mark Klawczynski ist ein Spieler der neuen Generation. Der 20-Jährige ist in Deutschland geboren. Dennoch hat er sich für das Team entschieden. Der Grund: "Mit all den Polen zusammenzuspielen — das ist schon ein Stück Heimat."

(RP/rl)
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