Fußball Kaum Euphorie vor dem Bundesliga-Start

Kreis Kleve · Fanclubs aus dem Kreis Kleve organisieren an diesem Wochenende kein Rudelgucken. Manche Mitglieder wollen den Fernseher gar nicht erst einschalten. Die „Live Borussen Goch“ fordern, dass zumindest einige Anhänger ins Stadion dürfen.

 Geisterspiele – wie hier zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im März – wird es bis auf Weiteres in der Bundesliga geben.

Geisterspiele – wie hier zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im März – wird es bis auf Weiteres in der Bundesliga geben.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Am heutigen Samstag, 15.30 Uhr, ist es soweit: In den Bundesliga-Stadien rollt nach 65 Tagen des Corona-Lockdowns wieder der Fußball. Mit Geisterspielen soll die unterbrochene Saison 2019/2020 zu Ende gespielt werden, so der Plan der Deutschen Fußball Liga (DFL). Bei den Fanclubs im Kreis Kleve sorgt die Wiederaufnahme des Bundesliga-Spielbetriebs allerdings kaum für Begeisterung.

„Meiner Meinung nach dürften die Spiele aus gesundheitlichen Gründen gar nicht stattfinden. Das Virus ist nämlich noch immer da. Ich werde mir die Geisterspiele nicht anschauen“, sagt Lothar Ewen, Vorsitzender des Fanclubs „Plan B“ von Borussia Mönchengladbach. Die Fohlen-Elf trifft um 18.30 Uhr auswärts auf Eintracht Frankfurt. Zwar würden alle Bundesliga-Profis in regelmäßigen Abständen auf das Coronavirus getestet werden, Ewen aber warnt: „Tests halten ein Virus nicht auf.“ So werde seine Fan-Vereinigung aus Geldern-Walbeck, die knapp 100 Mitglieder zählt, vorerst aufs Rudelgucken verzichten. „Es ist verboten, gemeinsam zu gucken“, sagt er.

Auch das Public Viewing in Kneipen und Restaurants scheint derzeit nur schwer möglich. Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen sind pro Tisch nur Angehörige von maximal zwei Haushalten erlaubt.

Dieter Stumpe hält die Entscheidung, das Experiment „Bundesliga-Neustart“ zu wagen, für richtig. Der 70-Jährige ist Vorsitzender des Klever BVB-Fanclubs Schwanenstadt. „Es sollte gespielt werden, damit wir letztlich eine aussagekräftige Tabelle haben. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass wir mit der Saison Ende Juni durch sind“, sagt Stumpe. Und dennoch: Ans Rudelgucken sei aktuell nicht zu denken. „Ich kann allerdings nicht verhindern, dass sich einige Mitglieder in privatem Rahmen zum Fußballgucken treffen“, so Stumpe. Er selbst werde sich an solchen Zusammenkünften nicht beteiligen, immerhin gehöre er zur Corona-Risikogruppe.

Zwar werde er heute Nachmittag den Fernseher einschalten, wenn seine Schwarz-Gelben im Revierderby auf Schalke 04 treffen, allzu angetan aber sei er von Geisterspielen nicht. „Eigentlich ist das nichts Halbes und nichts Ganzes“, sagt Stumpe. So habe er kurz vor dem Corona-Lockdown die Partien zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach sowie Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain gesehen. Auch damals war kein Publikum zugelassen. Stumpes Eindruck: „Das macht alles wenig Spaß“.

Gaby Geurtz, Vorsitzende des Schalke Fanclubs Niederrhein-Kleve, bekräftigt, dass wohl jedes Vereinsmitglied das Revierderby in den eigenen vier Wänden verfolgen werde. Dennoch hält auch sie den Bundesliga-Neustart für verfrüht. Immerhin seien die Infektionszahlen weiterhin vergleichsweise hoch. 170 Mitglieder zählt der älteste Schalke-Fanclub der Region.

Ludwig Lübeck leitet den Fanclub „Live Borussen Goch“ und ist eingefleischter Getreuer von Borussia Mönchengladbach. 52 Mitglieder zählt der 2016 gegründete Verein. Der harte Kern, so Lübeck, habe in den vergangenen Jahren keine Partie der Fohlen verpasst. Er sei mit seinen Vereinskollegen sogar zu den Trainingslagern der Borussen quer durch Europa geflogen.

„Wir stehen immer zum Verein“, sagt Ludwig Lübeck. Auch für die Auswärtspartie gegen Eintracht Frankfurt hätten die Edelfans aus Goch schon Tickets gehabt. Sogar Hotels seien bereits gebucht gewesen. Immerhin habe man nun vom Verein die Eintrittskarten zurückerstattet bekommen.

Dennoch sagt Ludwig Lübeck: „Bei den jetzigen Entscheidungen denkt eigentlich keiner an die Fans. Es wäre fair, wenn zumindest die Leute, die eine Allesfahrer-Karte haben, jetzt ins Stadion nach Frankfurt dürften.“ Schließlich würde es sich dabei lediglich um einen Personenkreis von knapp 300 Anhängern handeln.

Zum Hintergrund: Eine Allesfahrer-Karte erhalten jene Fans, die zu jedweden nationalen Pflicht-Auswärtsspielen der Borussia fahren. Für einen derartigen Ausweis muss man sich bewerben. Einige Mitglieder von „Live Borussen Goch“ aber seien im Besitz eines solchen, so Lübeck. „Ich habe 34 Jahre lang kein Spiel der Borussia verpasst. Jetzt vor dem Fernseher zu sitzen, dürfte aber langweilig werden“, sagt Ludwig Lübeck.

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