Zeichen setzen zum Amateurfußball-Start Jetzt gilt es, ein Zeichen zu setzen

Meinung · Am Profifußball gibt es jede Menge berechtigte Kritik. Sie verpufft ungehört. Der Neustart im Amateurfußball bietet die Chance, der Kritik ein Gesicht zu geben. Als Zuschauer am Stankett.

 Am Wochenende rollt in den Fußball-Ligen im Kreis Kleve wieder der Ball.

Am Wochenende rollt in den Fußball-Ligen im Kreis Kleve wieder der Ball.

Foto: dpa/Andreas Gora

Was haben wir nicht alle in den vergangenen Monaten über den Profifußball gemeckert. Und das völlig zu Recht. Über seine Auswüchse, seine Weltfremdheit und Abgehobenheit, seine vorgespielte neue Demut, über sein fehlendes Gespür, was zu welchem Zeitpunkt das Richtige zu tun oder zu sagen wäre. Aber nur mit dem Finger darauf zu zeigen, was dort oben alles falsch läuft, lässt die Kritik auf halber Strecke versanden.

Jetzt steht die perfekte Möglichkeit ins Haus, auch die zweite Hälfte des Weges zu gehen: der Neustart des Amateurfußballs. Wer zeigen will, dass die Profis in ihrem Wirtschaftszweig Fußball zu oft falsch abbiegen, kann ganz einfach deutlich machen, was zählen sollte. Indem er zum Spiel seines Heimatvereins geht. Indem er sich ans Stankett des Aschen-, Rasen- oder Kunstrasenplatzes in der Nachbarschaft stellt und Spielern beim Spielen zuguckt, die montags wieder arbeiten müssen. Wer die zwei, drei oder fünf Euro übrig hat und sie am Kassenhäuschen abgibt, gibt ein Statement gegen die 115 Millionen Euro ab, die der FC Chelsea für den belgischen Stürmer Romelu Lukaku ausgibt. Wer die B-Liga unterstützt, protestiert damit letztlich auch gegen jede Art von Super-League-Plänen. Wer mit dem Rad zum C-Liga-Spiel fährt, äußert irgendwie auch sein Missfallen an einer EM, bei der die Nationalteams quer durch den Kontinent geflogen sind.

Jeder setzt mit seinem – am liebsten regelmäßigen – Besuch auf den Plätzen zwischen Wachtendonk und Elten ein Zeichen, dass der Sonntagnachmittag den Amateuren gehört und nicht einem immer weiter zersplitternden Bundesliga-Spieltag im Bezahlfernsehen. Er setzt ein Zeichen, dass es ihm wichtig ist, dass die kleinen Vereine trotz gesunkener Mitgliederzahlen Jugendarbeit anbieten können. Und die ist wichtig nach Monaten, in denen der Sport für Kinder und Jugendliche wegen Corona quasi brachlag.

Dabei kann der Beginn der Amateurligen nur ein neuerlicher Startschuss sein. Für eine dauerhafte Unterstützung des Amateur- und Breitensports. Nicht nur am Fußballplatz, auch in den Sporthallen, auf den Reitanlagen. Als Zuschauer, Ehrenamtlicher, zahlendes Mitglied. Das gibt der Kritik am Profifußball eine gesunde Basis. Es wird oben wohl nicht viel bewirken. Aber unten. Bei den Amateuren.

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