Lokalsport Kleves Sportentwicklung geht Politik zu langsam

Kleve · Fraktionschefs können Kritik von Vereinen und Schulen am Zustand der Sportanlagen teilweise nachvollziehen.

"Kleve hat Geld. Das muss auch ausgegeben werden", sagt CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing. Ein Grund für die gute finanzielle Situation der Kommune ist auch, dass ständig überprüft wird, wo Sparpotenziale vorhanden sind. Gespart wird unter anderem beim Mähen der Fußballfelder von Sportvereinen. So ist der Rhythmus, in denen die Rasenflächen geschnitten werden, verändert worden. Statt viermal in zwei Wochen wird jetzt nur noch dreimal gemäht. "Das sei sonst nicht mehr zu bezahlen, hat mir die Stadt erklärt", sagt Gerd-Udo Neuenfeldt, Vorsitzender des BV/DJK Kellen. Er schaut nicht ohne Neid auf die Unterstützung, die etwa die Kultur in Kleve erfährt.

Der BV/DJK-Vorsitzende hatte über den Zustand der Anlagen seines Vereins geklagt. Andere Clubs unterstützen die Kritik. Ein Gutachten der Sporthochschule Köln von vor sechs Jahren bescheinigt den Klever Turnhallen einen hohen Sanierungsbedarf (die RP berichtete). Die geäußerte Kritik kann die Klever Politik teilweise nachvollziehen.

"Die Umsetzung des Sportentwicklungskonzepts geht mir zu langsam. Vor allem die Merkur-Halle muss jetzt gebaut werden. Für den Standort gibt es zwei Alternativen", sagt CDU-Fraktionschef Gebing, und ergänzt, bevor hier abschließend entschieden wird, müsse noch ein Gespräch mit dem 1. FC Kleve geführt werden.

Zuletzt hatte die CDU-Fraktion Vereinsvertreter von Siegfried Materborn und SSV Reichswalde zu Gast. Auf dem Siegfried-Gelände sollen zwei Kunstrasenplätze angelegt werden. Und das möglichst schnell. Der SSV habe Bedarf aufgrund seiner zahlreichen Jugendmannschaften, so Gebing. Eines der zwei Spielfelder will Reichswalde alleine nutzen. "Im unterstädtischen Bereich ist der Druck nicht so groß", weiß der CDU-Chef. Was den von Kellens Vorsitzendem beklagten Schimmel in den Umkleiden und Duschen betrifft, sieht Gebing den Verein in der Verantwortung. Das Gebäude gehöre dem BV/DJK, außerdem müsse man immer ordentlich lüften, gibt der Christdemokrat Tipps. Bei der Stadt liege kein Antrag auf einen Investitionszuschuss vor, der Verein sei in der Pflicht, sich darum zu kümmern, dass der Schaden behoben wird.

Als "unglücklich" bewertet Gebing die Situation in der Turnhalle des Konrad-Adenauer-Gymnasiums, wo sich Lehrerinnen und Lehrer aufgrund mangelnder Alternativen in einem Raum umziehen müssen. Da der Neubau des KAG, wie in der vergangenen Woche bekannt geworden, sich nicht unerheblich verzögern wird, dürfte es auch keine neue Dreifachturnhalle geben.

Der Grünen-Fraktionschefin Hedwig Meyer-Wilmes hat sich die Dramatik beim BV/DJK Kellen nicht erschlossen. "Der Verein muss das doch melden, wenn sich an den Wänden Schimmel bildet. Dann wird das meines Wissens nach doch von der Verwaltung auch ausgebessert", erklärt sie. Dass die Umsetzung des Sportentwicklungskonzepts so lange dauert, ist aus ihrer Sicht bedauerlich. Abwegig ist für die Bündnisgrüne, dass die Toiletten in der Kellener Sporthalle über Jahre hinweg für eine Geruchsbelästigung sorgen: "So eine Situation kann zwei Wochen bestehen, bis sie behoben ist, aber nicht fünf Jahre."

Für FDP-Fraktionschef Daniel Rütter sind die Klever Sporthallen in einem guten Zustand. "In anderen Kommunen ist der Standard schlechter. Hier sehe ich keinen Anlass, sich aufzuregen. Wir erheben auch keinerlei Gebühren", sagt Rütter. Was Sanierung von Sportanlagen und Hallen betreffe, so könne sich Kleve das derzeit nicht leisten. Priorität hätten die Schulen. "Die Kapazitäten, was Umsetzung und finanzielle Mittel betrifft, sind endlich." Auch würden teilweise die Vereine nicht mitziehen. Man könne eben niemanden zu seinem Glück zwingen. "Wo es voran kommen muss, ist beim VfL Merkur Kleve. Mir ist nicht klar, dass wir heute noch nicht einmal wissen, wo die Turnhalle hinkommt", betont Rütter.

Die Klever Sozialdemokraten haben mit Michael Kumbrink einen ausgewiesenen Kenner der Klever Sportszene in ihren Reihen. Kumbrink leitet den Sportausschuss. "Es ist doch klar, dass 2011 beschlossene Konzepte 2017 nicht alle umgesetzt sein können", sagt er. Der Verwaltung seien da oft die Hände gebunden. "Da ist das Geschrei aus der Bevölkerung oder den Vereinen groß, wenn ausgearbeitete Pläne nicht allen gefallen", sagt Kumbrink, der dennoch einräumt, dass einzelne Punkte aus dem Gutachten schneller umgesetzt werden müssen.

(jan)
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